Moderne Medaillenkunst.
506. Bayerisches Jagdhaus; Zimmer des Herrn. Nach Entwurf von Hans Hertlein.
(vgl. Abb. 307 U. 308.)
Moderne MedaikkenKunst.
(Von Dr. QTla^ lKernhart.
den letzten zwei Dezennien ver-
nahm man allgemein denRufnach
einem neuen Stil. Die unentschlos-
sen schwelende Linie, die vor einem
Jahrzehnt noch als eine stilistische
Errungenschaft zu gelten schien,
belächeln wir heute als die Verlegenheit einer herzlich
unbedeutenden Periode. Wir sind seither schon um
vieles näher an die Ularheit zwar nicht neuer, aber
in ihrer ganzen Struktur doch ehrlich und kraftvoll
sich gebender formen herangekommen. Die Wand-
lung, die in unserer gesamten Ausdruckskultur unleug-
bar vor sich ging, das Streben nach der Vorherrschaft
des Zweckgedankens im kunstgewerblichen Gegenstand,
nach Wesensbetonung und Formverschlichtung hat
besonders auf dem Gebiet der angewandten Aunst
mit ihren immanenten Anregungen zur Formgestal-
tung Ordnung und Ruhe in den Drang der Stil-
gärungen gebracht. Wie sehr dieses kunstgewerbliche
Bemühen um die klare, entschiedene Wirkung der
Zweckform unser Auge geschult hat, wie umgekehrt
die neue Weise des Sehens, die uns der Impressio-
nismus anerzog, sogar auf Gebiete der angewandten
Runst ihren Einfluß übte, das läßt sich in der Plakat-
kunst der letzten Jahre erkennen. Sie zielt, wie es
in der Natur der Sache liegt, auf große monumentale
Wirkung ab, sie bewahrt sich dabei die Fähigkeit
zum feinsten Ausdruck seelischen Gehaltes und stellt
solcherweise vielleicht das innerste Verlangen der
heutigen Ausdruckskultur dar. Hut dieser Tatsache
verwandt ist jene andere, daß auch die Architektur
der Gegenwart sich um die knappste, eindeutigste
Formel für ihre auf Vornehmheit gerichtete Gesinnung
bemüht und immer entschiedener zur einfachen männ-
lichen Strenge der geometrischen Formen zurückkehrt.
Unverkennbar klärt sich aus unseren künstlerischen
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506. Bayerisches Jagdhaus; Zimmer des Herrn. Nach Entwurf von Hans Hertlein.
(vgl. Abb. 307 U. 308.)
Moderne MedaikkenKunst.
(Von Dr. QTla^ lKernhart.
den letzten zwei Dezennien ver-
nahm man allgemein denRufnach
einem neuen Stil. Die unentschlos-
sen schwelende Linie, die vor einem
Jahrzehnt noch als eine stilistische
Errungenschaft zu gelten schien,
belächeln wir heute als die Verlegenheit einer herzlich
unbedeutenden Periode. Wir sind seither schon um
vieles näher an die Ularheit zwar nicht neuer, aber
in ihrer ganzen Struktur doch ehrlich und kraftvoll
sich gebender formen herangekommen. Die Wand-
lung, die in unserer gesamten Ausdruckskultur unleug-
bar vor sich ging, das Streben nach der Vorherrschaft
des Zweckgedankens im kunstgewerblichen Gegenstand,
nach Wesensbetonung und Formverschlichtung hat
besonders auf dem Gebiet der angewandten Aunst
mit ihren immanenten Anregungen zur Formgestal-
tung Ordnung und Ruhe in den Drang der Stil-
gärungen gebracht. Wie sehr dieses kunstgewerbliche
Bemühen um die klare, entschiedene Wirkung der
Zweckform unser Auge geschult hat, wie umgekehrt
die neue Weise des Sehens, die uns der Impressio-
nismus anerzog, sogar auf Gebiete der angewandten
Runst ihren Einfluß übte, das läßt sich in der Plakat-
kunst der letzten Jahre erkennen. Sie zielt, wie es
in der Natur der Sache liegt, auf große monumentale
Wirkung ab, sie bewahrt sich dabei die Fähigkeit
zum feinsten Ausdruck seelischen Gehaltes und stellt
solcherweise vielleicht das innerste Verlangen der
heutigen Ausdruckskultur dar. Hut dieser Tatsache
verwandt ist jene andere, daß auch die Architektur
der Gegenwart sich um die knappste, eindeutigste
Formel für ihre auf Vornehmheit gerichtete Gesinnung
bemüht und immer entschiedener zur einfachen männ-
lichen Strenge der geometrischen Formen zurückkehrt.
Unverkennbar klärt sich aus unseren künstlerischen
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