Julius Massel.
),4. Salon des Herrn B. (;yc>?);
entworfen von Jul. Möffel, ausgeführt van A. Pöffenbacher.
Die FarKe aks Kauekemenk.
Line iKetrachtung mehr für -Architekten aks für Maker,
vsn jjukius Mösfek (Auszug).
Das Mahre muß man immer wieder-
holen, weil der Irrtum um uns her immer
wieder gepredigt wird; und zwar nicht von
einzelne», sondern von der Masse. In Zei-
tungen und Enzyklopädie», auf Schulen und
Universitäten, überall ist der Irrtum obenauf,
und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl
der Majorität, die auf seiner Seite ist.
Goethe.
^ie uns bekannten Reste frühester Bauweise
haben gigantische Verhältnisse schlichtester
Formung. Reiche Reliefdarstellungen und
Spuren von Färbungen lassen aber gewiß werden
— und in den alles überdeckenden Malereien ägyp-
tischer Baureste sehen wir es
greifbar, — daß der Mensch,
wenn er auch ungeheuere Massen
auftürmte, das gleichsam seinen
erschreckten fänden Entwachsene
durch alle ihm zu Gebote stehen-
den Mittel wieder zurückzwang
auf jenes innere Bedürfnis, sich
in diesen Merken wiederzufin-
den. -- Blicken wir aus diese
frühen Erscheinungen, so sehen
wir den plastischen Gedanken in
roher Form, die Wirkung des
Lichtes nur naiv erkannt, der
vom Lichte getragenen Farbe
aber eine ungeheuere, beinahe
unabhängige Rolle zugewiesen.
Die in Griechenland dann zur
höchsten Blüte gereifte Form
drängte, wie uns heute scheinen
mag, die Farbe etwas zurück.
Aber doch müssen wir glauben,
daß die Färbung plastischer
Dinge und der Flächenschmuck,
wo es anging, zum vollen Aus-
druck des Bedürfnisses nach den
unersetzlichen Reizen des farbigen
Gegensatzes führte.
Für die Stellung der Italer
zu diesem Problem genüge der
Hinweis auf die Bemalung der
Wände in ihren Käufern. Wo
sie nicht Mittel hatten, mit Mar-
inor und edlen Stoffen zu in-
krustieren, malten sie ohne viel
Rücksicht auf Logik, den unbe-
deutendsten Vorwand zu den
gewagtesten Konstruktionen benützend, in naiv er-
zählender, gleichsam metrischer Form. Wir sehen
dann, trotz beständiger Bereicherung der Formen-
welt, wesentlich die Farbe herrschen in früh-
christlicher, byzantinischer, romanischer Zeit; sehen
sie dann in Gothik und Renaissance im Bilde frei
werden, ohne daß sie ihre Stellung in der Architek-
tur verliert.
Wir sehen die Farbe diese Stellung auch weiter-
hin behalten im siebzehnten und achtzehnten Jahr-
hundert; aber allmählich kehrt der Maler, der früher,
oft gleichzeitig Bildhauer, ja auch Architekt war,
dem Bau den Rücken, ganz der Autonomie der
Farbe lebend, die Bauaufgabe der Farbe vernach-
lässigend. Ebenso emanzipierte sich die Form in der
plastischen Figur von der Architektur, blieb aber
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),4. Salon des Herrn B. (;yc>?);
entworfen von Jul. Möffel, ausgeführt van A. Pöffenbacher.
Die FarKe aks Kauekemenk.
Line iKetrachtung mehr für -Architekten aks für Maker,
vsn jjukius Mösfek (Auszug).
Das Mahre muß man immer wieder-
holen, weil der Irrtum um uns her immer
wieder gepredigt wird; und zwar nicht von
einzelne», sondern von der Masse. In Zei-
tungen und Enzyklopädie», auf Schulen und
Universitäten, überall ist der Irrtum obenauf,
und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl
der Majorität, die auf seiner Seite ist.
Goethe.
^ie uns bekannten Reste frühester Bauweise
haben gigantische Verhältnisse schlichtester
Formung. Reiche Reliefdarstellungen und
Spuren von Färbungen lassen aber gewiß werden
— und in den alles überdeckenden Malereien ägyp-
tischer Baureste sehen wir es
greifbar, — daß der Mensch,
wenn er auch ungeheuere Massen
auftürmte, das gleichsam seinen
erschreckten fänden Entwachsene
durch alle ihm zu Gebote stehen-
den Mittel wieder zurückzwang
auf jenes innere Bedürfnis, sich
in diesen Merken wiederzufin-
den. -- Blicken wir aus diese
frühen Erscheinungen, so sehen
wir den plastischen Gedanken in
roher Form, die Wirkung des
Lichtes nur naiv erkannt, der
vom Lichte getragenen Farbe
aber eine ungeheuere, beinahe
unabhängige Rolle zugewiesen.
Die in Griechenland dann zur
höchsten Blüte gereifte Form
drängte, wie uns heute scheinen
mag, die Farbe etwas zurück.
Aber doch müssen wir glauben,
daß die Färbung plastischer
Dinge und der Flächenschmuck,
wo es anging, zum vollen Aus-
druck des Bedürfnisses nach den
unersetzlichen Reizen des farbigen
Gegensatzes führte.
Für die Stellung der Italer
zu diesem Problem genüge der
Hinweis auf die Bemalung der
Wände in ihren Käufern. Wo
sie nicht Mittel hatten, mit Mar-
inor und edlen Stoffen zu in-
krustieren, malten sie ohne viel
Rücksicht auf Logik, den unbe-
deutendsten Vorwand zu den
gewagtesten Konstruktionen benützend, in naiv er-
zählender, gleichsam metrischer Form. Wir sehen
dann, trotz beständiger Bereicherung der Formen-
welt, wesentlich die Farbe herrschen in früh-
christlicher, byzantinischer, romanischer Zeit; sehen
sie dann in Gothik und Renaissance im Bilde frei
werden, ohne daß sie ihre Stellung in der Architek-
tur verliert.
Wir sehen die Farbe diese Stellung auch weiter-
hin behalten im siebzehnten und achtzehnten Jahr-
hundert; aber allmählich kehrt der Maler, der früher,
oft gleichzeitig Bildhauer, ja auch Architekt war,
dem Bau den Rücken, ganz der Autonomie der
Farbe lebend, die Bauaufgabe der Farbe vernach-
lässigend. Ebenso emanzipierte sich die Form in der
plastischen Figur von der Architektur, blieb aber
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