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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0154

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — OBERWITTIGHAUSEN. j , e

Kundbogenfenster über der Eingangsthür im Giebel, die Form der rippenlbsen Kreuz-
gewölbe im Chor mit den als Stützen dienenden schwerfälligen Konsolsteinen, das derbe
Kämpfergesims des Chorbogens, alle diese übereinstimmenden Einzelheiten lassen die
Entstehungszeit der Kirche im Zeitalter des romanischen Stiles unschwer erkennen,
während ein kleines gothisches Fenster mit zerstörtem Mittelpfosten auf eine Restauration
im XIII. Jh. hinweist. Der obere Theil des Thurmes anscheinend erheblich jünger.
Das Fehlen jeden Zieraths erschwert hier eine nähere Zeitbestimmung.

Die innere Ausstattung ohne Kunstwerth.

In der Kirche befand sich eine alte, hochgeschätzte Marienstatue.

Die Glocken (XV. Jh.) sind beide gleich gross und tragen die Umschrift:

rfjrrätof • gfotftcti0ieffer • ju nnrimfierg • goß • tnulj • gatte£ • Infi • gcfiß • idj • Ohne

Jahreszahl. Derselbe Meister nennt sich auf den Glocken in Angelthürn und Messel-
hausen.

Unten im Ort (Grabengasse) altes interessantes Fachwerkhaus (s. Fig. 40). Jahres-
zahl 1619 über der Eingangsthür. Das massive Untergeschoss mit dem Keller ist schmuck-
los, erstes und zweites Obergeschoss dagegen sind mit geschnitzten eichenen Ständern und
Gewänden, sowie mit profilirten Schwellen verziert. Unter den Fenstern rechts im zweiten
Obergeschoss der Hauptfront geschnitzte Brüstungstafeln, woran die von Rankenwerk um-
gebenen Initialen des Erbauers B. H(erold?) zu sehen sind. An der hintern Ecke dienen
zwei Holzkonsolen als Stützen für die schräge Ueberkragung des obersten Geschosses. Die
schöne nördliche Giebelfront, die einst nach einem kleinen Weiher schaute, ist leider
arg vernachlässigt, mit Putz beworfen und durch einen ausgebauten Backofen entstellt;
die Fenster zum Theil vermauert, ebenso der ehemalige Seiteneingang an der Südseite.
Die Formensprache bäuerisch derb,, das Ganze in seinem jetzigen Bestände sehr
malerisch, aber einer entsprechenden Erneuerung dringend bedürftig.

OBERWITTIGHAUSEN

Schreibweisen: Wittigehusen vor 1045, Wihtingin vor 1184, in superiori et in-
feriori Wittingenhusen 1243, Wittegehusen 1312, Wytigehusen 1323, in inferiori Witige-
husen 1334, Oberwittichen 1347, Oberwitichhusen 136g, Nyderwyfichhusen 1369, Ober-
wichhusen 1395.

Die beiden Orte Ober- und Unterwittighausen gehörten zur Herrschaft Zimmern-
Grünsfeld. Bereits von 1184 war das Stift zu As.chaffenburg hier begütert,
1243 trugen beide Orte die Gräfin Adelheid von Rineck und deren Söhne von
Würzburg zu Lehen und verpfändeten nach unglücklichen Fehden an Bischof Hermann
zu Würzburg 100 Talente Einkünfte daselbst. Begütert waren noch Heinrich von
Lyn ach, Kanonikus am Neumünster zu Würzburg, und die Gundelwin zu Grünsfeld,
Grünsfeldhausen und Lauda, welche (ersterer 1334, letztere 1347) u. a. ihre Besitzungen
an die Johanniter zu Würzburg verkauften, ferner Kloster Gerlachsheim und
Kloster Bronnbach. Auch hohenlohische. Lehen zu Ober- und Unterwittighausen
waren im XV. Jh. vergeben, gingen später an Leuchtenberg über und fielen 1648
an Hohenlohe zurück. Die Vogtei hätte Ludwig Graf von Rineck 1312 an das
 
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