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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Georg, Johann: Drei Ikone aus Jerusalem
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0198

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351

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 11.

352

Drei Ikone aus Jerusalem.

(Mit 3 Abbildungen.)

n Jerusalem befindet sich eine ganze
Reihe größererund kleinerer Klöster
der verschiedenen orientalischen
Kirchengemeinschaften, die meist
von den Fremden nicht besucht werden.
Und doch verdienen manche von ihnen wohl
einen Besuch. Da es mir darauf ankam, die
christlich-orientalische Kunst eingehend zu
erforschen, so bin ich in allen gewesen. In
demjenigen, das dem hl. Spyridon geweiht ist,
fand ich die drei hier zu behandelnden Ikone.
Durch Vermittelung
des Herrn Dr. Karge,
der damals als Sti-
pendiat der Görres-
Gesellschaft in Jeru-
salem weilte, und
der mich meist auf
meinen Wande-

rungen begleitete,
ist es mir gelungen,
sie für meine Samm-
lung zu erwerben.
Das ist um so wert-
voller, da sie in
künstlerischer Quali-
tät die meisten in
den Kirchen Palä-
stinas überragen und
wohl fast bestimmt
aus dem XVI. Jahrh.
stammen. Sie er-
innern lebhaft an
manche Fresken des Kreuzklosters bei Jeru-
salem, die aus dieser Zeit zu datieren sind.
Auch die alten, geschnitzten Rahmen sind
noch erhalten.

Das erste (siehe Abb. 1) ist der eine Teil
einer Verkündigung. Der Engel Gabriel hat
sich leider nicht finden lassen. Maria sitzt
auf einem reichen Throne, der sich als etwas
abweichend von den sonstigen erweist.
Namentlich ist das Kissen nicht zu bemerken.
Er zeigt sich als ein m Holz geschnitzter und
erinnert an arabische geschnitzte Werke, die
sich in manchen Kirchen des Orients erhalten
haben. Die Füße Maria ruhen auf einem
Schemel. Die Kleidung ist die traditionelle.
Nur ist die Farbe mehr braun, der Rand
golden. Die Ärmel sind unten mit mehreren

Abb. 1.

goldenen Streifen versehen. Außer dem Sterne
auf dem Haupte, der ja meist vorkommt, er-
blickt man noch zwei in der Nähe der
Schultern. Die rechte Hand ist erhoben und
macht die Gebärde des Sprechens. In der
linken Hand hält sie ein Spruchband, auf
dem ihre Zustimmung zu den Worten des
Engels auf Griechisch steht. Das Haupt ist
etwas nach rechts geneigt. Darüber steht
MP&v. Der Heilige Geist schwebt in Gestalt
der Taube in einem Strahle auf sie herab.

Besonders inter-

essant ist die Archi-
tektur des Hinter-
grundes, die fast an
solche auf den
Fresken Giottos er-
innert. Links von
Maria, vom Be-
schauer aus gerech-
net, ist ein hohes
Tor, über dem ein
Balkon sichtbar wird.
Weiter oben ist ein
Teppich ausgebrei-
tet. An dem Mittel-
bau sind noch zwei
Fenster, deren Gitter
in Gold gemalt sind.
Der Anbau zur Rech-
ten Maria ist etwas
höher als der zur
Linken. Auf der
ein Fenster, darunter
auf der anderen be-

ersteren Seite ist oben
eine halbgeöffnete Türe,
findet sich nur ein Fenster, das im Gegensatz
zu den drei anderen Fenstern, aber in Über-
einstimmung mit den Türen im Rundbogen,
abschließt. Der Hintergrund ist golden. Dar-
auf steht ).ia/Liog. Der andere Teil des Wortes
stand wohl bei Gabriel. Die rechte untere
Ecke ist abgebrochen. Der Rahmen besteht
aus zwei Palmensäulen mit reichen Kapitalen,
die durch einen Bogen verbunden sind. In
den oberen beiden Ecken befinden sich Rosen
mit Blättern. Das Ganze ist vergoldet.

Das zweite (siehe Abb. 2) stellt den hl.
Patriarchen Elias von Jerusalem dar. Dieser
war arabischer Abkunft und wurde etwa 430
in Ägypten geboren. Im Jahre 457 trat er
 
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