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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Beissel, Stephan: Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der römischen Kirchen vom V. bis zum IX. Jahrhundert, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0211

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359

189H. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

360

dem Hochaltare. Da beide beim Sarazenen-
einfall verloren gegangen waren, liefs Leo IV.
(-J- 855) auf den Balken ein neues silbernes,
vergoldetes Triumphkreuz von 77 Pfund auf-
stellen. Zwei blaue Edelsteine bildeten die
Augensterne, eine grofse weifse Gemme wird
das Kreuz des Nimbus geziert haben. Beim
Eingang in die Basilika des Apostelfürsten liefs
derselbe Papst ein hohes Kreuz errichten, das
erst 1550 auf Befehl der Kanoniker einge-
schmolzen wurde, weil es ihnen nicht schön
genug schien. Sein silberner Christuskörper wog
62'/o Pfund, hatte Lebensgröfse und war an
einem Kreuze von 3 m Höhe und 2,50 m
Breite befestigt.8)

Auch St. Paul verdankte Leo III. ein sil-
bernes Bild des Gekreuzigten von 52 Pfund.
Es vertrat wohl die Stelle eines älteren, über
welches der Papst kurz vorher eine goldene,
mit Edelsteinen verzierte Krone (Spanoclista)
angebracht hatte.4)

Benedikt 111. (f 858) liefs aus Gold und
Silber ein „wunderschönes" Bild von 16l/2 Pfund
anfertigen, das den Heiland darstellte, wie er,
gemäfs dem 18. Verse des 90. Psalmes, einen
Löwen und einen Drachen zertritt/')

Sixtus (f 440) verwandte 400 Pfund Silber
zur Auszierung der Confessio des Apostelfürsten
und erhielt vom Kaiser Valentinian zu deren
weiteren Ausschmückung eine mit Edelsteinen
reich besetzte goldene Tafel, in deren Mitte
ein grofses Bild des Erlösers getrieben war, um
das in zwölf Thoren die Gestalten der Apostel
gestellt waren/')

In der neuen silbernen Bekleidung des von
Gregor III. (-f- 741) errichteten vorderen Balkens
der Ikonostase von St. Peter sah man zur
Linken die getriebenen Bilder Christi und seiner
Apostel, zur Rechten die Bilder der Gottes-
mutter und hh. Jungfrauen.7) Auf diesen Balken

:)) L. P. II, 11 n. 39; 13 n. 48; 117 n. 40;
129 n. 89 und Anra. 54.

•') L. 1". II, 30 n. 97; l(i n. 60. Ueber andere
Kreuze ohne Christusbilder L. P. II, 13 n. 49 und
I, 374 i). 10. Vgl. auch über den Kreuzaltar der
l'eterskirche Kirsch in der »Römischen Quartalschrift«
1890, IV, 273 ff.

•r) L. P. II, 144 n. 21.

6) L. P. I, 223 n. 1. Hadrian erwähnt das Kleinod
in seinem Briefe, den er im Bilderstreit an Karl den
Grofsen richtete. Ilardouin «Concilia« IV, 812.
Mansi »Concilia«, Florentiae 17(i7, XIII, 801.

7) L. P. I, 417 n. :,. Bei der Confessio der
Basilika des hl. Martin waren in einer silbernen Hatte

und auf den älteren hinter diesem liegenden
stellte dann Hadrian (4- 795) je drei mit silber-
nen Platten von 100 Pfund bekleidete Gemälde:
Sie zeigten den Heiland zwischen den Erz-
engeln Michael und Gabriel und die Gottes-
mutter zwischen den Aposteln Andreas und
Joliannes.s)

Leo III. stellte in die Confessio des hl. Petrus
drei goldene Bilder Christi und der Apostel-
fürsten, denen er Kronen mit kostbaren Steinen
gab.0) Alle diese Schätze, allein an Gold
mehr als 2000 Pfund, fielen im Jahre 84ß in
die Hände der Sarazenen. Leo IV. suchte die
alte Herrlichkeit wiederherzustellen, ja zu über-
bieten. Er liefs für die vordere Seite des
Altares eine goldene Tafel von 21G Pfund an-
fertigen. Sie zeigte die Gestalt Christi, seine
Kreuzigung und Auferstehung, die Bilder der
Apostel Petrus, Paulus und Andreas, des Ge-
schenkgebers, Papstes Leo IV., und des da-
mals regierenden Kaisers Lothar nebst anderen

die Bilder der Gottesmutter und der zehn Jungfrauen
getrieben. L. P. II, 97 Sergius II. n. 38.

9) L. P. II, 503 n. 58: Fecit ejus (Uadriani) ter
beatitudo imagines VI ex lamminis argenteis investilas,
ex quibus tres posuit super rugas, qui sunt in introitu
presbiterii, ubi et regulärem ex argento investilo fecit,
et posuit super eundem regulärem praefatas tres ima-
gines: in medio quidem imago existentem habentem
depictum vult u m Salvatoris et ex utriusque late-
ribus imagines habentes depietas effigies, unam beati
Michahelis et aliam beati Gabrihelis angelorum. In
seeundas vero rugas, id est in medio presbiterii, faciens
aliam regulärem ex argento investito, constiluit super
eum reliquas tres imagines: in medio quidem haben-
tem praefiguratum vultum sanetae Dei genetricis et
ex duobus lateribus unam habentem vultum depic-
tum saneti Andree aposloli et aliam saneti Tohannis
evangelistae. Utrasque vero sex imagines, ut dictum
est, de lamminis argenteis nimis pulcherrime faetas
deauravit, in quibus imaginibus posuit argenli libras C.
Ein goldenes, 8 Pfund schweres, mit Edelsteinen be-
setztes Bild des hl. Andreas schenkte Gregor III. einer
Kapelle von St. Peter. L. P. I, 419 n. 11. Von
Hadrians Arbeiten in St. Peter redet auch L. P. I,
511 n. 87: Fecit (Hadrianus) in ecclesia beati Petri
apostoli ad corpus imaginem quae dudum ex argento
inerat Salvatoris, sanetae Dei genetricis, sanetorum
apostolorum Petri ac Pauli atque Andreae de auro
purissimo mirae magnitudinis, pens. inibi lib. CC.
I, 513 n. 84: In altare majore ecclesiae beati Petri
apostoli fecit ex auro purissimo diversas storias,
pens. lib. DXCII et intus in confessionem imaginem
in modum evangeliorum ex auro obrizo, pens. lib. XX,
simul et cancellum ante eandem confessionem ex auro
purissimo pens. lib. LVI .... simul auri obrizi lib.
mille CCCXXVIII.

■') L. P. II, 11 11. .",3, cfr. 10 n. 34.
 
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