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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 2
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Zetzsche, Carl: Bilder von der Lütticher Weltausstellung 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0022

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IQ06

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2


A Gewerbehalle. B Werkzeuge und Maschinen. A—B Französisches Kolonialmuseum. C Kongo.
D Verwaltung. E Tunis. F Asien. A'/-'Rumänien. G Afrika. 7/Algier. / Norwegen, J Palais
der schönen Künste. K Kanada. L Alte Kunst. M Bulgarien. N Palais de la femme. O Mon-
tenegro. P Serbien. Q Stadt Lüttich. R Französische Nahrungsmittel. S Französischer Ackerbau.
TMarokko. f/Festhalle. V Augustinerbräu. Ausschank der Münchener Brauereien. ATSchlaf-
wagengesellschaft. V Extreme Orient. Z Restaurants. — I Frankreich. II Deutschland.
III England. IF Vereinigte Staaten. F China. FI Japan. FII Italien. FIII Internationale
Mascbinenabteilung. IX Holland X Rußland. XI Ungarn. XII Bosnien. XIII Österreich.
XIF Schweden. XF Türkei. XFI Persien. XFII Griechenland. XFIII Schweiz.
XIX Luxemburg. XX San Domingo.

der Place d’Acclimatation, an der Rue de Fetinne unmittelbar vor
dem Hauptgebäude und jenseits der Maas in Fragnee, die
Parkanlagen des einen Teils, die unvergleichliche Lage am
prachtvollen Strom mit den vielen verschiedenen Brücken und
dann das weite und herrliche Panorama der altehrwürdigen
Bischofsstadt mit den sie umgebenden Höhen ringsherum,
das man vom Pont de Fragnee und Alt-Lüttich aus ebenso wie
die Ausstellung selbst am vollkommensten überblicken konnte,
das alles vereinigte sich zu einem außerordentlichen und unver-
geßlichen Gesamteindrucke, der freilich auch die unverkenn-
baren Schwächen in den Einzelheiten der Ausführung stärker
hervortreten und empfinden ließ, als dies vielleicht anderwärts
der Fall gewesen wäre.
Darauf mag, was das Äußere der Ausstellung anlangt, der
mehrfach gerade von deutschen Ausstellungsbesuchern laut
gewordene Ausdruck der Enttäuschung zurückzuführen sein,
der freilich in der Hauptsache — und das leider nicht nur bei
einzelnen Besuchern — von der jahrmarktsmäßigen Aufmachung
mancher Ausstellungsgruppen selbst und ihrem basar-, nicht
weltausstellungsmäßigen Inhalte hervorgerufen wurde.
Enttäuscht war der zum ersten Male die Ausstellung Be-
suchende, mochte er von dem Pont de Commerce durch die
reizvolle Partie des Pare d’Acclimatation, oder über die breit
angelegte Zugangsstraße von Fragnee her über die prächtige
neue Brücke kommen, jedenfalls durch den im Vergleich zu dem
eben genossenen Rundblick wenig überzeugenden Eindruck des
Hauptgebäudes, das namentlich von der höheren Brücke aus
gesehen noch
durch die un-
mittelbar davor
gesetzten, recht
unbedeutenden
Bauten großer
industrieller
Werke und eini-
ger Restaurants
beeinträchtigt
wurde. Ent-
täuscht wurde
aber auch der
direkt durch den
Haupteingang
an der Rue de
Fetinne den
Platz Betretende
und noch da-
zu angewidert
von dem ge-
schmacklosen


Deutsche Wirtschaft. Architekt: H. M. Roeckl
(Gebäude der Vereinigten Münchener Brauereien.) in München.


Aufbau und dem jahrmarktsmäßigen Betriebe der »Orientaus-
stellung«, die jedenfalls in eine entlegene Ecke des Vergnügungs-
parkes gehört hätte.
Das Hauptgebäude, wie es immer geht, während der
letzten Monate vor der Eröffnung noch erheblich über den
ursprünglich geplanten Umfang hinaus erweitert, wurde in zwei
durch Unterführung des Mittelganges unter der Nordbelgischen
Eisenbahn hindurch verbundenen Teilen aus ungleichen eisernen
Hallensystemen (von 15, 20 und 25 m Spannweite) errichtet,
die bereits für die Ausstellungen von Antwerpen, Amsterdam,
Berlin und Brüssel gedient haben. Die Anordnung solcher
Hallen im Fischgrätensystem senkrecht zu einer durchlaufen-
den Mittelhalle ermöglicht ja jederzeit die einfachste Erweite-
rung an beliebiger Stelle, woraus sich dann die unregelmäßige,
aus dem Lageplan ersichtliche Gesamtgrundrißform ergibt.
An das hintere der beiden Rechtecke, deren Flächeninhalt ver-
schieden auf 96000 und 110000 qm angegeben ist, schloß
sich nach der Ourthe zu noch als kleineres Rechteck von etwa
20 000 qm die ausländische Maschinenhalle an.
Die Lage dieses Hallenkomplexes war für die äußere Aus-
bildung insofern besonders günstig, als nur die Vorderfront
als Schauseite in Betracht kam, während auf die architektonische
Durchbildung der übrigen Seiten von vornherein verzichtet
werden konnte.
Die Ausgestaltung der Schauseite erfolgte durch den Sieger
im vorausgegangenen Wettbewerb, Michel de Braey in Antwerpen.
Nach dem Entwurf für das ursprünglich kürzer und weniger
tief in den davorliegenden Platz hineinragend angenommene
Gebäude ausgeführt, dürfte seine Fassade einheitlich und über-
zeugender als jetzt gewirkt haben, wo durch Wiederholung
der Seitenportale an der verlängerten Front die zusammen-
fassende Betonung der Mittelpartie zerstört und die Gesanit-


Pavillon von Marokko.

10

Gebäude des Genie civil.

Belgisches Ministerium des Handels
und der öffentlichen Arbeiten.
 
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