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Zwierz, Maria [Hrsg.]
Breslauer Schulen: Geschichte und Architektur — Wrocław, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.38676#0179

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Maria Zwierz

Die Architektur Breslauer Schulen bis 1885

Die Anfänge des Breslauer Schulwesens reichen bis an das Ende
des 11. Jahrhunderts zurück und sind mit der Gründung der
Domschule auf der Dominsel verbunden. Diese älteste Breslauer
Schule befand sich - gemeinsam mit einem Spital und einem Konvikt
für mittellose Schüler - auf der südlichen Seite der Kathedrale.
Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden dann in der Stadt
zahlreiche Klosterschulen, so die Schule der regulierten Chorherren
der Kirche St. Maria auf dem Sande, die Schule am Heiligengeistspital
(gegründet durch die Augustiner), die Schule der Prämonstratenser
der St. Vincenz-Abtei auf dem Elbing, die Dominikanerschule am
Adalbertkloster, die Schule der Augustinereremiten von St. Dorothea,
die Schule der Franziskaner an der Jakobuskirche, wie auch an der
Kollegiatskirche, deren Lage an der Heiligenkreuzkirche ange-
nommen wird. Es ist wahrscheinlich, dass das Niveau des Schul-
unterrichts wenigstens zufriedenstellend gewesen sein muss, schließ-
lich werden Studenten aus Breslau und aus Schlesien oft in den
Einschreibematrikeln europäischer Universitäten genannt. Jedoch
verfügten die Schulen über keine eigenen Gebäude, vielmehr nut-
zen sie abgetrennte Räumlichkeiten innerhalb der Kloster- oder
Kirchenanlagen.
Etwas mehr Informationen sind zu den Gebäuden der beiden
Stadtschulen überliefert, erstere, an der Magdalenenkirche, wurde
1267 und die zweite, an der Elisabethpfarrkirche, 1293 eingerich-
tet. Mit diesen Gründungen war zugleich der Grundstein für die
beiden humanistischen Gymnasien gelegt, die sich in der Stadt und
in ganz Schlesien des größten Ruhmes erfreuen sollten. Die Elisabeth-
schule befand sich auf der Nordseite der Kirche in einem kleinen
Holzgebäude, dessen Aussehen nicht bekannt ist. Im Jahre 1525
übernahm die Schule ein Objekt, das mit der Idee der Gründung
einer Breslauer Universität errichtet worden war und eine Fach-
werkkonstruktion aufwies. Die schnelle Entwicklung der Schule
bewirkte jedoch, dass bereits 1560 der Entschluss für die Errichtung
eines neuen Schulgebäudes gefasst wurde. Im Jahr 1562 wurde die-
ses neue Objekt feierlich eingeweiht und zugleich die Schule in den
Rang eines Gymnasiums erhoben. Die Gestalt dieses nunmehr
gemauerten Renaissancegebäudes, das der Stadt zur Zierde gereich-
te, ist durch eine Zeichnung von Friedrich Bernhard Werner, eine
Radierung von Johann Matthias Steidlitz und einen Kupferstich von
Nikolaus Häublein überliefert1. Es handelte sich um einen dreige-
schossigen Bau mit zehn Achsen, der ein prachtvolles Renaissance-
portal aufwies. Auf dem Satteldach befanden sich zehn Dachgauben
sowie ein Dachreiter - diese wurden als Apollo umgeben von den
Musen interpretiert. Die glatten Fassaden des Gebäudes wurden
lediglich durch ein Gurtgesims und die profilierte Umrahmung der
Fenster geschmückt. Pro Geschoss waren je zwei Unterrichtsräume
untergebracht. Das Dachgeschoss wurde hingegen für die Wohnung
des Schuldieners und des Schulverwalters sowie als eine Art Internat
für zehn bis zwölf Schüler genutzt. Schon kurze Zeit später, im Jahr

1570, wurde neben der Schule ein Gebäude errichtet, welches als
Wohnung für den Rektor der Schule dienen sollte. Unweit der
Schule, in weiteren Stadthäusern, befanden sich die Wohnungen
des Prorektors und jenes Lehrers, der diesem in der Schulhierarchie
folgte. Die aufeinander folgenden Rektoren und Professoren sicher-
ten das hohe Niveau der Ausbildung, welches durch die Jahrhunderte
hinweg bewahrt blieb, und so kann das Elisabeth-Gymnasium als
das Zentrum des geistigen Lebens der Stadt gelten. Die Absolventen
des Gymnasiums bildeten die intellektuelle Elite Breslaus als auch
Schlesiens und besetzten exponierte Stellungen in den Verwaltungen
und Institutionen.
Die zweite städtische Schule befand sich auf der Nordseite der
Magdalenenkirche und erhielt im Jahr 1643 den Status eines Gym-
nasiums. Es ist lediglich bekannt, dass sich im Schulgebäude nur
zwei Unterrichtsräume und die Wohnungen des Rektors und der
Lehrer befanden. Trotz eines Ausbaus und einer Modernisierung
im Jahr 1558 galt das Gebäudeinnere für die anwachsende Schülerzahl
als zu eng und unzweckmäßig. Schließlich entstand im Jahr 1710
auf der südlichen Seite der Kirche ein neues Schulgebäude, wel-
ches von dem bekannten Breslauer Architekten Christoph Hackner
entworfen worden war. Es handelte sich dabei um einen dreige-
schossigen Barockbau, dessen Fassade mit 17 Achsen gegliedert
und der mit einem mit Dachgauben bestückten Satteldach verse-
hen war. Im Gebäude befanden sich neben den Räumen, in denen
der Unterricht abgehalten wurde, Wohnungen für den Rektor und
zwei Lehrer.
Die Heiligengeistschule, die 1538 gegründet wurde, befand sich
anfänglich in den Gebäuden der Kaplane am Heiligengeistspital.
Sie wurde jedoch schon 1550 ausgebaut und nahm nachfolgend ein
kleines Gebäude ein, welches auf einer Grafik von Friedrich Gottlob
Endler zu erkennen ist. Die Grafik selbst wurde nach einer Zeichnung
eines unbekannten Künstlers ausgeführt. Letztere muss noch vor
1597 entstanden sein, da in diesem Jahr Kirche und Spital abge-
rissen wurden. Anschließend zog die Schule in das Gebäude der
Nonnen und das alte Pfarrhaus an der Kirchstraße 15 (ul. Bemar-
dynska) ein. Der nächste Umzug fiel in das Jahr 1664 und führte
in das Gebäude gegenüber der Kirche St. Bernhardin auf dem
Grundstück der Kirchstraße (ul. Bernardynska 3). Hier befand sich
die Schule bis 1849, als sie ein neues Schulgebäude erhielt (von dem
noch die Rede sein wird).
Weniger noch als über die Architektur der mittelalterlichen und
frühneuzeitlichen Schulgebäude ist über das Aussehen ihres Inneren
bekannt. Zwei Kupferstiche, einer von David Tscherning aus dem
Jahr 1644 und ein zweiter von Nikolaus Häublein von 1668, die
beide Innenansichten der Bibliothek der Magdalenenschule zeigen,
erhellen diesen Sachverhalt ein wenig. Bei der Bibliothek handelte
es sich um einen großen Raum, der mit einem Kreuzrippengewölbe,
welches von einem Pfeiler gestützt wurde, überfangenen war. In dem

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