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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Podlacha, Ladislaus: Abendländische Einflüsse in den Wandmalereien der griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0119

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199

1911. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 7.

200

Abendländische Einflüsse
in den Wandmalereien der griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina.

(Mit 16 Abbildungen.)

I.
Byzantinische Kunst der Neuzeit.

as sechzehnte Jahrhundert ist für
die Länder des europäischen Ostens
als eine Art von Aufleben der Kunst-
übung anzusehen, und zwar nicht
nur, weil die Produktion auf dem Gebiete der
Kunst auf einmal stark zunimmt, sondern auch
deswegen, weil hier eine Reihe von Neuerungen
sich kundgibt,

deren Quelle im
Abendlande zu
suchen ist. Der
aufmerksame Be-
obachter wird
dieser Bewegung
eine durchgrei-
fende Umwand-
lung nicht bei-
messen dürfen —
so tief ging der
EinflußdesAbend-
landes in dem
genannten Jahr-
hunderte nicht —
anderseits aber
läßt er sich nicht
täuschen und wird
manche neue Züge
nicht immer der
Erfindung des Ur-
hebers, sondern
richtiger dem Ein-
flüsse der west-



kannten und deswegen auch oft in Form einer
vergrößerten Miniatur auf die Mauerfläche
übertragenen Bildern, sieht man eine Anzahl
von Sujets, die schwer mit den echt byzanti-
nischen Vorbildern in Einklang zu bringen
sind, oder, man sieht wenigstens eine Anzahl
von fremden ikonographischen Einzelheiten,
welche in die Gesamtheit der im Mittelalter
herrschenden Motive gebracht, den strengen

Stil umgewandelt

Abb. 1. Suczawitza, Dekoration der Hauptapsis.

europäischen Kunst zuschreiben.

Die künstlerische Produktion der Neuzeit
auf dem Gebiete der byzantinischen Wand-
malerei hat in zweifacher Richtung eine Be-
reicherung erfahren, in der Ikonographie
und in der Form engebu ng.

Was die Ikonographie anbelangt, so muß
zuerst bemerkt werden, daß im XVI. Jahrh.
eine Reihe von Themen in dem Inventare
der Wandgemälde auftritt, die zwar der
byzantinischen Kunst im allgemeinen schon
im X. und XI. jahrh. nicht fremd waren, die
aber in der Wandmalerei erst jetzt zur Dar-
stellung gelangen. Außer diesen, bisher zum
größten Teil nur der Miniaturmalerei be-

igaben.

Außerdem ist
eine Wandlung in
der Formenwelt
eingetreten. Es
versteht sich von
selbst, daß die
Einführung neuer
Motive auch eine
andere Gruppie-
rung von Personen
und Gegenständen
zur Folge haben
mußte und damit
auch die ganze
Komposition be-
stimmte. Eine
nicht minder wich-
tige Tatsache aber
ist es, daß außer
der Komposition
auch die mit
der Technik zu-
sammenhängende

Formengebung nicht unberührt geblieben ist.
Die Kunstübung in den Ländern des euro-
päischen Orients zeigt seit Ende des XV. Jahrh.
verschiedene Grade der Abhängigkeit von der
abendländischen. Von unmerklichen Ände-
rungen bis zu einem völligen Ineinander-
greifen, von den in noch einfache byzantini-
sche Formen eingekleideten bis zu den aus
dem Abendlande stammenden und übernom-
menen Konzeptionen läuft eine ganze Reihe
von Kompromissen. Nichts ist bemerkens-
werter in der byzantinischen Kunstgeschichte
der Neuzeit als dieser Prozeß. Von Griechen-
land, über Walachei und Moldau, bis zu den
von der klein- und großrussischen Bevölke-
 
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