Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54

KREIS MOSBACH.

ILMSPAN

Schreibweisen: Ilmspunt 1367, Ylmespuendt 1401, Ilmessbeunt 1458, Ylmanspandt
1537, Ilmanspeindt und Umispundt 1540.

Ilmspan war durch Zimmern-Luden'sches Erbe Besitzung der Rineck und seit
1454 ihrer Nachfolger der Leuchtenberg, von denen es 1646 an Würzburg (Amt
Grünsfeld) kam. 1803—1806 zu Salm-Krautheim gehörig.

Die Pfarrei, die in den Statuten des Kapitels Taubergau der Erzdiözese Mainz
vom Jahre 1344 als zu diesem Kapitel gehörig aufgezählt wird, trat 1656 in die Diözese
Würzburg über, ging dann ein und wurde erst 1725 neu errichtet.

Der Bau der jetzigen Kirche (tit. S. Laurentii), seit 1756 betrieben, wurde nach
Plänen und unter Leitung des würzburgischen Ingenieur-Hauptmanns Fischer 1766
begonnen und im folgenden Jahre vollendet. (E.)

Schmuckloser Barock-Putzbau, nur die Vorderfront etwas reicher behandelt. Ueber
dem Hauptportal, das die Jahreszahl 1766 trägt, das bischöfliche Wappen und in drei
Nischen die Statuen des h. Michael, h. Joseph und der h. Maria.

Das Innere freundlich und licht; flach gedeckt. Der Hauptaltar und die
beiden Nebenaltäre sowie Kanzel und Orgel in reichen, flotten Barockformen.
[Die Nebenaltäre kosteten 90 und 85 fl. und wurden 1768 vom Bildhauer Johann
Steuerwald in Kitzingen geliefert. Das Altarblatt auf dem Marienaltar lieferte um 24 fl.
Franz Andreas Thalheimer in Würzburg, das des Josephaltars um 190. Johann Michael
Wolker in Würzburg, die Orgel um 270 fl. J. A. Ehrlich in Mergentheim. (E.)\

In der Nähe zwischen Ilmspan und Poppenhausen an der bayerischen Grenze
gelegen und alter Besitz der Herrschaft Zimmern-Rineck

Hof LILACH,
Holzskulpturen dessen (neu erbaute) Kapelle auf dem Altar eine schöne geschnitzte Pieta (0,98 m breit
und 0,90 m hoch) enthält (s. Lichtdruck Tafel IX), die als ein bisher unbekanntes Werk
Riemenschneiders bezeichnet werden darf. Von ergreifender Wahrheit im Aus-
drucke der Gesichter zeigt die Gruppe sowohl in der Wiedergabe der hagern, eckigen
Formen des Leichnams und in der ungeschickten Art, wie dieser beim Aufrichten im
rechten Winkel gebrochen erscheint, als auch in der Form der Köpfe, der Haar-
behandlung und dem Faltenwurf acht charakteristische Züge der Werkstatt des fränkischen
Hauptmeisters. Vollendeteres als den Kopf des Lieblingsjüngers (mit der üblichen Haar-
fülle) hat Riemenschneider kaum geschaffen. Der dreieckartige Aufbau zeigt den Schwer-
punkt etwas zu sehr nach rechts hin verschoben; vielleicht, dass ursprünglich noch eine
niedrige Figur auf dieser Seite vorhanden war. Das Werk soll sammt dem werth-
losen barocken Altaraufsatz aus dem benachbarten (jetzt bayerischen) Orte Herchsheim
zu Anfang dieses Jahrhunderts hierher gekommen sein. Interessant ist ein Vergleich mit
den aufs engste verwandten Riemenschneider'schen Darstellungen desselben Gegenstandes
in der Stadtpfarrkirche zu Heidingsfeld (Streit, Tafel 27), der Filialdorfkirche zu
Maidbronn (Streit, Tafel 51) und in der Wagner'schen Sammlung der Universität
Würzburg (Streit. Tafel 89). Unsere Pietä erscheint daneben in der Figur Christi (bes.
 
Annotationen