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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 19.1894

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Heft 2
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Winter, Franz: Zu den Skulpturen von Epidauros
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https://doi.org/10.11588/diglit.38032#0193

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ZU DEN SKULPTUREN VON EPIDAUROS

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pels für die Vergleichung herangezogen werden könnte, hier-
auf weniger Nachdruck gelegt werden, als auf die Ähnlich-
keit in der Körperbildung und auf die gleichartigen Motive
und die entsprechende Behandlung des Gewandes. Es ist hier
wie dort dieselbe Art, wie das Gewand die Glieder schmieg-
sam umscbliesst, und zugleich in breiten Massen sich von ihm
ablöst und neben dem Körper niederfällt, hier wie dort in
der Gliederung des Stoffes derselbe Anschluss an den Stil der
Nikebalustrade und derselbe Fortschritt in der bewegteren
Modellirung der Faltenzüge. Wenn die Falten an der Leda-
statue weicher und unruhiger geführt, die Tiefen gleichmäs-
siger herausgearbeitet sind, so zeigt sich eben hierin die
Hand des Copisten, die sich auch in einzelnen kleinen Zutha-
ten, wie den Knicken an der Innenfläche des Mantels verrät,
und vor allem in dem Mangel zufälliger Härten und Schärfen
unverkennbar ist, die an den epidaurischen Skulpturen den
Eindruck originaler Frische verstärken. Der Kopf der Nereide
ist leider nicht aufgefunden. Aber einen Ersatz für diesen
Verlust geben die erhaltenen Einzelköpfe aus dem Westgie-
bel, von denen die bei Kavvadias Taf. 8, 9. 10 und 11,5« ab-
gebildeten eine gleich strenge und in jeder Beziehung sehr
verwandte Bildung mit dem Kopfe der capitolinischen Leda
leicht erkennen lassen.
ln dem Zusammenhänge, in den die Statue durch diese sti-
listischen Beziehungen zu den epidaurischen Skulpturen ge-
rückt wird, mag die folgende Betrachtung nicht bedeutungslos
erscheinen. Das Werk erscheint in der Erfindung wie ein Ge-
genstück zu dem Ganymed des Leochares. ‘ Die Verwandt-
schaft beider Aufgaben ist in die Augen fallend, nicht nur
äusserlich in der Gruppirung eines schönen menschlichen Kör-
pers in der herrlichsten Jugendblüte mit einem mächtigen
stolzen Vogel, sondern auch in der geistigen Auffassung die-
ses AVrhältnisses’. So äusserte sich schon vor fast fünfziar Jah-
O
ren Otto Jahn (Archäologische Beiträge S. 1) und fügte hinzu:
‘ Der Ganymed des Leochares mag wol den Anlass zur Dar-
stellung der Leda gegeben haben und es ist allerdings wahr-
 
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