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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 8
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Putzfassaden und Zierputz
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0070

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1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 8

Amtsgericht I in Berlin. Architekten: Geh. Oberbaurat P. Thoemer und
Decke im Sitzungssaal. Landbauinspektor Prof. O. Schmalz in Berlin.


Vergoldung u. s. w. überall da geben muß, wo es dem Rosten
ausgesetzt ist. Oder will man etwa ein vergoldetes Parktor
aus Schmiedeisen auch als Surrogat hinstellen?
Damit sind die Grundsätze für den materialgerechten Putz-
bau gegeben: Herstellung einheitlich geschlossener Flächen
und eine dem Wesen des Mörtelauftrags und seiner Zusammen-
setzung angepaßte Behandlung der Oberfläche, um ihr ein
den künstlerischen Absichten entsprechendes und möglichst
unveränderlich haltbares Aussehen zu geben.
Sehen wir genauer zu, so finden wir, daß unsere Vor-
fahren den Putz bereits ganz in diesem Sinne verwendet und
behandelt haben, sowohl zwischen den Hölzern des Fachwerk-

baus, als beim Überziehen von Mauer-
flächen. Auch für die Behandlung der
Gesimse finden sich ausreichende
mustergültige Beispiele. Wo sie nicht
aus Haustein oder Ziegeln (selbstver-
ständlich unverputzt) ausgeführt wer-
den konnten, sind sie nicht, wie das
bei uns so lange geschehen ist, in
denselben Formen in Putz nachge-
bildet, sondern in zutreffenderWeise
umgeformt oder in einer der Flächen-
behandlung entsprechenden Aus-
drucksweise durch einfache Bänder
ersetzt, die, wie die übrigen Flächen-
verzierungen nicht oder nur wenig
vortretend, oft nur durch andre Behandlung der Oberfläche,
hier und da wohl auch durch andre Färbung sich abheben.
Oft genug ist auch auf die Gesimse ganz verzichtet und so
eine eigenartige, durchaus selbständige Fassadenausbildung
entstanden, die uns bisweilen durch die mit den einfachsten
Mitteln erzielte Wirkung geradezu in Staunen versetzt.
Ebenso erstaunlich ist die Mannigfaltigkeit des Ausdrucks,
die sich dem schlichten Materiale selbst durch die Behandlung
der Oberfläche, durch Färbung u.dgl. abgewinnen läßt. Freilich
bedarf es dazu ausgiebiger praktischer versuche und Erfahrungen,
besonders auch sorgsamer Auswahl der je nach den örtlichen
Verhältnissen verschiedenen Zusätze von Sand, Steinmehl, Färbe-



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Pufzprofile vom


Eckhaus Martin Luther- und Barbarossastraße in Berlin W.
(Vgl. Tafel 78, 1905.)

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Architekt: K. Ed. Bangert in Berlin,
Erbauer: Architekt und Maurermeister Carl Paetsch daselbst
 
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