(. Bogenfeld-Bemalung; von Jul. Illössel; (vgl. dazu Abb. 2).
Hukms Mössek.
irgend sonst gelten absolute Gesetze
so wenig wie in den Künsten.
Alle kunstästhetischen Klassisikati-
onen, Formulierungen, „Gesetze",
mögen sie von gelehrten Ästhetikern
oder Künstlern stammen, sind
immer nur so lange wahr, als die neue Macht sehlt,
die sie außer Kredit bringt, die über ihre Allgültig-
keiten und Ewigkeitswerte weg ihr neues Reich —
Zwischenreich — befestigt. Nur in kürzeren Zeit-
räumen als für Religionen wiederholen sich in den
Künsten Götter und Götzendämmerungen. And wie
im Kampf der Weltanschauungen, dem Widerstreit
der Religionen und Konfessionen Klassenbildung und
engherzige Beschränkung, ja offene Unduldsamkeit
wirken, so vielfach auch in den Künsten, welche die
freien sein sollten, Hier wie dort schließen sich die
Augen der Wahrheit und Schönheit, die außerhalb
des engbegrenzten Bannbezirkes wachsen will. Nicht
allzu häufig sind die Menschen, die sich freihaltcn
können von der bewußten und unbewußten Be-
schränkung dogmatischer Sehrmeinung und in sich
dauernd Platz haben können für Schönheiten ver-
schiedener Art.
Zu allen Zeiten gab es darum unter Künstlern
nach solchen Standpunkten zu „früh" oder zu „spät"
Geborene. Zn beiden Fällen predigten sie vor dünn-
besetzten Bänken, oft lange nichts als den Wider-
hall ihrer eigenen Worte hörend. Die ersten, bei
denen sie Würdigung fanden, waren jene irregu-
lären, ungebärdigen Naturen, denen es nie am
Wesen verschlug, statt eines Gottes mehrere Götter
in sich zu beherbergen. Weitere ästhetische Paga-
nisten, denen die Welt weit ist und ein Para-
graphengehege in seiner Künstlichkeit ein Gelächter.
Wenige aber können und mögen auf die Dauer-
unter zu vielen Göttern leben. Die nie ruhenden
Erschütterungen rivalisierender Mächte beängstigen
sie, rauben ihnen die nötige Ruhe, erfüllen ihre
engen Herzkammern mit nagender Ungewißheit.
Aus Wirrsal und Unsicherheit retten sie sich zuletzt
in Zweifel und Verzweiflung zu ihrem „großen
Einen", dem von ihnen als machtvollsten Erreger
erkannten, nennen ihn den Einzigwahren. So kann
ihnen, um irgendwelche Namen zu nennen, Böcklin
neben Feuerbach nicht bestehen; dem geschworenen
Bayreuther ist Wagner der „Meister" schlechthin.
Neben ihm gibt es keinen Gott. Scheeläugig blinzeln
sie dann zu den um solchen Preises willen ver-
lassenen Nischengötzen, je ungewisser sie im innersten
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2. Eingang zuin ljause der Bayerischen Bangcwerks-
Genossenschaft.
Architektur von Prof. Lugen £7 ö n i g.
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K1111 fl und Handwerk. (,2. Zaljrg. Heft
1
Hukms Mössek.
irgend sonst gelten absolute Gesetze
so wenig wie in den Künsten.
Alle kunstästhetischen Klassisikati-
onen, Formulierungen, „Gesetze",
mögen sie von gelehrten Ästhetikern
oder Künstlern stammen, sind
immer nur so lange wahr, als die neue Macht sehlt,
die sie außer Kredit bringt, die über ihre Allgültig-
keiten und Ewigkeitswerte weg ihr neues Reich —
Zwischenreich — befestigt. Nur in kürzeren Zeit-
räumen als für Religionen wiederholen sich in den
Künsten Götter und Götzendämmerungen. And wie
im Kampf der Weltanschauungen, dem Widerstreit
der Religionen und Konfessionen Klassenbildung und
engherzige Beschränkung, ja offene Unduldsamkeit
wirken, so vielfach auch in den Künsten, welche die
freien sein sollten, Hier wie dort schließen sich die
Augen der Wahrheit und Schönheit, die außerhalb
des engbegrenzten Bannbezirkes wachsen will. Nicht
allzu häufig sind die Menschen, die sich freihaltcn
können von der bewußten und unbewußten Be-
schränkung dogmatischer Sehrmeinung und in sich
dauernd Platz haben können für Schönheiten ver-
schiedener Art.
Zu allen Zeiten gab es darum unter Künstlern
nach solchen Standpunkten zu „früh" oder zu „spät"
Geborene. Zn beiden Fällen predigten sie vor dünn-
besetzten Bänken, oft lange nichts als den Wider-
hall ihrer eigenen Worte hörend. Die ersten, bei
denen sie Würdigung fanden, waren jene irregu-
lären, ungebärdigen Naturen, denen es nie am
Wesen verschlug, statt eines Gottes mehrere Götter
in sich zu beherbergen. Weitere ästhetische Paga-
nisten, denen die Welt weit ist und ein Para-
graphengehege in seiner Künstlichkeit ein Gelächter.
Wenige aber können und mögen auf die Dauer-
unter zu vielen Göttern leben. Die nie ruhenden
Erschütterungen rivalisierender Mächte beängstigen
sie, rauben ihnen die nötige Ruhe, erfüllen ihre
engen Herzkammern mit nagender Ungewißheit.
Aus Wirrsal und Unsicherheit retten sie sich zuletzt
in Zweifel und Verzweiflung zu ihrem „großen
Einen", dem von ihnen als machtvollsten Erreger
erkannten, nennen ihn den Einzigwahren. So kann
ihnen, um irgendwelche Namen zu nennen, Böcklin
neben Feuerbach nicht bestehen; dem geschworenen
Bayreuther ist Wagner der „Meister" schlechthin.
Neben ihm gibt es keinen Gott. Scheeläugig blinzeln
sie dann zu den um solchen Preises willen ver-
lassenen Nischengötzen, je ungewisser sie im innersten
Jfl
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2. Eingang zuin ljause der Bayerischen Bangcwerks-
Genossenschaft.
Architektur von Prof. Lugen £7 ö n i g.
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K1111 fl und Handwerk. (,2. Zaljrg. Heft
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