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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 4





Architekt: Geh. Baurat
Franz Schwechten in Berlin.

Dienstsrebäude für die K. Domänen- und
K. Forstdirektion in Stuttgart.

Villa des Herrn Geh. Kommerzienrat
Wessel in Bad Harzburg.
5. Halle.

Villa des Herrn Geh. Kommerzienrat Wessel in Bad Harzburg.
6. Herrenzimmer.

Villa des Herrn Geh. Kommerzienrat
Wessel in Bad Harzburg.
4. Vestibül.

Architekt: Geh. Baurat Franz Schwechten
in Berlin.

Architekt: Geh. Baurat
Franz Schwechten
in Berlin.

Mainhardter Wald erstellt; ein stattliches, durch paarweise angeordnete
Trommelsäulen flankiertes und mit gebrochenem Giebel abgedecktes Portal
bezeichnet den Eingang. — Das ins Innere zum Treppenvorplatz und zur
Haupttreppe leitende Vestibül erhielt eine bei bescheidenen Raumverhält-
nissen monumental wirkende Ausbildung in Haustein, welche
bis in den ersten Stock hinauf durchgeführt wurde.
An Dienstgelassen enthält das Erdgeschoß die Regi-
straturen der beiden Kollegien mit ihren Magazinen, sowie
einige technische Bureaus der Forstdirektion; vom ersten Stock
ist die rechte Seite der Domänendirektion, die linke der Forst-
direktion zugewiesen; der zweite Stock enthält ausschließlich
Räume für die Forstdirektion; der dritte Stock endlich gewährt
dem technischen Bureau der Domänendirektion durchweg helle
Arbeitsräume. Im Dachstock des Straßenflügels sind außerdem
noch einige Zeichensäle untergebracht und ein kleiner Lehr-
saal für den Unterricht der Finanzreferendare. — Das Unter-
geschoß enthält Räume für ältere Akten, die Plankammer,
Magazine, die Kesselanlage mit den Kohlenräumen, endlich
die zu den Dienerwohnungen gehörigen Holzlegen und Keller,
sowie die Waschküche. — Im ganzen enthält das Gebäude
außer den beiden Sitzungssälen, den Wartezimmern und Re-
gistraturen 94 Kanzleigelasse, wozu noch auf jedem Stockwerk
ein Zimmer für die Diener kommt, in dem sich der Aktenaufzug
befindet. — Die Erwärmung sämtlicher Kanzleigelasse und
der Gänge erfolgt mittels zentraler Warmwasserheizung; die
Wohnungen haben Ofenheizung. Zur bequemen und raschen
Beförderung der Akten ist ein Aufzug mit elektrischem An-
trieb vorhanden. Die Beleuchtung der Arbeitsräume erfolgt
mittels Auerschem Gasglühlicht, während die Gänge, Vorräume,
Magazine u. dgl. elektrisches Licht erhielten. — Was die Bau-
arbeiten und Konstruktionen im einzelnen anbelangt, so war
zunächst die Gründling umfangreich und zeitraubend, da zu-
verlässiger Baugrund bei der Lage des Gebäudes über einem
ehemaligen Seebecken und Bachbett z.T. erst in verhältnismäßig

Architekten: Oberbaurat A. Beger und
Regierungsbaumeister R. Dollinger
in Stuttgart.
Die Anlage des Hauses ist so getroffen, daß vier einbündige Gebäude-
flügel einen inneren Hof umschließen, an welchem die Gänge und Treppen-
häuser liegen; an diesen Gebäudekern mit vier Hauptstockwerken, einem
Untergeschoß und eingebautem Dachgeschoß schließen sich niedrige, über
dem dritten Stock mit einer Terrasse abgedeckte kurze Flügelbauten an,
welche die in einfachem Putzbau ausgeführten, hinter ihnen gelegenen
Nebenseiten des Gebäudes verdecken und dem Gebäude im ganzen eine
lebhafte Gruppierung verleihen.
Die in einfachem Barockstil gehaltene Schauseite jdes Gebäudes ist
über einem Sockel aus Granit ganz aus weißem Keupersandstein vom

großer Tiefe, bis zu
7 m unter Terrain,
erreichbar war. —
Im Gegensatz zu
der bereits oben
erwähnten Schau¬
seite sind
Nebenseiten
Putzflächen
vereinzeltenKunst-
steingliederungen
behandelt,die inne¬
ren Hofseiten als
Ziegelfugenbau
mit dazwischen lie¬
genden Putzflä¬
chen und mit we¬
nigen Kunststein¬
gliederungen. —
Die Vestibüle und
Treppenvorplätze
erhielten Mosaik-
terrazzoböden. —
Die Decken der
Kanzleien sind
durchweg sehr ein¬
fach in Verbindung
mit großen Hohl¬
kehlen ausgebildet
und ohne Malerei
gehalten; nur in
den Sitzungssälen,
Vorstandszimmern
und Treppenvor¬
plätzen ist durch
flache Gipsleisten eine Ausschmückung erzielt. Die Bauleitung des Neubaus
unter der Oberleitung des Oberbaurats Beger lag in den Händen des Bau-
inspektors Heeß, dem Bauwerkmeister Burger als Bauführer zur Seite stand.
Tafel 32. Villa des Herrn Geh. Kommerzienrat Wessel in
Bad Harzburg. Architekt: Geh.Baurat Franz Schwechten in Berlin.
Die Villa liegt landschaftlich hervorragend schön am Berghang und
Waldesrand über dem Tale von Bad Harzburg. Beim Entwurf der Baupläne
hat neben Erfüllung des Bauprogrammes die Rücksicht auf diese Lage zu
der dargestellten architektonischen Gestaltung geführt. Es enthält das Unter-
geschoß die Wirtschafts- und Nebenräume, das Erdgeschoß die Wohn- und
Qesellschaftsräume, der erste Stock die Schlafräume, sowie ein Frühstücks-
und ein Wohnzimmer, der zweite Stock Räume für Gäste, sowie eine als
Billardzimmer benutzbare Halle mit Lesezimmer im anliegenden Turmgeschoß.
Über dem zweiten Stock befinden sich außer den Giebelstuben noch mehrere
Turmzimmer mit Treppenaufgang bis zur Aussichtslaterne des Turmhelmes.
Das Äußere zeigt über einem Sockel aus Granitquadern geputzte Mauer-
flächen mit Architekturteilen aus Sandstein und mit sichtbarem Fachwerk
in den obersten Geschossen. Die Turmhauben sind in Kupfer, die übrigen
Dachflächen in Schiefer eingedeckt. Von dem auf der Bergseite gelegenen
Eingangsportal führen Marmorstufen zum Erdgeschoß und eine Eichenholz-
treppe zum ersten Stock, während außerdem eine massive Nebentreppe den
Verkehr zwischen allen Geschossen vermittelt. Eine Warmwasserheizung
dient zur Erwärmung, eine elektrische Lichtanlage zur Beleuchtung des
Hauses. Die erforderliche Maschinenanlage mit Akkumulatorenbatterie ist
abseits von der Villa beim Pförtnerhaus am Parkeingang angeordnet, so daß
störendes Geräusch vermieden wird. Die Bautischlerarbeiten sind in Eichen-
holz, die Möbel teils in Eichenholz, teils in Mahagoni und amerikanischem
Nußbaum ausgeführt, die Beleuchtungskörper in Bronze getrieben. Die
Bauausführung erfolgte in den Jahren 1902 bis 1903 unter Oberleitung des
Geheimen Baurats Schwechten. Die Baukosten mit innerer Einrichtung
betragen rund 330000 Mk.

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