Düll und Pezold.
Die Frauenausstellung.
58;. Schlußstein am Hause der Kunsthandlung von A. S. Drey;
von Düll und Pezold (Savonniere-Aalkstein.)
auswüchse und über das, was sie vorstellen, ja der
Spott wird geradezu herausgefordert und hält auch
nicht still vor den Personen oder Tatsachen, die so
im Bilde „künstlerisch" prosaniert werden.
Wenn eine solche Geschmacksverirrung in das
Publikum getragen wird, so darf man sich nicht
wundern, wenn die wahre Aunst darunter zu leiden
hat, wenn der Geschmack sich verliert an dem wahr-
haft Schönen. Wenn die Aünstler solches dem pu-
blikum zu bieten wagen, so sollte das letztere energisch
Front dagegen machen, ehe es eine Witschuld an
derartigen „Aunsterzeugnissen" auf sich nimmt. <£s
mag sein, daß manche von den Interessenten den
Auftrag geben, Gefallen an solchen Darstellungen
finden, es ist aber bedauerlich, daß solche auch Aünstler
finden, die sich ihren absurden Ideen zur Verfügung
stellen: sie werden so zum handlanger eines bloßen
nüchternen Erwerbs, sie verleugnen ihre Aunst einem
Geschäftsmanöver zuliebe — sind das noch „Aünstler?"
Die Reklame kann zu einer eigenen Aunstrichtung
gemacht werden, sie ist es auch bereits zu einem Teile
geworden, ein eigener Zweig künstlerischer Betätigung,
dem auch wirkliche, echte und große Aünstler ihre
Araft widmen. Alan nehme aber nicht Ideen zum
Stoff, die für die Reklame, welcher Art sie auch sei,
sich nicht schicken; es gibt ja unzählige andere Ideen,
die des Aünstlers Phantasie für diesen Zweck wieder-
zugeben und zu gestalten vermag. Jede Reklame
bedeutet doch im letzten Grunde eine reine Geschäfts-
sache, der zuliebe solche Gestalten wie Friedrich der
Große nicht geopfert werden sollten, um „wirksam"
zu erscheinen.
Bon anderen Absonderlichkeiten und Geschmacks-
verirrungen auf dem Gebiete der Reklame soll hier
nicht die Rede sein. Manches Ausstellungsplakat
hat die Aritik herausgefordert, die unmöglich eine
Reklame auf Aosten der Aunst dulden kann, wo
letztere verzerrt und verschroben wird, so daß von
ihrer ersten und besten Eigenschaft, der Schönheit,
nicht mehr die Rede sein kann. Auch über und
besonders gegen die sogenannten Preisgerichte ließe
sich manches schreiben, die sich in ihrem Urteil recht
oft von eigenartigem Geschmacke leiten lassen, der sich
dem allgemeinen guten Geschnmck direkt entgegen-
stellt. Die Institution der Preisgerichte in ihrer bis-
herigen Form ist im Interesse der Aunst unhaltbar!
hier vor allem reformiere man, dann würde wohl
nicht mehr so über eine zweifelhafte Reklamekunst
geurteilt werden. P. S.
(Die LrauenauesteLbung.
Sin (Nachwort von (pauk Westhelm.
^ieAusstellung „Die Frau in Haus
und B e r u f" hat ihre Pforten
geschlossen. Die eingesandten Frauen-
arbeiten sind wieder in alle Winde
zerstreut. Das Einzelne steht wieder
unauffällig, vielleicht unscheinbar
neben mancherlei, auch von Männern gefertigten
Dingen. Im Grunde genommen, war ja in dieser
Ausstellung nichts so gleichgültig wie das einzelne
Stück. Auf das Prinzip, auf die Tatsache, daß und
wie Frauen sich auf soundso viel Gebieten betä-
tigen, auf die Frage, wieviel und welche Betätigungs-
möglichkeiten die Frauenarbeit bislang zu ergreifen
vermochte, welche Erfolge und Mißerfolge sind ihr
dabei beschert gewesen, kam es an.
Eine Unmenge Gruppen sind in den beiden
Hallen am Zoologischen Garten vereinigt gewesen.
Die Frau als Erzieherin, als Arankenpflegerin, in
rs8
Die Frauenausstellung.
