hervorgehoben. Auch diese Schule wurde schon bald ausgebaut
(1872). Es wurde ein neues Gebäude angefügt, welches u.a. die
Turnhalle aufnahm und mit einem überdachen Gang für die Kinder
mit dem älteren Gebäude verbunden war. Bemerkenswert ist die
Lage des Realgymnasiums zum Heiligen Geist, denn anders als
andere Breslauer Schulen, die sich in geschlossene Straßenfronten
eingliederten, befand sich die Schule nahe der Oder an einem von
Grün umgebenen Ort, dies umso mehr nachdem im Jahr 1849 die
Promenaden-Deputation an dieser Stelle zwanzig Kugelakazien
pflanzen ließ42. Darüber hinaus machte die Nähe der Sand- und der
Dominsel diesen Ort zu einer Oase der Ruhe und des Grüns.
Aus einer späteren Phase der Schule hat sich eine Skizze für die
malerische Dekoration der Aula erhalten. Sie wurde 1918 vom
Professor der nahe gelegenen Kunstakademie, Conrad Klemmer,
angefertigt. Dieser nicht realisierte Entwurf zeigt eine Szene, die
den I. Weltkrieg thematisiert43, an dem zahlreiche Schüler und
Professoren des Realgymnasiums zum Heiligen-Geist teilgenom-
men hatten und ums Leben gekommen waren. Letztlich wurde in
der Aula nur eine Tafel mit den Namen der Kriegsteilnehmer ange-
bracht und die Büsten der Direktoren der Einrichtung aufgestellt.
Das Gebäude des Realgymnasiums zum Heiligen Geist wurde
1945 zerstört. Ehemalige Schüler, die den „Verein Alter Heiliger
Geister" 1921 gegründet hatten, ließen im Jahr 2003 in die Fassade
der Akademie der Künste (das Nachbargebäude der Schule) eine
Tafel einfügen, welche an die ehemalige Schule erinnert. An den
Feierlichkeiten dazu nahmen neben der Stadtregierung und
Vertretern des deutschen Konsulats auch ein Mitglied der Familie
des ehemaligen Direktors der Schule, Michael Morgenbesser, Frau
Christa Krüger sowie Mitglieder des Vereins teil44.
Es soll an dieser Stelle ein weiteres Bildungsinstitut dieser Zeit
in Erinnerung gerufen werden, das Kinderhospital und die Schule
Zum Heiligen Grabe. Diese Einrichtungen befanden sich an der
Neuen Welt 41 (Ecke ul. Mikolaja und ul. Kazimierza Wielkiego)
und wurden in den Jahren 1856-1858 ausgebaut. Das teilweise noch
heute erhaltene Gebäude ist trotz seiner typischen, schlichten klas-
sizistischen Fassade (an der Ostfassade leicht abgerundet) interes-
sant, da es über einem Grundriss in der annähernden Form eines
Trapezes errichtet ist, wobei die Flügel des Schulgebäudes einen
Innenhof einfassten. Diese Art von Grundrisslösung war im
Schulbauwesen in Breslau eine Seltenheit. Der Autor dieses Entwurfs
war Bauinspektor Weissleder45.
Ein weiterer Umbruch im Breslauer Schulwesen vollzog sich
mitder Einführung des Unterrichtes für Mädchen. Bereits 1776 wurde
am Magdalenen-Gymnasium die erste öffentliche Schule für Mäd-
chen in Breslau eingerichtet. Allerdings hatten schon früher, bereits
seit 1687, die Ursulinerinnen Mädchen aus evangelischem Haus und
armer Familien ausgebildet46. Die ersten beiden Mädchenschulen mit
einem eigenen Gebäude wurden dennoch erst 1863 geschaffen47.
