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Kunstwart und Kulturwart — 38,1.1924-1925

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Heft 1 (Oktoberheft 1924)
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Better, Adolf: Das Filmdrama als Kunsttypus
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14441#0039

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dustrie überlassen bleiben dürfe. Es rnüßten vielmehr daneben auch profit-
wirtschaftlich nicht interessierte Auftraggeber auftreten (Staat, Städte, Volks-
bildungshaufer, in Wien vor allem unsere Kunstgewerbeschule), die nicht selbst
vom Leihkapital gehetzt und nicht gezwungen sind, ihre Gehetztheit auf den
Mnstler zu übertragen, was diesen zumeist unfruchtbar macht.

Noch aus einem anderen, sehr wichtigen Grund wäre es nötig, die Film-
erzeugung nicht nur der Großindustrie zu überlassen. Wegen des Filmstoffes
nämlich. Absichtlich oder unabsichtlich führt nämlich die tzerrschaft des Ka«
pitals dazu, daß die Stoffwahl und die „Moral von der Geschicht" den kaprtali-
stischen Interessen oder überhaupt den tzerrschaftsinteressen dienstbar gemacht
wird. Iedenfalls würde das Filmdrama große, ja entscheidende Vorteile
davon haben, wenn nicht nur profitwirtschaftlich gerichtete Auftraggeber vor-
handen wären. Ich kann mir sogar eine Befruchtung der Industrie davon
versprechen, die die Kosten wettmacht. Auch die anderen Künste haben schließ-
lichMäzene gebraucht!

Wie steht es also mit meiner Antwort auf die Frage: Ist die Entwick«
lung des Filmdramas zum Kunstwerk möglich?

Ich bejahe diese Frage, freilich mit den Einschränkungen, die sich aus
meinen Ausführungen ergeben. Der Weg dazu ist noch weit und noch liegt
er nicht klar vor Augen. Die Gewähr ist gering, daß nicht auch richtige
Wege, die hin und wieder schon gefunden worden sind, wieder verlassen wer-
den. Eine unbestechliche, positive und ehrliche Kritik tut bitter not. Weder
der Profitwirtschaft noch der Internationalität allein sollte überlassen blei«
ben, die rechten Wege zur Filmkunst zu finden. Nationale Qualitätsarbert
wird vorläufig noch am besten internationale Gesamtleistung fördern und
heben. Das Milieustück auf der einen, die Darstellung des Dichterisch-Vi-
sionären auf der anderen Seite, die Erscheinung überhaupt, die des tief
Menschlichen im besonderen — das sind meines Erachtens die Wege des
Kinodramas zum Kunsttypus. Adolf Vetter

Ehe

Gedichte von Hermcmn Claudius

t.

ch bin gleich einem hohen tzaus.

'v

Meine Kinder gehn drin ein und aus
Mein Weib geht darin hin und her.

Ihrer Füße Spuren leuchten sehr.

And manchmal ist's, als kämen tzände
und weiteten die stillen Wände
und hüben Mond- und Sternenschein
und Nacht und Ewigkeit herein.

II.

Du brauchest keine Künste,
nicht die Kunst,
brauchst nur: zu sein.

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