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KREIS MOSBACH.
Stift zu Aschaffenburg verkauft, aber später wieder erworben. Mit Griinsfeld
gingen Ober- und Unterwittighausen 1646 an Würzburg, 1802 an Salm-Kraut-
heim und 1806 an Baden über. (E.)
Grabhügel Im Walde „Zollstock", nördlich der Strasse von Oberwittighausen nach Poppen-
hausen, steht eine Gruppe von sieben Grabhügeln von 10 bis 15 m Durchmesser.
Noch nicht untersucht. (W.J
Von den Mauern und Thoren, mit denen der Ort versehen war, ist nichts
erhalten.
Kirche Die Kirche (Filiale von Unterwittighausen), schon in der Pfarreifassion des Pfarrers
Michael Schulthes vom Jahre 1557 erwähnt, bedurfte 1692 einer Erneuerung, welche zu
Streitigkeiten zwischen dem Generalvikariat zu Würzburg und dem Kollegiatstifte zu
Aschaffenburg, als dem angeblich alleinigen Zehntherr im Orte, führte. Seine jetzige
Gestalt verdankt dies Gotteshaus (tit. S. Aegidii) einer Restauration des Jahres 1785, die
wohl einem Neubau ziemlich gleich gekommen sein wird. 1874 abermals restaurirt.
Schmuckloser Putzbau mit Frontthurm. Schiff mit flacher Holzdecke, Chor gewölbt, beide
mit gewöhnlichen Rococo-Stuccaturen versehen. Altäre, Kanzel, Gestühl u. s. w. über-
einstimmend barock, ohne besonderen Kunstwerth.
Bildstöcke In dem Orte und ausserhalb zahlreiche, zum Theil schöne Bildstöcke, meist aus
der Barockzeit.
Sigismundkapeiie Auf der Höhe nördlich vor dem Ort die alte
SIGISMUNDKAPELLE,
ein interessanter romanischer Centralbau, bestehend aus einem regelmässigen
Oktogon als Hauptraum und einem an die östliche Achteckseite angebauten Chor,
der aus fünf Seiten des Achteckes gebildet ist (s. Fig. 41 und Lichtdrucktafel XIII).
Ueber die Zeit der Erbauung dieses Gotteshauses, das in den letzten Jahrhunderten
als vielbesuchte Wallfahrtskirche und Filialkirche für einen Theil von Oberwittighausen
gedient hat, ist nichts Sicheres bekannt. Jedenfalls ist die alte Ueberlieferung, dass hier
eine uralte heidnische Kultstätte bestanden habe, im Hinblick auf die weit-
schauige Oertlichkeit und die alten Sagen (s. unten) nicht ohne Weiteres von der Hand
zu weisen. [Vergl. Bauer, in Ztschr. des histor. Vereins für das wirtembergische
Franken 1848:8. 47; 1853 S. 90; 1855 S. 66 (mit Abbildung); 1871 S. 148 (mit Ab-
bildung); ferner: Rettberg, Kirchengeschichte für Deutschland II, 805, und Georg
Karch, das Portal der alten Sigismundkapeiie zu Oberwittighausen, Würzburg 1872.
Die Riesensage bei Bader, Volkssagen aus dem Lande Baden Nr. 374. Erwähnt von
Niedermaier, Kunstgeschichte von Würzburg, Würzburg 1860, S. 4iof. Panzer,
in den bayer. Annalen 1834 und Lotz, Kunsttopographie U, 357.]
Ein Blick auf die Aussenmauern zeigt:
1) dass der Hauptbau mit dem Nebenbau zu gleicher Zeit entstanden, der Chor
also nicht, wie in Grünsfeldhausen (s. oben), als ein späterer Zusatz zu betrachten ist;
(den Beweis liefern nicht nur die Gleichheit des Quadermauerwerks und der Verband in
den unteren Theilen, sondern auch das durchgehende Sockelgesims)
2) dass die oberen Theile, am Oktogon etwa von der halben Höhe, am Chor
vom Bogenfriese ab, einer jüngeren Bauperiode angehören (an die Stelle des lager-
KREIS MOSBACH.
