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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 19.1894

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Heft 1
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Wolters, Paul; Lolling, Habbo G. [Gefeierte Pers.]: H.G. Lolling
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https://doi.org/10.11588/diglit.38032#0014

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VI

H. G. LÖLLING

schnitten, liegt hoch aufragend, aufs nahe Meer hinausschauend
die alte Pfarrkirche, die im dreizehnten Jahrhundert erbaut,
für den jetzigen Ort viel zu gross geworden ist: dicht daneben
lag das freundliche Wohnhaus der Eltern, nahebei auch die
Volksschule, welcher der Vater bis zu seinem 66. Lebensjahre
Vorstand, ausgezeichnet durch Fleiss und Gewissenhaftigkeit
ebenso wie durch Ernst und graden offenen Sinn. Seine Kin-
der, fünf Söhne und eine Tochter, von denen Habbo das äl-
teste war, haben ihm ein dankbares Andenken bewahrt, nicht
zum wenigsten für das rege geistige Leben, das er im Hause
zu erwecken wusste, und die aufopfernde Hingabe an ihre Aus-
bildung, welche trotz äusserer Schwierigkeiten allen fünf Söh-
nen eine akademische Ausbildung ermöglicht hat. Der Mut-
ter, Menna Heyen Schneider, rühmen sie besondere Herzens-
güte und Freundlichkeit nach. 1 Ich erinnere mich nicht, dass
jemals ein hartes Wort über ihre Lippen gekommen ist, und
dabei konnte sie uns alle, die wir mit unendlicher Liebe ihr
anhingen, mit einem einzigen Blicke lenken’ schreibt mir der
älteste der Brüder.
Den ersten Schulunterricht erhielt Lölling vom Vater selbst,
dann besuchte er seit 1861 das Gymnasium des etwa drei-
viertel Stunden entfernt gelegenen Emden. Der Schulweg, der
über den schutzlosen Seedeich führte und oft beim schlimm-
sten Unwetter zurückgelegt werden musste, stellte schon an
des Knaben Ausdauer und Energie starke Anforderungen. Sein
Hauptinteresse nahm das classische Altertum in Anspruch,
und der verschlossene Knabe suchte, was ihn ergriff, sogar in
poetischer Form zum Ausdruck zu bringen. Wie eine Ahnung
des künftigen Lebensganges erscheint es daneben, dass er
noch als Gymnasiast begann, Italienisch und Neugriechisch
zu treiben. Ostern 1868 verliess er, neunzehn Jahre alt, die
Schule um in Göttingen Philologie zu studiren. Der Vater,
der für Mathematik besonders beanlagt war, wäre mehr für
dieses Studium gewesen, aber die einmal entwickelte Nei-
gung entschied. Eine der ersten Vorlesungen hörte er bei
Ernst Curtius über alte Länder- und Völkerkunde, daneben
 
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