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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Sauerlandt, Max: Guter und Schlechter Geschmack im Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0243

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Suter und schkecßter Seschmacß
im (>(unstzewerke/)

ährend fast alle heute wirkenden Leiter
unserer großen Kunstgewerbemuseen,
auch die, die dem modernen Aunst-
gewerbe in kritischer Zeit wertvolle
pionierdicnste geleistet haben, sich mehr
und mehr auf die rein praktische Tätigkeit des Sam-
melns und Erforschens des historischen Erbes zurück-
gezogen haben, hat Gustav E. pazaurek nicht
aufgehärt, der modernen kunstgewerblichen Bewegung
und der Ästhetik des Aunstgewerbes sein lebendiges

') Gustav L. pazaurek, Guter und schlechter Ge-
schmack im Runstgewerbe. Stuttgart und Berlin ,9,2. Deutsche
Verlagsanstalt. Preis geb. *2 M. Für das Bildmaterial in
diesem Buch können wir dank dem Entgegenkommen des ver.
lags die Abb. 45?'—460 als Beispiele bringen.

453. Mietwohnungsausstattung (Büffet).
Nach Entwurf von Rich. Berndl aus-
geführt von I. Bö hinter.

Interesse und einen guten Teil
seiner ungewöhnlichen Arbeitskraft
zu widmen.

Auf dem eminent wichtigen Ge-
biet der Geschmackbildung istpazaurek
heute eine der originellsteit und wirk-
samsten Persönlichkeiten. Indem er
den Ungeschmack in iinmer neuen
Wendungen dem vernichtenden Fluch
der Lächerlichkeit preisgab, hat er
durch seine zahlreichen belehrenden
Borträge, durch die bunte Reihe
seiner immer amüsant geschriebenen
Berichte, Feuilletons und kleineren
Studien Einfluß auch auf die Areife
unseres Volkes gewonnen, die pe-
dantisch-spröder Belehrung immer
unzugänglich bleiben werden. Durch
das originelle, viel befeindete Aurio-
sum seiner „Abteilung der Ge-
schmacksverirrungen" in dem
durch seine rastlose Tätigkeit von
Grund auf umgestalteten, ja in der
heutigen Form eigentlich erst geschaf-
fenen Agl. Landesgewerbemuseum in
Stuttgart hat er auch die ganz ver-
schlafenen aufzurütteln verstanden.
Aut seinen immer klug ersonnenen
und geschickt durchgesührten pro-
gramm- und Fachausstellungen endlich — erinnert sei
nur an die Ausstellungen „Symmetrie und Gleich-
gewicht", „Dreierlei Rokoko", „Alte und moderne
Glasperlenarbeiten" — hat pazaurek nicht nur
unsere wissenschaftliche Erkenntnis durch planmäßige
Erweiterung und neue Gruppierung des Materials
vertieft, sondern vor allem auch einen außerordent-
lichen belehrenden und durch diese Belehrung un-
vermerkt erziehenden Einfluß seit Jahren bereits aus
geübt.

Das soeben erschienene geschmackvoll ausgestattete
Buch, dem man als Motto das »Rcrase? l'Intame«
vorsetzen möchte, faßt in gewissenr Sinne die in so
vielfältiger praktischer Tätigkeit bisher gewonnenen
Erfahrungen mit programmatischer Prägnanz zu-
sammen.

Pier wird wirklich einmal der Stier mit derben
Fäusten bei beiden pörnern gepackt.

Der Gedanke, der jene groteske Schaustellung
von Geschmacklosigkeiten im Stuttgarter Landesge-

2ZO
 
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