Stift zu Aschaffenburg verkauft, aber später wieder erworben. Mit Griinsfeld
gingen Ober- und Unterwittighausen 1646 an Würzburg, 1802 an Salm-Kraut-
heim und 1806 an Baden über. (E.)
Grabhügel Im Walde „Zollstock", nördlich der Strasse von Oberwittighausen nach Poppen-
hausen, steht eine Gruppe von sieben Grabhügeln von 10 bis 15 m Durchmesser.
Noch nicht untersucht. (W.J
Von den Mauern und Thoren, mit denen der Ort versehen war, ist nichts
erhalten.
Kirche Die Kirche (Filiale von Unterwittighausen), schon in der Pfarreifassion des Pfarrers
Michael Schulthes vom Jahre 1557 erwähnt, bedurfte 1692 einer Erneuerung, welche zu
Streitigkeiten zwischen dem Generalvikariat zu Würzburg und dem Kollegiatstifte zu
Aschaffenburg, als dem angeblich alleinigen Zehntherr im Orte, führte. Seine jetzige
Gestalt verdankt dies Gotteshaus (tit. S. Aegidii) einer Restauration des Jahres 1785, die
wohl einem Neubau ziemlich gleich gekommen sein wird. 1874 abermals restaurirt.
Schmuckloser Putzbau mit Frontthurm. Schiff mit flacher Holzdecke, Chor gewölbt, beide
mit gewöhnlichen Rococo-Stuccaturen versehen. Altäre, Kanzel, Gestühl u. s. w. über-
einstimmend barock, ohne besonderen Kunstwerth.
Bildstöcke In dem Orte und ausserhalb zahlreiche, zum Theil schöne Bildstöcke, meist aus
der Barockzeit.
Sigismundkapeiie Auf der Höhe nördlich vor dem Ort die alte
SIGISMUNDKAPELLE,
ein interessanter romanischer Centralbau, bestehend aus einem regelmässigen
Oktogon als Hauptraum und einem an die östliche Achteckseite angebauten Chor,
der aus fünf Seiten des Achteckes gebildet ist (s. Fig. 41 und Lichtdrucktafel XIII).
Ueber die Zeit der Erbauung dieses Gotteshauses, das in den letzten Jahrhunderten
als vielbesuchte Wallfahrtskirche und Filialkirche für einen Theil von Oberwittighausen
gedient hat, ist nichts Sicheres bekannt. Jedenfalls ist die alte Ueberlieferung, dass hier
eine uralte heidnische Kultstätte bestanden habe, im Hinblick auf die weit-
schauige Oertlichkeit und die alten Sagen (s. unten) nicht ohne Weiteres von der Hand
zu weisen. [Vergl. Bauer, in Ztschr. des histor. Vereins für das wirtembergische
Franken 1848:8. 47; 1853 S. 90; 1855 S. 66 (mit Abbildung); 1871 S. 148 (mit Ab-
bildung); ferner: Rettberg, Kirchengeschichte für Deutschland II, 805, und Georg
Karch, das Portal der alten Sigismundkapeiie zu Oberwittighausen, Würzburg 1872.
Die Riesensage bei Bader, Volkssagen aus dem Lande Baden Nr. 374. Erwähnt von
Niedermaier, Kunstgeschichte von Würzburg, Würzburg 1860, S. 4iof. Panzer,
in den bayer. Annalen 1834 und Lotz, Kunsttopographie U, 357.]
Ein Blick auf die Aussenmauern zeigt:
1) dass der Hauptbau mit dem Nebenbau zu gleicher Zeit entstanden, der Chor
also nicht, wie in Grünsfeldhausen (s. oben), als ein späterer Zusatz zu betrachten ist;
(den Beweis liefern nicht nur die Gleichheit des Quadermauerwerks und der Verband in
den unteren Theilen, sondern auch das durchgehende Sockelgesims)
2) dass die oberen Theile, am Oktogon etwa von der halben Höhe, am Chor
vom Bogenfriese ab, einer jüngeren Bauperiode angehören (an die Stelle des lager-