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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Arntz, Ludwig; Schnütgen, Alexander: Pfarrkirche und Pfarrhaus in Lichtringhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0033

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1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

38

Pfarrkirche und Pfarrhaus in Lichtringhausen.

(Mit 7 Abbildungen.)

IBfcW^ 'e ganZ 1;leine' auf knaPper Anhöhe
BÄ zwis< hen alti n Linden versteckte
f[rJ Kapelli von Lichtringhausen,
*■-■■■■ ' Pfarre Attendorn, genügte schon
lange nicht dem Bedürfnis der Gemeinde mit
ihren näher und entfernter gelegenen Ort-
schaften und Gehöften. Eine Erweiterung
der Kapelle stieß bei dem eng begrenzten
und stark abfallenden Platze auf besondere
Schwierigkeiten. Noch weniger konnte ein
bescheidener Neubau in Frage kommen, da
hierzu der weltabgelegenen Gemeinde die
Mittel fehlten. Aus dieser Notlage half in
unerwartetem Maße eine hochsinnige Stiftung,
welche für die Errichtung von Pfarrkirche
und Pfarrhaus ein geeignetes Gelände und
zugleich die erforderlichen Baumittel zur Ver-
fügung stellte. Damit erwuchs dem mit
Entwurf und Leitung des Baues beauftragten
Architekten eine Aufgabe von seltener Eigen-
art, welche nach ihren wesentlichen Zügen
hier gekennzeichnet werden soll. Sind doch
in dieser Zeitschrift wiederholt die praktischen
Probleme christlicher Kunst in ihrer Beziehung
zur geschichtlichen Überlieferung und zum
neuzeitlichen Bedürfnis behandelt worden.

Als Bauland stand zur Verfügung ein etwa
26 ar großer, sanft ansteigender Wiesengrund,
im Tale, unmittelbar neben der Straße von
Lichtringhausen nach Windhausen; begrenzt
war der Bauplatz einerseits durch den Bach-
lauf, andererseits durch einen steileren mit
Busch bestandenen Hang. Ostwärts wird die
Straße von der anderen Berglehne in ziem-
üch steiler Böschung begleitet. (Vgl. Abb. 1.)
Es lag nahe, auf dem gegebenen Gelände die
anzuordnende Baugruppe möglichst nahe
an die nördliche Grenze und an die Straße
zu schieben, um nach Süden eine angemessene
Fläche für Garten und Kulturland freizuhalten
und gleichzeitig auf eine spätere Erweiterung
nach Westen Rücksicht zu nehmen. Plan-
mäßig nimmt die Pfarrkirche eine Baufläche
von etwa 300 qm, das Pfarrhaus eine solche
von etwa 110 qm ein. Die Grundrißanordnung
ergab sich naturgemäß aus der örtlichen Lage
und aus dem besonderen Bauprogramm, das
dem kirchlichen Bedürfnis auf absehbare
Zeit genügen soll. Während der erste Ent-
wurf im ganzen 250 Sitzplätze vorsah, ge-

stattet der ausgeführte Plan die Unterbringung
von 240 Sitzplätzen allein im Hauptraum und
von 60 Sitzplätzen auf der Orgelempore;
dazu kommen etwa 200 Stehplätze, so daß im
ganzen ein Nutzraum für ungefähr 500 Kirch-
gänger geschaffen worden.

Dem rechteckigen, 9,50 m breiten und
19,20 m tiefen Hauptraum der Kirche ist ost-
wärts der Chor mit den anschließenden
Sakristeiräumen vorgelegt, westwärts ein kleiner
Taufraum, sowie der Aufgang zur Empore
angegliedert (vgl. Abb. 2). Um die Saalfläche
für die Stuhlung und die freien Gänge mög-
lichst auszunutzen, ist der Stand für Kanzel
und Beichtstuhl nischenförmig ausgespart.
An den beiderseitigen Hauptausgängen sind
Windfänge angeordnet. Die geräumige Orgel-
empore gestattet oberhalb des Taufgewölbes
die gesonderte Aufstellung eines größeren
Orgelgebläses (vgl. Abb. 3). Um einen unge-
hinderten Umgang bei kirchlichen Festen zu
ermöglichen, ist die Pfarrkirche ebenerdig von
dem Wohnhaus durch einen offenen Flur von
3 m Breite geschieden, während im Ober-
geschoß Pfarrkirche und Pfarrhaus in geschlos-
sener Gruppe zusammengefaßt sind. Der
brückenartige Zwischenbau gestattet einen
gedeckten Übergang von der Sakristei zur
Pfarrwohnung. Letztere umfaßt im Erdge-
schoß außer der Diele mit anliegender Treppe,
Arbeitszimmer mit gedeckter Veranda, Schlaf-
stube, Gastzimmer, sowie Küche mit kleinem
Speisezimmer, im Obergeschoß drei weitere
Wohnräume, für welche grundsätzlich die
Lage nach Süden und Osten ausgenutzt ist.
Die Haupttreppe des Pfarrhauses vermittelt
gleichzeitig den Verkehr mit dem Verbindungs-
bau und dem anschließenden Aufgang zum
Dachboden der Kirche. Das Pfarrhaus ist
größtenteils unterkellert, wobei allerdings dem
Eindringen steigenden Grundwassers durch
geeignete Sammel- und Ableitungsanlagen vor-
gebeugt werden mußte.

Der Autbau wurde planmäßig aus dem
Grundriß, bzw. aus dem umschriebenen Raum-
bedürfnis entwickelt unter Betonung eines aus-
reichenden Dach- und Wandschutzes. Ange-
strebt wurden einfache, aber zweckmäßige und
bewährte Bauformen, welche den dauernden
Unterhalt durch die Kirchengemeinde wesent-
 
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