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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Mössel, Julius: Die Farbe als Bauelement (Auszug): eine Betrachtung mehr für Architekten als für Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0026

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Julius Möffel.

(5. Salon des Herrn B. (zyo?); Entwurf von Jul. Möffel, ansgeführt von A. Pöffenbacher;

Helles Satinholz xatiniert.

immer wie auch die Bildmalerei wenigstens in einem
ideellen Zusammenhang mit der Architektur, denn
durchaus charakteristisch blieb diesen freigewordenen
Künsten, daß sie, in die Architektur zurückgebracht,
nie störend wirkten. Mit Anfang des neunzehnten
Jahrhunderts aber verschwanden diese Intelligenzen
ganz aus dem Bau, um nur gelegentlich als schreck-
haftes Historienbild oder als eine im Zinne der
Architektur plastische Monstrosität dorthin wieder

zurückzukehren.-- —

Die ursprünglich oft in einem Kops und zwei
fänden ruhende Kraft der Beherrschung der raum-
bildenden Elemente ist seitdem, bis auf unsere Gene-
ration, mühsames, unaufhörlichem Mißverstehen
ausgesetztes Kooperieren von verschieden erzogenen, in
getrennten Klassen beheimateten Menschen, der Archi-

tekten, der Maler und Bildhauer und der lhand-
werker, aber mit dem verschwinden der malenden
Intelligenz war nicht die Aufgabe der Farbe aus
dem Bau gewichen.

Mit den neuen Zielen der darstellenden Kunst
verschwand auch die Kunst der Form aus dem Bau.
Beide fristeten im Bau als Surrogate ein ödes
Dasein. Ihre Vertreter verloren jeden Begriff ihrer
funktionellen Bedeutung, und den Erbauern pen-
delnd zwischen entseelter Bautechnik und unklaren
Idealen, entschwand die Idee des organisch ge-
wachsenen Kunstwerkes.

Ein weitverzweigter Handwerkerstand sorgte für
das Bedürfnis der misera plebs. Wenngleich In-
tellcktualität nach Neuem, Snobismus, nach Sen-
sationen griff, die ganze große Masse, vornehmlich

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