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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Podlacha, Ladislaus: Abendländische Einflüsse in den Wandmalereien der griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina, [1]
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Creutz, Max: Neue Arbeiten aus der Kölner Pantaleonswerkstatt des Fredericus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0124

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209

1911. — ZKirSCHKlIT KOK C1I1USTUCHK KUNST — Nr. 7.

210

Einfluß trotz dieser noch öfters erneuerten
Mahnungen in so hohem Grade zugenommen,
daß von der Rückkehr zu den überlieferten
Mustern nicht mehr die Rede war. Um aber
in den Hauptzügen den Stil der Bilder und
der Darstellungen von Heiligen zu bewahren,
hat man sich entschlossen, die schon oben
erwähnten Podlinniken abzufassen. Diese in
das XVI. Jahrh. zurückgehenden Handbücher
der Heiligenbildmalerei, das ist eben der
Nachklang der das Zeitalter bewegenden
Fragen und der Forschung nach der Berechti-
gung von Neuerungen im Bereiche der rus-
sischen Ikonographie.

Lehnen sich schon die Werke des XV.
und XVI. Jahrh. nicht mehr an die Über-
lieferung an, um so weniger darf den Werken
des XVII. Jahrh. das Halten an dem strengen
Stil zugesprochen werden. Am deutlichsten
tritt diese Erscheinung in den Wandmalereien
der Kirchen zu Jaroslau16), noch mehr in
den Tafelbildern auf. Die letzteren werden
oft ganz in der Manier des Abendlandes und
nach abendländischen Vorbildern gemalt. In
seinen Reisenotizen beschreibt der Archidiakon
Paulus von Aleppo den wohlgefälligen Ein-
druck, welchen ein Marienbild in der Um-

ls) Pokrowski, »Die Wandmalereien« w. o.
S. 252 — 297; der Verfasser gibt eine ausführliche
Besprechung der Wandmalereien in den Kirchen zu
Jaroslau, dazu Tafeln VI II--XXVII.

gegend von Kijew auf ihn gemacht hat; er
lobt das Bild und seinen Urheber, der die
Schönheit der Formen und die Wirkung der
Farbe in der Gewandung der Kunst der
westeuropäischen Meister entlehnt hatte16).
An einer anderen Stelle des Buches, nämlich
bei der Besprechung einer massenhaften Ver-
nichtung von nicht orthodoxen Bildern in
Moskau im Jahre 1654, sagt derselbe Archi-
diakon, der Moskauer Patriarch Nikon habe
mit der Strafe jedermann bedroht, der in der
Manier der Franken und Polen malen werde17).
Trotz derartiger Erlasse waren die abend-
ländischen Strömungen nicht mehr zu hemmen,
und es wird nicht ohne Interesse sein, zu
erfahren, daß in der Reihe von amtlichen
Verordnungen im Laufe des XVII. und
XVIII. Jahih. schon Nikons Nachfolger, der
Patriarch Joachim, gegen die stark verbreiteten
Gravuren deutscher Herkunft ein Verbot aus-
gehen ließ, weil die Heiligen dort in deut-
schen Trachten und nach deutscher Art, nicht
nach den Anweisungen der Malerhandbücher
dargestellt wurden l8). (Fortsetzung folgt.)

Lemberg. Ladislaus Podlacha.

lfi) »The travels of Macarius, patriarch of Antioch,
written by his attendant arcl-deacon Paul of Aleppo
in arabic, transl. by F. C. Belfour« (London 1829 — 80)i
v. I S. 204—205.

n) »The travels of Macarius«, II S. 10.

•8) Pokrowski, »Die Wandmalereien« w. o.
S. 248.

Neue Arbeiten aus der Kölner PantaleonsWerkstatt des Fredericus.

(Mit -1 Abbildungen.)

Otto

r-jgj«! as Werk Otto von Falkes und

\ loa I FrauberSers über die „Deutschen
P BjrX] Schmelzarbeiten des Mittelalters"

------------» behandelt dieses umfangreiche

Gebiet in so erschöpfender Weise, daß für
die Folge Ergänzungen nur auf Grund un-
bekannt gebliebener und zufällig wieder auf-
gefundener Arbeiten denkbar schienen. Die
zahlreichen Emailverluste an rheinischen
Schreinen und Reliquiarien machten es wahr-
scheinlich, daß im Laufe der Zeit verloren
gegangene Stücke wieder auftauchen würden,
zumal das Material der Erhaltung überaus
günstig war. So wollte es ein glücklicher Zu-
fall, daß vor kurzem im Kunsthandel eine
besonders wertvolle EmailplaUe (Abb. 1) auf-
tauchte, deren Ei Werbung für das Kölner

Kunstgewerbemuseum möglich war. Es handelt
sich um eine der Emailplatten des Darm-
städter Kuppelreliquiars1) im dortigen Landes-
museum, das mit der Sammlung Hübsch aus
Kr.In kam. Von den zwölf ursprünglichen
Platten mit Prophetendarstellungen sind nur
sieben mit den Propheten Sophonias, Osee,
Zacharias, Malachias, Aggacus, Abdias, Arnos
erhalten. Fünf Platten waren in Verlust ge-
raten, davon befindet sich eine mit der Dar-
stellung des Propheten Jonas im South-
Kensington-Museum2), eine zweite mit Dar-
stellung des Propheten Nimm nunmein wiedei
in ihrer ursprünglichen Heimat, dem Orte

') Tafel 35 bei Falke und Fraubergei »Deutsche
Schmelzarbeiten des Mittelalters«,

*) Abbildung bei Falke, S. a. O. 8. 27.
 
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