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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Lory, Karl: Die Bayerische Gewerbeschau München 1912, [1]: Allgemeines
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Lory, Karl: Die Bayerische Gewerbeschau München 1912, [2]: Aufmachung und Raumausstattung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0308

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Oie Bayerische Gewerbeschau München (9(2.

6H8. (8. <S. Sd;.): Baal der Goldschmiede (in der Mitte ein Schaukasten mit alten Arbeiten. Nach Angaben von Rupert

v. Miller.

sind überraschend stark vertreten. Die beiden an-
deren, Franken und namentlich auch die Rhein-
pfalz, etitbehren mehr solcher kleiner Ruttelpunkte
gewerblichen Schaffens und spielen naturgemäß auch
in der Ausstellung eine geringere Rolle. Von den
großen bayerischen Städten aber — München wollen
wir hier außer Betracht lassen—rivalisierenNürnberg
und Augsburg ersichtlich; während aber in Nürn-
berg eigentlich die Großindustrie sich „vornehm"
zurückhält, hat gerade die Augsburger Großindustrie
sich sehr reich und glänzend eingestellt und dadurch
bewiesen, daß Augsburg in der Tat neben München
ein fester Hort der neuen Geschntacksbewegung ge-
nannt werden muß.

II.

-Aufmachung und (Naumauöftattung.

»on den herkömmlichen früheren „Ausstellungen"
nicht rein künstlerischen Tharakters unterscheidet
sich die Gewerbeschau vor allem schon dadurch,
daß auch das gesamte Arrangement von er-
probten Künstlern geleitet, überwacht oder gar
ausgeführt wurde. Es bezieht sich das selbst auf die
kleinsten Einzelheiten; so sollten z. B. alle Druck-
sachen, welche in den fallen der Gewerbeschau auf-
gelegt oder verteilt würden, ebenso wie die ausgestellten

Gegenstände selbst der Jury vorgelegt werden. Man
wollte dadurch nicht etwa eine öde Gleichförmigkeit
erreichen, nur das eine sollte erzielt werden, daß sich
keinerlei Geschmacklosigkeiten und technisch minder-
wertige Arbeiten eindrängen. Einheitlichkeit wurde
dagegen bei den Firmena ufschriften usw. erstrebt
und auch in wohltuender Meise durchgeführt; nirgends
stört eine unschöne, aufdringliche, geschmacklose Bei-
bzw. Aufschrift. Namentlich wurde auch die Auf-
stellung der einzelnen Gegenstände von Künstlern
besorgt. Die Folge davon war, daß zunächst der
übliche „Ausstellungsschrank" in Mißkredit geriet; die
Ausstellungsleitung nahm den Standpunkt ein, daß
durch Verwendung ganz einfacher, aber sorgfältig
ausgewählter Dekorationsmittel originelle Wirkungen
erzielt und eine viel stärkere Anziehungskraft auf
das Publikum ausgeübt werden könne, „als wenn
die Waren in irgendeinem großen, in seiner Ge-
samterscheinung immer uninteressanten Glasschrank
eingesargt sind". Dabei wird natürlich immer ein
Publikum vorausgesetzt, dessen Geschmack einiger-
maßen erzogen ist; ein unerzogener Geschmack wird
andere Dekorationsmittel als die auf der Gewerbeschau
beliebten tausendmal „origineller" finden und sich
von ihnen auch weit heftiger angezogen fühlen. Aber
auch auf Leute von unerzogenem Geschmack ist die
Wirkung gewiß eine vorteilhafte: einerseits werden

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