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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Witte, Fritz: Kunsthistorische Notizen aus den Ausgaben- und Einnahmenregistern der Domfabrik zu Osnabrück 1415-1550
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0212

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377

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

378

Kunsthistorische Notizen aus den Ausgaben- und Einnahmenregistern der
Domfabrik zu Osnabrück 1415—1550.

^ai ie Liebenswürdigkeit des Herrn
ft | Domkapitulars Rothert zu Osna-
»A brück spielte mir ein stattliches
SS Kompendium papiergeschriebener
Akten zur Durchsicht in die Hände, die mir
wegen ihrer verhältnismäßig zahlreichen Notizen
aus der westfälischen Kunstgeschichte des
Exzerpierens mehr wie würdig erschienen.
Jahr um Jahr von anderer Hand in flüchtiger
Notizschrift geführt, dürften diese Aktenstücke
durchweg dem Kunsthistoriker für die Durch-
sicht gar zu große Schwierigkeiten bereiten.
Mehrfach in einzelnen Notizen bereits zitiert,
gebe ich sie auf mehrfachen Wunsch der
Öffentlichkeit anheim, einmal, weil neuerdings
die westfälische Kunstforschung stark einsetzt,
dann auch, weil die Notizen allgemeineres
Interesse haben dürften. Wenn diese Zeit-
schrift sie zum Abdruck bringt, so mag das
darin seine Erklärung finden, daß sie sich die
Erforschung der Kunstgeschichte des Westens
in erster Linie zur Aufgabe gestellt hat. Leider
sind diese Register der Einnahmen und Aus-
gaben in ihrer ersten Hälfte nicht ganz lücken-
los erhalten. Trotzdem ist es eine stattliche
Reihe von Künstlern verschiedenster Kunst-
zweige, die mit Namen und Herkunft unter
Anführung ihrer Arbeiten genannt werden.
1!)02 auf der retrospektiven Ausstellung in
Düsseldorf fielen vor allem einige tüchtige Gold-
schmiedearbeiten des UsnabrückerDomschatzes
angenehm auf. Mehrere von ihnen, darunter
nicht die unbedeutendsten, sind damals nicht
richtig datiert und zugewiesen worden, wie
die folgenden Register erweisen; Schriever
in seinem Buch „Der Dom zu Osnabrück"
greift erst recht in vielen Fällen weit daneben,
ich verweise nur auf den vollkommen neuen
Osterleuchter (S. 120), auf die (S. 118) abge-
bildete Hostiendose, die silbernen Apostel-
statuen (S. 103 ff.) usf. hin. Unter der Künst-
lern sind Männer von Ruf, denen wir über
kurz oder lang manche Arbeiten, zu Schulen
gruppiert, zuweisen werden, so vornehmlich
Goldschmiede, deren Tüchtigkeit im XV. und
XVI. Jahrh. in Westfalen weit über die ihnen
bislang zugemessene Bedeutung hinausreicht.
Der 147(3 hier genannte Engelbertus goltsmede
ist sicherlich identisch mit dem Verfertiger des
prachtvollen Pontifikalkelches, der sich am

Fuße ausnahmsweise im Vollbewußtsein seiner
Leistungsfähigkeit nennt: Fecit michy Engel-
bertus Hofftege f. aurifaber de Consultfyge
anno MCCCCLXVIII. Leider versagt das
Register gerade in diesem Jahre. Auffällig
viele der angeführten Künstler stammen aus
Münster, manche auch aus den Städten Hollands
an der Zuidersee. Ob unter den zwei Brüder-
paaren, die 1530 und 1546 genannt werden,
Meister Johann und Hermann und Meister
Heinrich mit seinem Bruder vielleicht Mitglieder
der Künstlerfamilie Tom Rink gemeint sind,
muß ich dahingestellt sein lassen, ist aber sehr
wahrscheinlich. Eines scheint mir aber auch
aus den Strukturregistern ersichtlich, daß die
neuerdings beliebte Annahme eines „Meisters
von Osnabrück" für die westfälische Plastik
vollständig aus der Luft gegriffen erscheint,
da gerade um die Zeit von 1500 bis 1550
lückenlos berichtet wird, andererseits außer
münsterischen Bildhauern keine genannt werden.
Am stärksten ist die Zunft der Goldschmiede
vertreten, und das entspricht ganz und gar
der Bedeutung Westfalens für diesen Kunst-
zweig im XV. Jahrh. Vielleicht tragen die
hier wiedergegebenen Angaben dazu bei, ge-
rade auf diesem Gebiete das beklagenswerte
Dunkel aufzuhellen. Fritz Witte.

Anno d. 1415.

Item hinric Campanario pro reparatione stelle
ante capsam beate Rcgine.......\R S\

Item domino ludolpho Schilder . . 1H sol

Item feria III et IV ante feslum petri ad vinc
ludgero vitrifici de die XII ^ et sunt . 2 sol

Item pro 4 albispellibusadreformandas flabellas 14,S|

Item renovandocapsellamsancteKegiaeaurifabro 1 sol

Item pro uno lapide Iris nomine . . . 2 sol

Item pro XII foliis de Nurenbergh . f) sol. 3 ,9)
anno d. 1443.

Item pictori pro uno cooperlorio ad altare noue

capeüe..............4 sol.

anno d. 1452.

Item cuidam magistro Bernardo pro reparatione
cappe et antependii.......3 m 3 sol.

Item pro reparatione duarum lucemarum antiquarum
vitrifici.......... . 3 sol. 6 3\.

Item Johanni Dalhoff aurifabro pro factura
nove monstrantie ad balsamum que continet in ar-
gento — ? — ........8 fl. 26 sol.

Item Petro campanario pro reparatione am-
pullarum argentearum confraetarum .... 18 sol.
anno d. 1451.

Item cuidam Jo. van s teil vor de laboranti circa
plumbum trib. diebus........21 sol.
 
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