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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Podlacha, Ladislaus: Abendländische Einflüsse in den Wandmalereien der griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina, [2]
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Bücherschau
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259

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

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durch Engel und Heilige, wahrscheinlich einer
Illustration der Worte: „Über dich freut sich
die ganze Schöpfung." Die Szene des Ent-
schlafens Maria in der Klosterkirche zu Su-
czawaist durch ein Nebenbild erweitert worden :
über dem eigentlichen Vorgange sieht der
Beobachter den Himmel wie eine Pergament-
rolle ausgebreitet und dort die emporschwe-
bende Gestalt der hl. Jungfrau, eine Auffassung,
die schon einen Bruch mit der Überlieferung leise
andeutet und zugleich als Nachklang derabend-
ländischen Himmelfahrt Maria anzusehen ist.
Auch das, was am wenigsten einer Ände-
rung unterliegen sollte, der Typus der gött-
lichen Personen, verliert seinen früheren Cha-
rakter und nimmt neue Züge an. Am deut-
lichsten sieht man diese Änderung an dem
Typus des Pantokrators in Woronetz und
Suczawitza. Der erstere, in der ersten Hälfte

des XVI. Jahrh. gemalt, entstammt direkt noch
jenem Typus, der uns in den Mosaiken zu
Ravenna und Torcello entgegentritt und sich
durch einen würdevollen Ernst und monu-
mentales Aussehen auszeichnet (Abb. 7), der
zweite dagegen stellt uns Christus als einen Mann
mit weich modellierten feinen Zügen dar, die
ihm einen milden Ausdruck verleihen, aber
zugleich auch den Übergang von dem über-
lieferten zu dem freier aufgefaßten Typus
vorbereiten (Abb. 8). Ein so frei aufgefaßter,
aber doch im Geiste der okzidentalen Kunst
ausgeführter Typus befindet sich in derselben
Kirche an der südlichen Außenwand (Abb. 9)
und bezeugt, daß die totale Umwandlung des
ikonographischen Charakters Christi und des
byzantinischen Stils überhaupt schon eine
vollendete Tatsache ist. (Schluß folgt.)

Lemberg. Ladislaus Podlacha.

Bücherschau.

Im Kunstverlage von E. A. Seemann
erschienen:

1.Deutsche Kunst inWortundFarbe. Heraus-
gegeben von Professor Dr. R. Graul. Mit 94
farbigen Abbildungen. In Künstlereinband 18 M.
Eine glänzende Gabe für den Weihnachtstisch, die
den Farbendruck auf der Höhe zeigt, im Dienste der
neuzeitlichen Malerei; also höchster Aktualität nach
der Seite der Kunst wie der Technik — Ein Kreis
von Malern, der sich nicht durch Einheitlichkeit aus-
zeichnen kann, weil ihre Auffassungen zu verschieden-
artig ihre Versuche zu mannigfaltig sind, wird hier
vorgeführt von einem feinsinnigen Kunstkenner und
bewährten Schilderer. Graul, der durch die Vielseitig-
keit seiner Kunstkenntnisse, die Reife des Urteiles,
die Vornehmheit der Sprache sich auszeichnet, bespricht
hier die Hauptmaler des vorigen Jahrhunderts bis in
die Gegenwart an der Hand je eines Bildes oder
mehrerer (den 70 Künstlern sind 94 Farbentafeln nebst
vereinzelten Zeichnungen gewidmete Eine kurze Ein-
leitung bietet allgemeine' Gesichtspunkte unter Hin-
weis auf F'rankreich, fallt dann unter elf Titeln
(Klassische Ideale — Romantische Ideale — Volks-
tümliche Ausklänge der Romantik — Richtungen in
der I.andschaftsmalerei Historie und Genre —

Realisten — Historienmalerei und fremder Einfluß —
Idealisten — Aufschwung des Kolorismus in Deutsch-
land — Der französische Impressionismus — Neue Rich-
tungen und Sezessionen) die Hauptbestrebungen zu-
sammen. Darauf folgen die einzelnen Charakteristiken
von Schick bis Klinger, kürzere oder längere Dar-
legungen von höchstens diei Seiten, auf denen die be-
treffenden, unter Betonung von Runge,Lenbach, Böcklin,
Feuerbach, Menzel, Liebermann, Leib!, Kalckreulh,
Klinger, geschildert werden im Anschluß an die

nebenstehende Tafel und in geistvollem Hinweis auf
ihre hervorragendsten Schöpfungen. Manche Tafeln
zeichnen sich durch meisterhafte Wiedergabe aus, mehr-
fach gerade solche, bei denen dieselbe durch die eigen-
artige Stimmung die meisten Schwierigkeiten hätte
vermuten lassen. — Bei dem steigenden Interesse
für die moderne Malerei in Deutschland und bei dem
immer stärker hervortretenden Bedürfnis für ihre objektive
Würdigung erscheinen die Aufnahmeaussithten günstig
für dieses herrlich ausgestattete Buch, in dem wohl
manche Leser eine größere Berücksichtigung der religiösen
Maler und Gemälde gewünscht hätte.

2 Anton Springers Handbuch der Kunstgeschichte.
Literaturnachweis zum ersten Bande, Das Alter-
tum von Adolf Michaelis, für die neunte
Auflage bearbeitet von August Röster. (M. 1.20.)
Der bei der Anzeige der IX. Auflage des Hand-
buchs hier (Bd. XXIII, Sp. 383) angekündigte
Literaturnachweis überrascht durch seinen Um-
fang und weckt Respekt vor der Arbeit, die der Ver-
fasser ihm gewidmet hat. Er tröstet sich mit dem
Bewußtsein, daß er sie einem hochverdienten Ge-
lehrten auf das Grab legen kann und in dessen Intention
die begeisterten Schüler, die nicht aussterben werden,
in den Gebrauch des Handbuchs einführt, dessen über-
reicher Inhalt hier seine Illustration erfährt.

___________Scbntttgon.

Benzigers Mai ien - Kai ender und Ein-
siedler-Kalender für das Jahr 1912 zeigen die-
selben Vorzüge — Mannigfaltigkeit des Inhalts, Reich-
tum der Ausstattung, in der Farbentafeln nicht fehlen,
!" : großer Wohlfeilheit(50 bzw. 40Pf.), - wie sie ihren
Vorgängern hier wiederholt nachgerühmt werden durften.

B.
 
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