58;. Schlußstein am Hause der Kunsthandlung von A. S. Drey;
von Düll und Pezold (Savonniere-Aalkstein.)
auswüchse und über das, was sie vorstellen, ja der
Spott wird geradezu herausgefordert und hält auch
nicht still vor den Personen oder Tatsachen, die so
im Bilde „künstlerisch" prosaniert werden.
Wenn eine solche Geschmacksverirrung in das
Publikum getragen wird, so darf man sich nicht
wundern, wenn die wahre Aunst darunter zu leiden
hat, wenn der Geschmack sich verliert an dem wahr-
haft Schönen. Wenn die Aünstler solches dem pu-
blikum zu bieten wagen, so sollte das letztere energisch
Front dagegen machen, ehe es eine Witschuld an
derartigen „Aunsterzeugnissen" auf sich nimmt. <£s
mag sein, daß manche von den Interessenten den
Auftrag geben, Gefallen an solchen Darstellungen
finden, es ist aber bedauerlich, daß solche auch Aünstler
finden, die sich ihren absurden Ideen zur Verfügung
stellen: sie werden so zum handlanger eines bloßen
nüchternen Erwerbs, sie verleugnen ihre Aunst einem
Geschäftsmanöver zuliebe — sind das noch „Aünstler?"
Die Reklame kann zu einer eigenen Aunstrichtung
gemacht werden, sie ist es auch bereits zu einem Teile
geworden, ein eigener Zweig künstlerischer Betätigung,
dem auch wirkliche, echte und große Aünstler ihre
Araft widmen. Alan nehme aber nicht Ideen zum
Stoff, die für die Reklame, welcher Art sie auch sei,
sich nicht schicken; es gibt ja unzählige andere Ideen,
die des Aünstlers Phantasie für diesen Zweck wieder-
zugeben und zu gestalten vermag. Jede Reklame
bedeutet doch im letzten Grunde eine reine Geschäfts-
sache, der zuliebe solche Gestalten wie Friedrich der
Große nicht geopfert werden sollten, um „wirksam"
zu erscheinen.
Bon anderen Absonderlichkeiten und Geschmacks-
verirrungen auf dem Gebiete der Reklame soll hier
nicht die Rede sein. Manches Ausstellungsplakat
hat die Aritik herausgefordert, die unmöglich eine
Reklame auf Aosten der Aunst dulden kann, wo
letztere verzerrt und verschroben wird, so daß von
ihrer ersten und besten Eigenschaft, der Schönheit,
nicht mehr die Rede sein kann. Auch über und
besonders gegen die sogenannten Preisgerichte ließe
sich manches schreiben, die sich in ihrem Urteil recht
oft von eigenartigem Geschmacke leiten lassen, der sich
dem allgemeinen guten Geschnmck direkt entgegen-
stellt. Die Institution der Preisgerichte in ihrer bis-
herigen Form ist im Interesse der Aunst unhaltbar!
hier vor allem reformiere man, dann würde wohl
nicht mehr so über eine zweifelhafte Reklamekunst
geurteilt werden. P. S.
(Die LrauenauesteLbung.
Sin (Nachwort von (pauk Westhelm.
^ieAusstellung „Die Frau in Haus
und B e r u f" hat ihre Pforten
geschlossen. Die eingesandten Frauen-
arbeiten sind wieder in alle Winde
zerstreut. Das Einzelne steht wieder
unauffällig, vielleicht unscheinbar
neben mancherlei, auch von Männern gefertigten
Dingen. Im Grunde genommen, war ja in dieser
Ausstellung nichts so gleichgültig wie das einzelne
Stück. Auf das Prinzip, auf die Tatsache, daß und
wie Frauen sich auf soundso viel Gebieten betä-
tigen, auf die Frage, wieviel und welche Betätigungs-
möglichkeiten die Frauenarbeit bislang zu ergreifen
vermochte, welche Erfolge und Mißerfolge sind ihr
dabei beschert gewesen, kam es an.
Eine Unmenge Gruppen sind in den beiden
Hallen am Zoologischen Garten vereinigt gewesen.
Die Frau als Erzieherin, als Arankenpflegerin, in
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