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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Steffen, Hugo: Kurfürst Kardinal Albertus und seine Bauten in Halle a. d. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0185

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Abhandlungen.

Kurfürst Kardinal Albertus und seine
Bauten in Halle a. d. S.

(Mit Tafel XI und 12 Abbildungen.)

|nter den deutschen Kirchenfürsten
des XVI. Jahrh. hat sich wohl kaum
ein anderer als Städtebaukünstler
und um die Einführung der Re-

naissance so verdient gemacht wie der Kur-
fürst Kardinal Alber-
tus von Brandenburg,
dessen Residenzstadt
Halle a. d. S. ihm ihre
historisch merkwürdig-
sten und bedeutend-
sten Baudenkmale ver-
dankt.

Es war ein schöner
Maiensonntag des
Jahres 1514, so be-
richtet eine Urkunde
im Ratsarchiv, als der
noch jugendliche Erz-
bischof in Halle einzog.
An dem Ulrichstore
wurde er von den
Ratsherren, der Geist-
lichkeit und dem ihm
zujubelnden Volke
empfangen und unter
großem Gepränge in
sein Schloß, die noch
nicht vollständig aus-
gebaute Moritzburg,
geleitet.

Alter Kulturboden
ist's, auf dem sich
diese Burg erhebt!
Wie die Chronisten
Dreyhaupt und Olearius melden, lag vor mehr
denn tausend Jahren an Stelle der jetzigen
die Feste „Halla" im Volksmunde das „Schwarze
Schloß" genannt. Als nun 1478 sich Erzbischof
Ernst der Stadt bemächtigte, war sein erster
Gedanke, eine neue, wehrhalte Burg zu er-
bauen, wozu ihm der Platz des alten Schlosses
am Ufer der Saale am günstigsten erschien.
Am 35. Mai 1 184 wurde unter großen Festlich-
keiten der Grundstein zu dem Neubau gelegt,
der 1508 von Ernst bezogen werden konnte

Plan von Halle a. S.

Grundriß der Moritzburg.

und bis auf die Kapelle vollendet war.
Doch nicht lange konnte sich der Erbauer an
seinem Werke erfreuen, denn der Tod raffte
ihn nach wenigen Jahren dahin. Sein Herz
wurde in der noch unvollendeten, erst von
seinem Nachfolger Albertus fertiggestellten
Burgkapelle beigesetzt, während der Leib
nach Magdeburg in die Kirche zu Unserer
Lieben Frau übergeführt wurde.

Ernsts Nachfolger,
der junge, hochbegabte
Albertus, seit 1518
Kardinal, baute die
Burg samt Kapelle
noch vollständig nach
seinem Geschmacke
aus. Als ein höchst

kunstverständiger,
baulustiger Fürst er-
warb er sich im Laufe
seiner Regierungszeit
die größten Verdienste
um die architekto-
nische Entwicklung
Halles und schuf das
jetzige, äußerst male-
rische Bild des Markt-
platzes mit der origi-
nellen, viertürmigen
Marienkirche, erbaute
den eigenartigen Dom,
das Kollegiatstift usw.,
brachte überhaupt die
neuen Renaissance-
formen in seiner Stadt
zur Einführung, wo-
durch er dieser ihren
charakteristischen Ty-
pus verlieh. Seine
Schlösser und Kirchen schmückte er mit den
herrlichsten Werken der berühmtesten Künstler
jener Zeit. Wegen der Gärung infolge der
neuen reformatorischen Bewegung mußte er
leider 1541 Halle verlassen; er zog sich nach
Mainz zurück und starb am 24. September 1545
zu Aschaffenburg, wo er auch begraben liegt.
Die Nachfolger Albertus in Halle, Ad-
ministratoren des Erzstiftes genannt, waren
seit 1567 Johann Friedrich und Christian Wil-
helm, zu dessen Zeiten der Dreißigjährige
 
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