Die erste der beiden Schulen, die Höhere Töchterschule, die 1887
den Namen Viktoriaschule erhielt, befand sich in der Ritterstraße 1
(Ecke plac Biskupa Nankera und ul. Szewska). Der Ort, an dem sich
einst das Palais der Oppelner Herzoge (noch mittelalterlicher
Herkunft) und der Sitz der Kaiserlichen Kriegs- und Domänen-
kammer befanden, wurde 1842 einem gründlichen Umbau unter-
Uli
65. Julius von Roux, Fritz (?) Zastrau, erster Entwurf (nicht realisiert) für
die Schule am Minoritenhof 1-3 / Dorotheengasse 4 in Breslau (heute:
pl. Franciszkahski), Hauptfassade, 18. Dezember 1863, Tusche auf Karton
(ABMW)
66. Julius von Roux, Fritz (?) Zastrau, zweiter Entwurf (realisiert) für die
Schule am Minoritenhof 1-3 / Dorotheengasse 4 in Breslau (heute:
pl. Franciszkahski), Hauptfassade, 26. April 1864, Tusche auf Karton (ABMW)
zogen und war anfänglich für die Jungfernschule zu St. Maria Magda-
lena bestimmt gewesen48. Ab 1863 nahm hier die Höhere Töchter-
schule, die spätere Viktoriaschule, ihre Arbeit auf. Das bis heute erhal-
tene dreigeschossige Gebäude mit Hintergebäuden erhielt im Zuge
des Umbaus von 1842 seine klassizistische Fassade. Die monumentale
Fassade mit einem mehrachsigen Pseudorisaliten, der von einem
Dreieckgiebel bekrönt wird, sollte die Würde der sich im Gebäude
befindenden Institution zur Geltung bringen. Im Inneren ist bis heute
der Charakter der damaligen, stilvollen Ausstattimg, so das reprä-
sentative Treppenhaus und das Dekor der Aula, zu sehen44.
Die zweite Mädchenschule, die Augustaschule (Name seit 1887)
nahm eine Parzelle, die die Form des Buchstabens „L" hatte, an
der ehemaligen Taschenstraße 26/28 (ul. Piotra Skargi, Gebäude
nicht mehr vorhanden) ein. Am 17. April 1862 legten Baurat Julius
von Roux und (Fritz?) Zastrau drei unterschiedliche Entwurfs-
varianten für den Bau der neuen Schule vor50. In der ersten Variante
sollte an das Hauptgebäude, welches sich entlang der Straßenflucht
erstreckte, auf der nördlichen Seite im rechten Winkel ein Flügel
181
(1872). Es wurde ein neues Gebäude angefügt, welches u.a. die
Turnhalle aufnahm und mit einem überdachen Gang für die Kinder
mit dem älteren Gebäude verbunden war. Bemerkenswert ist die
Lage des Realgymnasiums zum Heiligen Geist, denn anders als
andere Breslauer Schulen, die sich in geschlossene Straßenfronten
eingliederten, befand sich die Schule nahe der Oder an einem von
Grün umgebenen Ort, dies umso mehr nachdem im Jahr 1849 die
Promenaden-Deputation an dieser Stelle zwanzig Kugelakazien
pflanzen ließ42. Darüber hinaus machte die Nähe der Sand- und der
Dominsel diesen Ort zu einer Oase der Ruhe und des Grüns.
Aus einer späteren Phase der Schule hat sich eine Skizze für die
malerische Dekoration der Aula erhalten. Sie wurde 1918 vom
Professor der nahe gelegenen Kunstakademie, Conrad Klemmer,
angefertigt. Dieser nicht realisierte Entwurf zeigt eine Szene, die
den I. Weltkrieg thematisiert43, an dem zahlreiche Schüler und
Professoren des Realgymnasiums zum Heiligen-Geist teilgenom-
men hatten und ums Leben gekommen waren. Letztlich wurde in
der Aula nur eine Tafel mit den Namen der Kriegsteilnehmer ange-
bracht und die Büsten der Direktoren der Einrichtung aufgestellt.
Das Gebäude des Realgymnasiums zum Heiligen Geist wurde
1945 zerstört. Ehemalige Schüler, die den „Verein Alter Heiliger
Geister" 1921 gegründet hatten, ließen im Jahr 2003 in die Fassade
der Akademie der Künste (das Nachbargebäude der Schule) eine
Tafel einfügen, welche an die ehemalige Schule erinnert. An den
Feierlichkeiten dazu nahmen neben der Stadtregierung und
Vertretern des deutschen Konsulats auch ein Mitglied der Familie
des ehemaligen Direktors der Schule, Michael Morgenbesser, Frau
Christa Krüger sowie Mitglieder des Vereins teil44.
