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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 5
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Hasak, Max: Welches Vorbild ahmen die Basiliken Konstantins nach?, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0080

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133

1913.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 5.

134

Die Decken aber waren mit sehr reichem
Schmucke verziert, in vielfachen Arten der
Gestaltung. Und die des Mittelschiffes war
noch mehr hinaufgeführt, indem über den
Epistylien eine Stirnmauer rings umherlief,
die eingemauerte Säulen besaß und ganz aus
geglättetem Steinwerk bestand, gleich un-
glaublich für die, die es nicht sahen, wie
staunenerregend für die, die es zu sehen
bekamen'-')."

Diesem Bericht des Josephus hat man
Übertreibung in verschiedenen Beziehungen
vorgeworfen. Der eine will nicht glauben,
daß man bei dem Blick ins Tal schon
schwindlig wurde. Das ist aber ganz richtig.

Bau sei einer der merkwürdigsten, den die
Sonne gesehen hat. Weder in Rom noch
in Athen mit seinem gleichnamigen Vor-
bilde, der Stoa basileios, noch in einer
Diadochenstadt war damals ein derartig
riesenhafter und aufwendiger Säulenbau zu
finden. Er paßte zu der überirdischen Er-
scheinung des Herrn, zu seinen Wundern und
zu denen, die in seinem Namen die Apostel
wirkten. Keine spätere Kathedrale erreicht
die Länge und Ausstattung dieser Halle. Sie
mußte sich der jungen Christenheit daher
in doppelter Weise unauslöschlich einprägen.
— Da sie auch, wie wir sehen werden, zu
Konstantins Zeiten wohl noch zur Haupt-

Der Tempelplatz zu Jerusalem von Südosten, wie er heutzutage aussieht, nach Modell und Photographie des

verstorbenen Baurates Schick.

Die Höhe des Tempelplatzes über dem Tal-
grund an den Südostecken betrug zwischen
20 und 30 m. Wenn man die Zweifler auf
das Hauptgesims eines Berliner Hauses
stellte, das sich üblicherweise in solche Höhe
erhebt, dann würden sie entsetzt zurück-
weichen. Wenn man sich aber darüber noch
die Höhe des Berliner Schlosses hinzudenkt,
30 m betrug die Höhe des Mittelschiffes,
dann war das allerdings im ganzen eine
Höhe von 50 m, in der auch jeder Schwindel-
freie sich nicht an den Rand des Daches
wagen würde.

Ebenso sind die Abmessungen dieser
Halle in Länge, Breite und Säulenzahl der-
artige, daß der weitgereiste Josephus ohne
jede Übertreibung versichern konnte, dieser

2) Würz, »Zur Charakteristik der klassischen
Basilika«. Straßburg 190b, S. 56.

sache aufrecht stand, so lag es nahe, daß
die Baumeister Konstantins diese Halle zum
Vorbild ihrer Prunkkirchen nahmen; ja
daß dies die Bischöfe, die Christenheit und
der Kaiser selbst wünschten.

Von dieser Stoa basileios aus wird sich
sogar der Name Basilika für die christlichen
Kirchen erst eingebürgert haben. Denn
vorher läßt sich keine Belegstelle auffinden,
in der eine christliche Kirche Basilika ge-
nannt wird. Bei Lactantius, Arnobius und
Eusebius, wo sie von der diokletianischen
Verfolgung sprechen, erhält die Kirche die
Bezeichnung vuög, ixxXijaiu, oixog nyontvxxtj-
qioq, fvxirj'(>ioi>, xvQiaxij, dominicum, Orato-
rium, nie basilica3).

Dagegen tritt diese Bezeichnung Basilika
das erste Mal in dem Schreiben Konstantins

8) Lange, ;Haus und Halle«. Leipzig 1885, S.322.
 
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