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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Reiners, Heribert: Der Meister von Siersdorf, [1]: Ein niederrheinischer Bildschnitzer aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0088

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141

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

142

macht die Ruhr- und Lippemündnng zu einem
natürlichen Abschnitt im niederrheinischen
Stromgebiet.

Die Notwendigkeit einer solchen Trennung,
die ich an anderer Stelle ebenfalls ausführ-
licher behandeln werde, tritt nun auch ganz
offenbar in den künstlerischen Charakteren
dieser Gebiete zutage. Deutlich scheidet sich
hier das untere Land, der Unterrhein, wie
Münker treffend ihn nennt, vom oberen
Gebiete.

Hier wird man nun vor allem für die
Gegend zwischen Köln und Aachen, vorüber-

zu den besten Arbeiten rheinischer Plastik zu
zählen sind. Diesen schließen sich dann die
beiden guten Statuen in der Vorhalle ebendort
an und die etwas jüngeren Steinbilder zu Seiten
des Außentores, Papst Kornelius und Bischof
Cyprianus, zwei vornehme, fein empfundene
Werke der Frührenaissance, fast die einzigen,
die diese Periode für jene Gegend vertreten.
Die altehrwürdige Abtei trat gerade damals
in eine neue Blüte ein. Nach der Zerstörung
von Kloster und Kirche in der Jülicher Fehde
im Jahre 1310 war sie durch mancherlei
Unglücksfälle und die fortwährenden Streitig-

Fig. 4.

Fig. 5.

Fig. 6.

gehend wenigstens, ein Zentrum annehmen
dürfen. Aus den vielen plastischen Werken,
die diese Gegend uns geschenkt hat, lassen
sich deutlich einzelne Künstlerpersönlichkeiten
herausschälen. Das meiste Material liegt
bereits in der rheinischen Denkmälerstatistik,
so weit sie jene Kreise umfaßt, vor. Das
übrige befindet sich größtenteils in den
Kölner und Aachener Museen, ein geringer
Teil im Kunsthandel. Bedeutende Meister
sind hier freilich nicht zu finden, nur einer
hebt sich heraus, der Schöpfer des Kornelius-
standbildes in der Abteikirche zu Korneli-
münster mit den köstlichen Sockelfiguren, die

keiten mit der Stadt Aachen ob der Ent-
schädigungsansprüche, die sie an jene wegen
dieser Zerstörung auf Grund des Urteils des
Kölner Stuhles zu stellen hatte, in eine sehr
mißliche Lage gekommen. Um die Mitte des
XV. |ahrh. beginnt ein neuer Aufschwung,
der sich im wesentlichen auf ein Jahrhundert
erstreckt und mit dem Namen der Äbte
Heribert von Lülsdorf (1450—1480) und
Heinrich von Binsfeld (14!H—1581) verknüpft
ist. Schon in den Umbauten des Klosters
und den Erweiterungen der Kirche, die damals
ihre äußeren Nebenschiffe erhielt, kommt dieser
Aufschwung zum Ausdruck.
 
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