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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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349

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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diesen fruchtbaren Aufenthalt der Selbstbiograph in
umfänglichen, tiefempfundenen Erzählungen treuherzig
mittheilt, vervollständigt die zahlreichen anderweitigen
Nachrichten über dieses herrliche Zusammenwirken
der deutschen Künstler in so dankenswerther Weise,
dafs schon diese Abschnitte allein dem Buche einen
dauernden Werth verleihen. Kurz darauf trat er seine
Rückkehr nach Deutschland an, die sehr langsam er-
folgte mit vielen Stationen in Italien, z. B. Assisi, wo
er den Maler Ramboux (nicht Rambach, S. 125) traf,
und in Suddeutschland, wo ihn München wieder lange
fesselte und in nähere Beziehung zu Clemens Brentano
und Windischmann brachte. Von hier rief ihn die
Aussicht auf Beschäftigung nach Meran zurück und
nach reichlich gewonnenen Reisemitteln in seine Vater-
stadt, wo er nach einigen Schwierigkeiten heirathete,
um bald wieder sein geliebtes Meran aufzusuchen,
welches ihn nicht wieder losliefs und noch volle vierzig
Jahre beherbergte. Aus dieser zumeist durch reli-
giöse Malereien, namentlich Altargemälde ausgefüllten
Schaffenszeit sind ohne Zweifel noch viele Bilder er-
halten, die als Ergänzungsmaterial zu den in diesem
l'rachtwerke mitgetheillen von besonderem Interesse
sein würden. — Möge dieses reich ausgestattete Werk,
welches einen so interessanten Schatz eigenartiger und
wichtiger Beobachtungen enthält, die Beachtung finden,
die es verdient! S.

Romanische Ornamente und Baudenkmäler
in Beispielen aus kirchlichen und profanen Baudenk-
mälern des XI. bis XIII. Jahrh. Herausgegeben von
Ferdinand Luthmer. Aufgenommen von C.
Böttcher in Frankfurt a. M. und in Lichtdruck aus-
geführt von der Verlagsanstalt für Kunst und Wissen-
schaft vorm. Friedr. Bruckmann in München. Frank-
furt a. M. 1896. Verlag von H. Keller.
Diese glänzende, dreifsig meisterhaft ausgeführte
Grofsfoliotafeln umfassende Publikation ist, gemäfs dem
Geleitwort des Herausgehers, durch die Thatsache ver-
anlafst, dafs der romanische Stil wieder anfängt, be-
liebt zu werden und Schule zu machen in Deutsch-
land und — in Amerika. Das ist eine auffallende und
auch nicht unbedenkliche Erscheinung, denn wenn der
romanische Stil, der seine Wirkung vornehmlich der
Mauerstärke bezw. Laibungentiefe verdankt, oberfläch-
lich nachgeahmt wird, so wird er zum Aergernifs, gar
zur Mifsgeburt. Es kommt daher Alles darauf an, durch
die Vorführung guter und der besten Vorbilder dieser
Gefahr so viel als möglich zu begegnen. — Und die
besten Musterbauten aus der Glanzzeit der romanischen
Baukunst sind hier zusammengestellt, namentlich solche,
welche weniger bekannt oder noch nicht gut abgebildet
waren. Grofse Kirchen und mehrere Profanbauten wer-
den hier vorgeführt in ihrer ganzen Erscheinung, noch
mehr in ihren herrlichen Einzelheiten, namentlich Portalen
und Kapitalen, an denen die sprudelnde formende
Phantasie sich am meisten zu bethätigen vermochte.
Den Hauptbeitrag hat Elsafs geliefert durch die Kirchen
von Murbach, Gebweiler, Maursmünster, Rufach, Schlett-
stadt, Neuweiler, aber auch Bayern (Otterberg und
Aschaffenburg), Hessen (Worms, Mainz, Arnsburg,
Münzenberg) sowie Gelnhausen und Frankfurt sind
durch kostbare Bauwerke mit reicher Ornamentik ver-

