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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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138

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 9/10

zeitlos ist, zu entdecken. Der Fachmann mag
an diesem Beispiel lernen, wie er weitesten
Kreisen interessierter Menschen derartige,
dem Verständnis der Masse scheinbar ver-
schlossene Dinge auszudeuten in der Lage
ist. Wir empfehlen vor allem denen das Buch,
welche an Volkshochschulen usf. derartigen
Stoff vorzutragen haben.

Die Ausstattung mit Lichtdrucken und
Farbtafeln hat der Verlag in einer für unsere
Zeit glänzenden Weise besorgt. Witte.

Zwei Bücher aus dem Verlag f. Kunstwissen-
schaft, Berlin W., Kurfürstendamm 14/15.

Der Ornamentstich. Geschichte der
Vorlagen des Kunsthandwerks seit dem
Mittelalter. Von Peter Jessen. Berlin

1921. Geb. M. 90.—.

Die Gotik im deutschem Kunst-
und Geistesleben. Von Hermann
Schmitz. Berlin 1921.

Jessen, der verdiente Leiter der Bibliothek
des Kunstgewerbemuseums in Berlin, ist der
hervorragendste Kenner des Gebietes und
hat seit langen Jahren die Sammlungen, vor
allem die von Lipperheide verwaltet, durch-
gearbeitet und gesichtet. Was man früher
an der Hand des umfangreichen Kataloges
in Einzelstücken aneinandergereiht vor sich
hatte, kann man jetzt, in übersichtliche Ord-
nung gebracht und klar zusammengefaßt,
zusammenhängend genießen. Die Bedeutung
der Ornamentstiche vornehmlich für die
Kleinkunst vom XV. Jahrh. an ist längst er-
kannt; weit mehr als viele vermuten, gingen
diese „Musterbücher" in den Werkstätten
um, wurden zum Teil kopiert, oder in per-
sönlicher Verarbeitung ausgenutzt. Das ah
sich gewiß spröde Material läßt sich hier
erstmals überblicken. Durch den klar zu-
sammenfassenden Text Jessens und das reiche
Abbildungsmaterial ist ein für alle Kunst-
historiker, Sammler und Kunstgewerbetreiben-
den unentbehrliches Handbuch entstanden.

Von Herrn. Schmitz erwarten wir von
vornherein ein gutes Buch, mag er das Mittel-
alter, mag er die Neuzeit bearbeiten. Tief-
gehendes, positives Wissen bewahrt ihn vor
Entgleisungen und Übertreibungen, auch
wenn er, wie in dem vorliegenden Bande,
weit über die nüchterne Historie hinausgreift.
^Ä'as an dieser Stelle in den letzten Jahren
wieder und wieder betont wurde, daß
nirgendwo in der Kunstgeschichte die geistige
Kultur formbildend, daß sie nirgendwo auch
so einheitlich war, als in der Gotik, daß
dieser deutsch-gotische Geist niemals er-
storben bis auf diesen Tag, Herrn. Sahmitz
weist es uns an der Hand prachtvoll aus-
gewählten , mustergültig wiedergegebenen
Denkmälermatenales zwingend nach. Hier
spricht einer zu uns, dessen Seele selbst
vom deutsch-gotischen Geiste getragen, der
infolgedessen berufen ist zum Interpreten
des gotischen Kunstwillens. Mag es auf den
ersten Griff verwunderlich erscheinen, daß
hier nicht nur über oder besser durch die
historischen Stile das Wirken und Wehen der
Gotik verfolgt wird, sondern auch die Periode
der sog. Neugotik des verflossenen Jahr-
hunderts in den Rahmen gebracht wird, wir
erkennen bald, wie wichtig und fruchtbar
das ist, wenn der die Führung übernimmt,
welcher gleicherweise die eine wie die andere
Periode wissend überschaut. Ich finde Sch.s
Buch köstlich und wertvoll zugleich und bin
sicher, es wird wie wenige Neuerscheinungen
dieses Wissensgebietes sich einen sehr großen
Freundeskreis erwerben. Jeder wird uns
danken, dem unser warmer Hinweis auf das
Buch dieses auf seinen Schreibtisch gebracht
hat..

Voll Bewunderung steht man vor der ver-
blüffenden Ausstattung der beiden Bände.
Papier, Satz, Bildmaterial, Einband, alles
von gleich vornehmer und vorbildlicher
Qualität. Es ist halt wahr: Für seine Bücher
hat der Deutsche immer noch etwas übrig,
auch wenn seine Taschen leergeplündert sind.
Auch ein Hoffnungsstern! Witte.


 
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