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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0234

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — UISSIGHEIM.

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UISSIGHEIM

Schreibweisen: Ussincheim 1165, Ussencheim 1178, Ussenkeim 1220, Uossenkeim
1221, Ussinkeim 1288, Ussigheim um 1311, Uessikem 1414.

Eigenes Adelsgeschlecht im Gefolge der Bischöfe von Mainz und Würzburg und
der Herren von Wertheim, Zimmern, Rineck und Hohenlohe; zuerst in einer Bronn-
bacher Urkunde von n 78 erwähnt: Arnoldus et Conradus, duo filii Ruperti de
Ussencheim. Nach Bauer (Wirtemb. Franken IX, 179) ging ihr Besitzthum durch
eine Erbtochter auf Eberhard von Rosenberg (-f- 1314) über, der in einer Seligen-
thaler Urkunde von 1288 den Beinamen führt: genannt von Ussinkeim. Der
Zweig der Familie, welcher zu Uissigheim sass, starb mit Margaretha von Uissig-
heim aus, der Frau Stephans von der Thann. Beide verkauften ihren Hof zu
Uissigheim und ihre Besitzungen in der Umgegend 1457 an das Kloster Bronnbach.
Ausserdem andere von dort stammende Adelsgeschlechter im XV. und XVI. Jh. nach-
weisbar. Daneben schon seit n78 Ministerialen und andere Adelige. Uissigheim gehörte
zur Herrschaft Zimmern-Grünsfeld. Die von Uissigheim und noch 1480 Veit
von Riedern besassen Zehnten hier als rineckisches Lehen. Die Mainzer Lehensgüter,
welche 1223 Ludwig von Rineck an Kloster Bronnbach gab, wohl ursprünglich
Zimmern 'sches Eigenthum, wie die Güter, die Bronnbach bereits 1165 in Uissigheim
besass. Landeshoheit: Mainz (Amt und Cent Külsheim, seit 1773 Oberamt Bischofs-
heim, Vogtei Külsheim). 1803 bis 1806 leiningisch. (E.)

Von der alten Kirche (bereits 1223 wird ein Pfarrer zu Uissigheim erwähnt) ist Kirche
beim Neubau des Jahres 1846 nur der südlich am jetzigen Chor stehende Thurm bei-
behalten, dessen drei untere Geschosse mit ihrer Lisenentheilung und den Rundbogen-
friesen deutlich von den beiden obersten Geschossen abstechen. Ihre Entstehung in
spätgothischer Zeit wird durch das Masswerk des Spitzbogenfensters im Glockenhause
bestimmt. Im Jahre 1602 ist nachweislich eine Erhöhung des Thurmes »um ein Stock-
werk« vorgenommen worden. Sollte das Masswerk in der That aus dieser Zeit stammen,
so hätten wir hier abermals (vergl. z. B. Grünsfeld) ein sehr spätes Beispiel für das zähe
Festhalten an gothischen Formen bei Kirchenbauten. Am Uhrschild die Jahreszahl 1606.
Der hölzerne Helm modern.

Der jetzt als Rumpelkammer, ehemals als Chor der alten Kirche (hier stand ein
Altar des S. Oswald) benützte untere Raum des Thurmes hat quadratische Form (4,50 m
Seitenlänge) und ist mit einem romanischen Rippenkreuzgewölbe bedeckt, dessen Scheitel
etwa 7 m über dem Boden liegt. Die Form der Kappen mit horizontalem Scheitel,
das derbe Birnstabprofil der Rippen und das Fehlen eines Schlusssteines würden auf die
Blüthezeit des romanischen Stiles hinweisen, wenn nicht die, freilich noch etwas derb
und unbeholfen gerathenen Knollen, der Kapitelle auf den vier Ecksäulen, die mit Eck-
blättern versehenen, gedrückten attischen Basen und die gebrochene Form der Schild-
bögen die Zeit des Uebergangsstiles zu Beginn des XIII. Jhs. verriethen. An der Kreuzungs-
stelle der Rippen ist ein Fratzenthier in Relief ausgemeisselt, weiterhin auf einer Rippe,
ganz unvermittelt, ein Menschenhaupt.

An der Giebelwand links und rechts vom Eingange sind jetzt zwei alte Grabsteine Grabsteine
angebracht, an deren einen sich eine alte Ueberlieferung und abergläubische Verehrung

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