treten, und gern vernähmen wir über die Eigenlhüm-
lichkeiten und Vorzüge der einzelnen aus so berufener
Feder ein erläuterndes Wort, auch eine Anweisung
in Bezug auf die Verwendung so vieler üppigen Bau-
und Zierglieder. Unerschöpflich ist hier der Fonnen-
kreis, aber wie viel Verständnifs und Eifer wird er-
fordert, um ihn aufzunehmen und zu verarbeiten,
welcher Reichthum an Mitteln, um ihn nachzuahmen!
Ein Glück ist es, dafs solche monumentale Veröffent-
lichungen wieder veranstaltet werden ! Möge die vor-
liegende viele Abnehmer finden! Schnutgen.

Dr. Werner Weisbach, Die Basler Buch-
illustration des XV. Jahrh. Slrafsburg 1896,
J. H. Ed. Heitz. »Studien zur deutschen Kunst-
geschichte«, Heft 8.
Vorliegende Untersuchung bildete ursprünglich die
Vorarbeit zu des Verfassers hübschem Büchlein über
den sogenannten Meister der Bergmann'schen Offizin,
dem Weisbach die von Burkhardt dem jungen Dürer
zugeschriebenen Basler Illustrationen und Handzeich-
nungen zuschreibt. Dafs daraus eine besondere Arbeit
über die gesaminte Basler Bücherillustration geworden,
ist sehr dankenswerth und war auch ein Postulat, be-
denkt man die hohe Bedeutung, welche Basel in der
Kunst- und Kulturgeschichte des XV. und XVI. Jahrh.
einnimmt. Die Basler Frühdrucke, an deren Spitze
ein Spiegel der menschlichen Behaltnisse (Bernhard
Richel 1476) steht, zeigen zum Theil Verwandtschaft
mit Ulmer Drucken. Um das Jahr 1490 läfst sich
eine bestimmte künstlerische Individualität konstatiren,
nämlich Leonhart Ysenhut. Mit dem Beginn der
neunziger Jahre bricht sich eine sichere, geschmack-
vollere, oft wirklich hervorragende dekorative Aus-
stattung Bahn. Die weitere Entwickelung theilt sich,
einerseits eine künstlerisch sehr tiefstehende hand-
werksmäfsige Richtung (zum Theil Furter'sche Drucke),
andererseits eine erfreulichere mit einer „gewissen Ver-
feinerung der Formgebung", deren Anführer das 1492
erschienene Einblatt über den Ensisheimer Meteorfall
ist (Bergmann von Olpe). ,,Das Jahr 1500 ist keines-
wegs ein willkürlich gewählter Abschlufs für unsere
Untersuchung. Eine neue Epoche beginnt für die
Basler Buchillustration mit jenem Zeitpunkt, eine
Epoche feinerer und reicherer Kunstentfaltung, die auf
gänzlich neuer Grundlage beruht."

Den Beschlufs der trefflichen, gut und instruktiv
illustrirten Arbeit macht ein sorgfältig ausgeführtes Ver-
zeichnifs der illustrirten Basler Drucke des XV. Jahrh.,
sowie verschiedene Beilagen über Wanderung von
Holzstöcken, die Familie Ysenhut, urkundliche Bezeich-
nung der Bücherillustratoren etc.

Zu dem Einblaltdrucke von J. Bergmann von Olpe
1492, einen Meteorfall bei Ensisheim darstellend, den
Weisbach S. 51, Nr. 69 beschreibt, existirt ein eben-
falls hier erwähnter Nachdruck von Michael Greiff.
Aufser dem von Weisbach genannten Exemplar dieses
Nachdrucks in München besitzt auch das Kupferstich-
kabinet des Germanischen Museums (H. B. 14584)
ein vortrefflich erhaltenes und altkolorirtes Exemplar
desselben. Auch Schreiber (»Manuel de l'amateur etc.»
II, 285, Nr. 1929) kennt nur das Münchener Blatt.


 
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