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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Reiners, Heribert: Der Meister von Siersdorf, [1]: Ein niederrheinischer Bildschnitzer aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0087

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139

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

140

Der Meister von Siersdorf.

Ein nieder-rheinischer Bildschnitzer aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrh.
Mit 14 Abbildungen.

I.

er eingehender sich dem Studium der
niederrheinischen Plastik widmet,
wird schon bald merken, wie sich
5£l der Sammelname, der bislang für
dieses große Gebiet in der Kunstgeschichte
üblich ist, zu klären beginnt. Freilich sind
schon früher hier und da Versuche gemacht,
einige Grenzpfähle abzustecken, wobei soge-
nannte Schulen konstruiert und als deren be-

Zentrum, das gegenüber den andern Zentren,
namentlich Kleve und Wesel, durchaus in seiner
Kunst keine Eigenart aufweist. Ich werde an
anderer Stelle diese Frage eingehend behandeln.
Wichtiger als das Feststellen von Schulen ist
zunächst, daß man den Niederrhein für die
Erforschung seiner Plastik nicht mehr wie
bisher, als Ganzes nimmt, sondern ihn in ein
oberes und unteres Stromgebiet scheidet.
Herbert Münker wies, in seinem Buche über

Fig. 1.

Fig. 2.

Fig. 3.

deutendste jene zu Kaikar hingestellt wurde.
Diese diente dann als großes Sammelbecken,
darin man fast alles, was ein niederrheinisches
Gepräge trug, münden ließ. Aber man wird
den Begriff der Kalkarer Schule wohl bald aus
der Kunstgeschichte streichen müssen und
ihn höchstens durch den der Kalkarer Gruppe
ersetzen. Schon Beißel stellte in seinem
Buche über die Bauführung des Mittel-
alters (III, S. 115) die Frage, ob man be-
rechtigt sei, die Kalkarer Bildschnitzer als
eigene Schule hinzustellen. Die Frage sei
einstweilen eher zu verneinen als zu bejahen.
Kaikar war nur für einige Jahrzehnte ein

die Weseler Schiffahrt, darauf hin, daß der
untere Strom an sich schon eine solche
Scheidung verlange. Die Grenze bildet dabei
etwa die Ruhr- und Lippemündung mit den
Städten Duisburg und Wesel. Eine weit
größere Wassermenge hat durch den Zu-
strom dieser Flüsse nun der Rhein zu wälzen,
sein Lauf wird langsamer, und zwar ist
i die Stromgeschwindigkeit um ein Drittel ge-
ringer als am oberen Niederrhein. Dazu
kommt, daß die Gebirge nun ganz aufhören,
und das stärkere Wirken der Winde eine
andere Bauart der Schiffe und andere Ein-
richtung des Segelwerks verlangt. All dies
 
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