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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0041

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — GROSSRINDERFELD.

31

Altäre und Gestühl einheitlich, wohl aus der Zeit der Verlängerung des Schiffs
(1753) stammend. Am schönsten die Beichtstühle mit reich geschnitzten Aufsätzen, bei
denen sich in eigenthümlicher Weise Rococo- und klassizistische Formen kreuzen.

Aussen an der Südseite Epitaph (w. S.) des Melchior Lurtz von Amorbach,
Schultheissen von Gommersdorf, und seiner Gattin. Das Ehepaar mit den Kindern, vor
dem Crucifixus knieend, in Relief; Inschrift sehr verwittert. Formen kunstroh. Die
Konsolen, welche die Platte tragen, gehören ursprünglich offenbar nicht dazu.

Von den drei Glocken, welche im Thurme hängen, ist nur die kleinste bemerkens-
werth mit folgender Inschrift: jlVß CD^C^I^C CI^ICIjI :P]D€ÜQj3: DOäMDQVß
S>€JCV"fiö, in guten gothischen Majuskeln des XIV. Jhs.

Das jetzige Pfarrhaus, ein stattlicher zweigeschossiger Bau in deutschen Renaissance-
Formen ist, wie Wappen und Inschrift über dem Hauptportal angeben, ebenfalls vom
Schönthaler Abt Johannes als Expositur und Sommerresidenz i. J. 1596 errichtet
worden. Der polygonale Treppenthurm vor der Hauptfront birgt eine schöne steinerne
Wendelstiege und bildet mit den hochansteigenden, durch Pilaster getheilten, mit Voluten
verzierten und von einer Muschel bekrönten Giebeln den Hauptschmuck des Gebäudes.
Am Kellerthor ebenfalls die Jahreszahl 1596.

Das weiträumige Innere enthält im oberen Stock die Hauskapelle mit kleinem
Altar; vortreffliche Barock-Schnitzerei.

Im Orte das Gasthaiis zum Ochsen, ehemaliges Amtsgebäude (?) des Klosters, ein
massives Herrschaftshaus mit steilem Renaissance-Giebel. Ueber der Eingangsthür
im Hof die Jahreszahl I600. In der gegenüberliegenden Ecke des Hofes ein sehr
verwahrloster Bau, dessen Untergeschoss Wirthschaftsräume enthält. Einen äusserst
malerischen Anblick bietet der von hübschen Holzsäulen getragene Vorbau aus Fach-
werk, zu dem eine hölzerne Stiege von unten frei heraufführt.

Ueber der weiten Thoreinfahrt die Jahreszahl WZI.

Im Ort hübscher Bildstock vom Jahre 1738.

Innere Aus-
stattung

Epitaph

Glocken

Pfarrhaus

GROSSRINDERFELD

Schreibweisen: Rinterfelt 1312, zu grossen Rinderfeit 1363, Rinderfeldt 1637,
gross Rinnefeld 1774.

Ob das seit Ende des XIII. Jhs. auftretende ritterliche Geschlecht von Rinderfeld
hierher zu beziehen ist oder auf das zwei Stunden entfernt gelegene bayerische Klein-
rinderfeld, bleibt fraglich. Grossrinderfeld war ein Theil der Herrschaft Zimmern
(Grünsfeld) -Lauda. Die Vogtei und einige Einkünfte gingen 1312 von Graf Ludwig
von Rineck durch Kauf und Tausch an das Stift zu Aschaffenburg über und
blieben ihm bis zu dessen Aufhebung. Auch die Klöster Gerlachsheim und
Bronnbach besassen daselbst Güter und Gülten, ferner die Kartause Grünau u.a.
Ebenso waren die Zobel in Grossrinderfeld begütert und galten als Dorfherren. Landes-
hoheit bis 1803 Mainz, danach Lein in gen bis 1806. (E.)

Von der ehemaligen Ummauerung des Ortes seit den grossen Bränden von
1779 und 1826 keine Spuren mehr.
 
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