Es soll an dieser Stelle ein weiteres Bildungsinstitut dieser Zeit
in Erinnerung gerufen werden, das Kinderhospital und die Schule
Zum Heiligen Grabe. Diese Einrichtungen befanden sich an der
Neuen Welt 41 (Ecke ul. Mikolaja und ul. Kazimierza Wielkiego)
und wurden in den Jahren 1856-1858 ausgebaut. Das teilweise noch
heute erhaltene Gebäude ist trotz seiner typischen, schlichten klas-
sizistischen Fassade (an der Ostfassade leicht abgerundet) interes-
sant, da es über einem Grundriss in der annähernden Form eines
Trapezes errichtet ist, wobei die Flügel des Schulgebäudes einen
Innenhof einfassten. Diese Art von Grundrisslösung war im
Schulbauwesen in Breslau eine Seltenheit. Der Autor dieses Entwurfs
war Bauinspektor Weissleder45.
Ein weiterer Umbruch im Breslauer Schulwesen vollzog sich
mitder Einführung des Unterrichtes für Mädchen. Bereits 1776 wurde
am Magdalenen-Gymnasium die erste öffentliche Schule für Mäd-
chen in Breslau eingerichtet. Allerdings hatten schon früher, bereits
seit 1687, die Ursulinerinnen Mädchen aus evangelischem Haus und
armer Familien ausgebildet46. Die ersten beiden Mädchenschulen mit
einem eigenen Gebäude wurden dennoch erst 1863 geschaffen47.
Die erste der beiden Schulen, die Höhere Töchterschule, die 1887
den Namen Viktoriaschule erhielt, befand sich in der Ritterstraße 1
(Ecke plac Biskupa Nankera und ul. Szewska). Der Ort, an dem sich
einst das Palais der Oppelner Herzoge (noch mittelalterlicher
Herkunft) und der Sitz der Kaiserlichen Kriegs- und Domänen-
kammer befanden, wurde 1842 einem gründlichen Umbau unter-
Uli
65. Julius von Roux, Fritz (?) Zastrau, erster Entwurf (nicht realisiert) für
die Schule am Minoritenhof 1-3 / Dorotheengasse 4 in Breslau (heute:
pl. Franciszkahski), Hauptfassade, 18. Dezember 1863, Tusche auf Karton
(ABMW)
66. Julius von Roux, Fritz (?) Zastrau, zweiter Entwurf (realisiert) für die
Schule am Minoritenhof 1-3 / Dorotheengasse 4 in Breslau (heute:
pl. Franciszkahski), Hauptfassade, 26. April 1864, Tusche auf Karton (ABMW)
zogen und war anfänglich für die Jungfernschule zu St. Maria Magda-
lena bestimmt gewesen48. Ab 1863 nahm hier die Höhere Töchter-
schule, die spätere Viktoriaschule, ihre Arbeit auf. Das bis heute erhal-
tene dreigeschossige Gebäude mit Hintergebäuden erhielt im Zuge
des Umbaus von 1842 seine klassizistische Fassade. Die monumentale
Fassade mit einem mehrachsigen Pseudorisaliten, der von einem
Dreieckgiebel bekrönt wird, sollte die Würde der sich im Gebäude
befindenden Institution zur Geltung bringen. Im Inneren ist bis heute
der Charakter der damaligen, stilvollen Ausstattimg, so das reprä-
sentative Treppenhaus und das Dekor der Aula, zu sehen44.
Die zweite Mädchenschule, die Augustaschule (Name seit 1887)
nahm eine Parzelle, die die Form des Buchstabens „L" hatte, an
der ehemaligen Taschenstraße 26/28 (ul. Piotra Skargi, Gebäude
nicht mehr vorhanden) ein. Am 17. April 1862 legten Baurat Julius
von Roux und (Fritz?) Zastrau drei unterschiedliche Entwurfs-
varianten für den Bau der neuen Schule vor50. In der ersten Variante
sollte an das Hauptgebäude, welches sich entlang der Straßenflucht
erstreckte, auf der nördlichen Seite im rechten Winkel ein Flügel
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