Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 38,1.1924-1925

DOI Heft:
Heft 5 (Februarheft 1925)
DOI Artikel:
Schumann, Wolfgang: Zwischen Gestern und Morgen, [1]
DOI Artikel:
Haës, K. W.: Drei Mappenwerke: Marc, Hildebrandt, Kreidolf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14441#0233

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
so unmäßig dick. Ich muß es aber aussprechen: Es ist) was die LiLeratur
von gestern zumeist war: Studie — nicht »Skizze«! —, aber nicht Schöp-
fung. Und es tritt heimlicherweise sogar mit dem innerst unberechtigten
Anspruch aust dennoch zeitgemäße, großzügige Schöpfung zu sein, was
bald tragisch, bald leider nur komisch wirkt!«

And ein solcher, innerlichst von dieser fast tragischen Spätlings-Lr-
scheinung, aber auch von dem neuen Willen Ergriffener müßte fort-
fahren: „Nein, nicht dazu hat uns diese ungeheure Zeit zusammengepreßt
und auf die absoluten Werte Hingestoßen unter Tränen und Lachen, nicht
dazu haben wir über Blutgrauen und Menschentiertum, über Sunipf,
Pest und Weltenweh ahnend und zage lächelnd erst, dann froh nnd mutig
die Sonne des freien Schöpfertums aufgehen sehen, nicht dazu durch und
durch erlebt und begriffen, aus welchen dunklen Quellen der Natur, aus
welchem sinngebenden tzeroismus des Geistes, aus welcher tzochspannung
des Willens ein geschaffenes Werk in die Freiheit seines gottgewollten
Daseins emporbricht und der Welt als Eigenwesen gegenübertritt, kühn,
wesentlich und eigengesetzlich, nicht dazu, um noch ein einziges Mal dem
säuberlichen tzandwerk Kränze zu flechten, das uns lange genug aufgehalten
und in die Stellung abseitiger Beobachter gezwungen hat. Wir haben
keine Minute Zeit dafür. Wir wollen, müssen, werden jenseit aller Beob-
achtung und alles spielerischen Gedankenabbildens das Rrgeschaffene als
Symbol des lebendigen Kosmos umarmen, der Gorgo und Ananke ins
Angesicht schauen, den Sieg des Geistes über Natur, den Sieg der Natur
über den analytischen Gedanken, den Sieg der Seele über das bißchen
elenden Alltag wissen, zu dessen bloßem Chronisten sich Thomas Mann nun
gemacht hat."

Lin tzeutiger, Iosef Ponten, hat Gedanken über Thomas Mann,
ohne dessen neues Werk zu nennen, in einen offenen Brief gefaßt (Oktober-
heft der Deutschen Rundschau). Mit Macht führt er das Nrsprüngliche,
die Gewalt schaffender Natur wider Manns blasse Geistigkeit ins Feld.
Gedankenreicher wurde nie gefochten, nie vornehmer, nie achtungvoller
(und freudig stimme ich Ponten bei: Das Beste von Thomas Mann lebt!
es lebt, weil es zu seiner Zeit Erfüllung war und Gipfel bedeutete.
Darum ragt es ins Aberzeitliche!). Aus Pontens Vrief drucke ich zu
letzter Klärung eine Antithesenreihe vom „Dichter" und vom „Schriftsteller"
ab.* Rnd was Ponten nicht sagt, füge ich frei hinzu: alles, was zutiesst
den „Dichter" macht, hat der „Zauberberg" nicht einmal in Anklang und
Ahnung; was „Schriftstellerei" auszeichnet, mag man an dem Vuch immer-
hin erlernen.

Wie die absinkende Zeit, so ist das Buch Manns: beobachtet, registriert,
fühlsam, einfühlerisch, langsam, betrachterisch, wissend, verstehend, duld-
sam, fern der Mitverantwortung, willenlos. (Fortsetzung folgt)

Drei Mappenwerke

Mare Hildebrand — Kreidorf

>2^ s gehört zu den Kennzeichen der neuen Zeit, die wir ahnen, wissen
und leben, daß wir zur Tierheit anders stehen als die Früheren.
^^Noch vor kurzem war das Tier Gegenstand humoristisch überlegener
Behandlung oder eine Art Nepräsentant der Natur, mehr noch SLaffage


S. das Stück „Schriftstellerisch und Dichterisch" in der Nundschan dieses
tzeftes. Sch

205
 
Annotationen