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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Beissel, Stephan: Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der römischen Kirchen vom V. bis zum IX. Jahrhundert, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0214

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865

1896.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

366

jene Sachsen gefertigte Lampen von Kupfer
oder Silber werden oft im Liber pontificalis
erwähnt. Einige Male wird ihre Form näher
beschrieben. Leo III. schenkte der Kirche der
hl. Susanna eine sächsische Lampe von 2 Pfund
Silber, woran sich vergoldete Greife befanden.
Gregor IV. liefs mehrere sehr reich verzierte
sächsische Lampen herstellen. Eine trug das
Monogramm Christi und zeigte Löwen, welche
mit feinen Goldfäden in den Grund einge-
zeichnet (tauschirtj waren, und hing an vier
Ketten. Eine andere hing an drei Ketten, war
verziert durch vier gröfsere und vier kleinere
vergoldete Löwen, durch allerlei Schlangen und
hatte in der Mitte einen Pinienapfel. Eine
dritte vergoldete war mit Edelsteinen besetzt.
Als König Ethelwolf (f 858) aus England nach
Rom kam, machte er der Peterskirche reiche
Geschenke, doch scheint es, dafs er sie in Rom
selbst kaufte. Nur vier vergoldete Lampen von
Silber werden als Arbeiten seiner Landsleute
bezeichnet.20)

Neben den sächsischen Lampen wird auch
einmal ein sächsischer Kelch mit seiner Patene
erwähnt.80)

Hätte es sich bei den sächsischen Arbeiten
nur um Leistung von Goldschmieden und
Metallarbeitern gehandelt, welche an einem be-
stimmten Ort wohnten oder einer besonderen
Korporation angehörten, dann würden wir ähn-
liche Beisätze öfter finden. Bei Teppichen
stehen sie nur da, wo ein auswärtiger Fabrikations-
ort betont werden soll. Demnach kann sich
das Wort „sächsisch" nur auf den besonderen
Stil beziehen, in dem die sächsische Kolonie
bei St. Peter arbeitete. Als Kennzeichen ihres
Stiles ergeben sich aus den oben beigebrachten
Beschreibungen die Verwendung von Thier-
formen und die Tauschirung, also zwei Merk-
male, die auch in nordischen und sogenannten
„irischen" Fibeln uns entgegentreten. Wie also
in den longobardischen und beneventanischen

interrasilis, quae est saxisca. II, I 15 Benedictus III.
Di 2 I : Gabatha saxisca ex argento purissimo I, pens.
lib. numero III. II, 153 Nicolaus n. 11: Gabatha
saxisca de argento purissimo I, deaurata, quae pens.
lib. II et unc. IUI etc.

w) L. P. II, 148 n. 34. Sächsische Arbeiten waren
wohl auch die II, 74 Gregor IV. n. 9 genannten Gabatae
de argento XII, angelorum opere constructas.

30) Bullarium Cassinense I, 7: Necnon et calicem
Saxonicum majorem cum patena sua, quem Theo-
doiicus Saxonum rex b. Petro olim transtulerat.

Handschriften derselben Periode „irisches"
Flechtwerk mit eigenthümlich stilisirten Thier-
formen sich vereint, so wird es auch gewesen
sein bei den „sächsischen" Lampen, Kelchen,
Weihrauchfässern, Ausgufsgeräthen und dergl.
Ganz anderen Stil, der dem römischen jener
Zeit näher stand, hatten zahlreiche aus Kon-
stantinopel gesandte, im Orient verfertigte Ge-
räthe. So sandte Kaiser Justin ein in Gold
gebundenes Evangelienbuch, zwei goldene, mit
Edelsteinen besetzte Patenen von 20 Pfund und
zwei silberne von je 1272 Pfund, zwei goldene
Becher von je 8 Pfund, drei silberne von je
5 Pfund und fünf andere von Silber, einen gol-
denen Kelch mit Edelsteinen von 5 Pfund, eine
kostbare Lampe und zwei goldene Leuchter.31)
Seinem Nachfolger Justinian verdankte die Kirche
des hl. Petrus einen goldenen Becher mit grünen
und weifsen Edelsteinen, sowie silberne Becher
und Kelche.32) Kaiser Michael Porphyrogenitus
sandte ein in Gold gebundenes, mit Edel-
steinen besetztes Evangelienbuch, einen reichen
goldenen Kelch durch den Mönch Lazarus.
Da das Papstbuch beifügt,38) dieser Lazarus sei
ein vortrefflicher Maler gewesen, hat derselbe
wohl den römischen Künstlern mit Rath und
That geholfen. Das von ihm überbrachte Evan-
gelienbuch dürfte wohl von seiner Hand aus-
gemalt gewesen sein. Es bot dann auf lange
Zeit werthvolle Vorbilder; denn die Malerei
blühte ja damals in Konstantinopel. Später
erhielt Papst Nikolaus von demselben Kaiser
eine goldene mit weifsen, grünen und rothen
Edelsteinen besetzte Patene und einen goldenen
Kelch, der nicht nur mit Edelsteinen besetzt
war, sondern an dem auch rothe Steine an
goldenen Fäden herabhingen.84)

Aus Gallien sandte König (Clodewig?) dem
Papste Hormisdas (f 523) für die Peterskirche
eine goldene mit Gemmen verzierte Votivkrone.
Auch Theodorich schickte um dieselbe Zeit

31) L. P. I, 271 Hormisdas n. 10; 276 Johannes
n. 7. Ueber ein noch in St. Peter befindliches Kreuz
des Kaisers Justin vgl. de Waal in der »Römischen
Quartalschrift« 1893, VII, 246 ff.

32) L. P. I, 285 Johannes II. 11. 2. Die 296 Vigi-
lius n. 2 erwähnten Geschenke Uelisars werden von
italienischen Goldschmieden gemacht worden sein.

W) II, 147 n. 33.

34) L. P. II, 154 n. 18: Calicem de auro ex lapi-
dibus circumdatum et in circuitu pendentes iaquinthas
in filum aureum et repidis II in typo pavonum cum
scutum et diversis lapidibus pretiosis iacinthis, albis.
 
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