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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Bücherschau
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221

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

222

Bücherschau.

Das Evangeliar im Rathause zu Goslar.
Herausgegeben im Auftrage des deutschen Vereins
für Kunstwissenschaft von Adolf Goldschmidt.
Mit 14 Lichtdrccklafeln. Kommissions-Verlag von
Julius Bard, Berlin 1910. In 1000 Exemplaren für
die Mitglieder des Vereins gedruckt.
Es ist von vornherein zu erwarten, daß ein Kunst-
historiker von ausgesprochenen Qualitäten ein Gebiet,
das ihm so ureigen ist, mit ebensolcher Liebe wie
Sorgfalt bearbeitet. Das Goslarer Evangeliar ist von
großer Bedeutung, da es uns an der Hand des reichen
und prunkvollen lllustrationsmateriales erneute Hinweise
gibt auf die tieferen Gründe für das Emporblühen
deutsch-nordischer Kunst um 1200. Der byzantinische
Einfluß ist auch in dieser Handschrift zweifellos zu
erkennen, verarbeitet von deutschen Volksanschauungen
und durchsetzt mit norddeutschen Elementen. Dali
nicht nur die Malerei, sondern auch die Plastik an
solchen den Byzantinern entliehenen Werken sich
inspirierten, inhaltlich wie formal, daß also der byzan-
tinische Einfluß auch gestaltend wirkte bei der Gewin-
nung des deutsch-romanischen Stiles, das ist das Haupl-
resultat, das auch aus Goldschmidts Untersuchungen
sich ergibt. Die vornehme Ausstattung des Druckes,
vorerst die feine Qualität des Bildermateriales, machen
das Buch zu einem wertvollen Besitz. Witte.

Vorbildliche Glasmalereien aus dem späten

Mittelalter und der Renaissancezeit.

Herausgegeben von der Königlichen Akademie des

Bauwesens in Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth

in Berlin.

Dieses glänzende Großfoliowerk soll in 4 Lieferungen

von je 4 Tafeln in faibigem Kunstdruck erscheinen

zum Preise von 'SO M. für jede Lieferung.

Die I. Lieferung bietet von den berühmten
Fenstern im linken Seitenschiff des Kölner Domes das
vierte mit den Darstellungen der Hl.-Dreikönigen-An-
betung nebst der Huldigung der Königin von Saba vor
Salonion, und den vier großen Heiligenfiguren mit den
Stifterwappen darunter. — Daß dieses mächtige Fenster
(mit seinen Nachbarn) zu den hervorragendsten Erzeug-
nissen der spätmittelalterlichen Glasmalerei hinsichtlich
der Zeichnung wie der farblichen Wirkung mit Ein-
schluß der Technik zählt, ist über jeden Zweifel er-
haben; aber so viel es bewundert und abgebildet ist,
an einer farblichen Reproduktion fehlte es bisher.
Jetzt liegt sie in durch Größe und Exaktheit impo-
nierender Form vor zu einem im Vergleich zu dem Auf-
gebot an Mühsalen und Kosten mäßigen Preise. Die
Details der Zeichnung, der Pausen zugrunde liegen,
sind tadellos, und wenn liier und da ein Kopf dem
Stilistisch geschulten Auge nicht absolut treu zu sein
scheinen möchte, dann dürfen die, wenn auch noch so
unbedeutenden Abschwächungen als die Folgen früherer
Reinigungen bzw. Restaurationen bezeichnet werden.
Diese haben hier und da auch die ursprünglich eminente
Leuchtkraft namentlich vom Kot und ('reib einigermaßen

gemindert, die sich Oberhaupt der Wiedergabe auf dem

Papiei entzieht, wie auch der eigenartig zaubervolle
Silberton bei hellem Sonnenlicht zu den der fai Ligen

Reproduktion nicht erreichbaren Imponde-abilien zählt.
Wer die nach Norden gelegenen Riesenfenster je
bei satter Abendbeleuchtung gesehen hat in ihrer
feierlichen, harmonischen Wirkung, wird bei der Be-
trachtung der, in den, namentlich durch die Lessingschen
Gewebetafeln aufs beste bewähtten WasmuthschenKunst-
anstalten hergestelten Farbentafeln davon einen befrie-
digenden Nachklang empfinden, zugleich die Genug-
tuung, daß durch so vollendete Nachbildungen der
Reform der monumentalen Glasmalerei wesentliche
Dienste geleistet werden. Die Vorbildlichkeit der-
selben wird mit Recht betont, wofür die vorwiegenden
Grisailtöne noch besonders in die Wagscliale fallen bei
dem neuerdings gesteigerten Bedürfnis nach größerer
Helligkeit des Kircheninnern. Dieser kommen die
letzten großen Leistungen auf dem Gebiete der figuralen
Kirchenfenster im XVI. Jahrh. vortrefflich zu Hilfe,
SO daß die für die drei folgenden Lieferungen vor-
gesehenen großzügigen Muster aus St. Gudula zu
Brüssel, aus der Stiftskirche zu Kyllburg und der
Waffenhalle in Emden, endlich aus St. Sebaldus in
Nürnberg und St. Jacques in Lüttich als vorzügliche
Auswahl schon jetzt bezeichnet werden dürfen. — Daß
die enormen Auslagen durch den Zuspruch der Abon-
nenten gemindert werden, liegt im Interesse aller Be-
teiligten, namentlich der Glasmaler, Akademien und
Kunstanstalten. Schnutgen.

Manuel de 1* Amateur de la Gravüre sn r boi s

et su r m e tal au XVe siede par W. L. Schrei-
ber. Tome V., contenant im catalogue des in-
cunables a figures imprimes en Allemagne, eil Suisse,
en Aniridie Hongrie et en Scandinavie avec des
notes critiques et bibliographiques, II partie:
J —Z. — Harrassowitz in Leipzig 1911.
Das Werk unermüdlichen Sammelfleißes, profundet
Gelehrsamkeit, umfänglicher, zum Teil recht trockener
Arbeit, daher bewundeiungswerter Ausdauer hat seinen
Abschluß gefunden; die Frucht fünfundzwanzigjähriger
Einsiedelei, über dessen Fortschritt hier wiederholt be-
| richtet wurde, liegt vollendet vor, und die verschiedenen
Wissenschaftszweige der graphischen Künste und der
ikonographischen Studien verneigen dankbar ihr Haupt
vor solchem Erfolge. — Die Register am Schlüsse
vermitteln in schnell orientierender Weise einen Über-
blick über die ca. 2700 illustrierten Inkunabel-
drucke, die in dem großen Werke zur Beschreibung
gelangten. — Hier haben deutscher Fleiß und deutsche
Gründlichkeit einen großen Triumph gefeiert, zu dem
der verdienstvolle Verfasser die wärmsten Glückwünsche
entgegennehmen möge! Scbnütg-en.

Das Porträt des Bischofs Ketteier, welches
Professor Noack zu Darmstadt 1851 nach dem Leben
malte, ein eindrucksvolles Ölbild des kurz zuvor
auf den bischöflichen Stuhl von Mainz berufenen
berühmten Kirchenfürsten, hat zu dessen hundert-
jährigen Geburtstage der Petrus-Verlag in Trier
in einem recht guten Vierfarbendruck (für I M)
herausgegeben.
Derselbe stellt den gewaltigen Kopf mit der mäch-
tigen Stirn, dem energischen Mund, dem scharfen
 
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