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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 10
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Zetzsche, Carl: Von der Dritten Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0087

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1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 10


Aus der Bremer Diele. Architekt: Emil Högg
(Tafel 78.) in Bremen.
Dritte Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906.
von kunstgewerblichen Einzel Schöpfungen dazu be-
stimmt, die Freude an solchem Besitz zu veredeln durch den
Hinweis auf den Reiz der vollendeten Handarbeit einerseits,
wie auf den Stand unsrer heutigen Techniken. Lehrreiche Ver-
gleichspunkte bietet dafür die reichhaltige Gruppe »Techniken«,
die an einer auserlesenen Reihe von Beispielen ohne Unter-
schied der Zeiten und Völker vor Augen führt, wie aus dem
Wesen des Stoffes die künstlerische Bearbeitung sich ent-
wickelt hat und daraus innere Gesetze entstehen, die dem
Wechsel geschichtlicher Stile nicht unterworfen sind.
Ebenso eindringlich lehrt die prächtige Volkskunst-
ausstellung mit ihrer Fülle bezaubernder Einzelheiten und
der stattlichen Zahl ständiger Räume aus allen Gauen Deutsch-
lands, wie die naive volkstümliche Betätigung, die nicht auf
persönlicher Eigenart, sondern auf örtlicher und völkischer
Überlieferung beruht, im Wechsel der geschichtlichen Stile
frisch geblieben ist, wie ihre Gebilde immer wieder der Zweck-
dienlichkeit und dem natürlichen Gefühl entsprungen sind.
Schließlich ist eine Übersicht der in einzelnen Gegenden
heimischen kunstgewerblichen Arbeiten gegeben durch Zu-
sammenfassen derselben zu Ortsgruppen.


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Wohnzimmer aus Kirschbaumholz Architekt: Bernhard Wenig in Hanau,
(mit wenig Ahorn und indischem Ausgeführt von der Hofmöbelfabrik
Ebenholz). Jul. Gluckert in Darmstadt.
Dritte Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906.

Der Handarbeit des Kunstgewerbes gegenüberge-
stellt ist die Maschinenarbeit der Kunstindustrie.
Auch sie ist nach hohen künstlerischen Grundsätzen vorge-
führt. An der Spitze stehen hier die vorbildlichen
Leistungen der Maschinenarbeit, in denen die »Schön-
heit des soliden Materials«, die »Schönheit der gediegenen
Arbeit« und die »Schönheit der reinen Zweckformen« zur
Geltung kommt. Ihnen schließen sich an Materialgruppen,
die einen Überblick über den Stand der heutigen Kunst-
industrie im Groß- und Kleinbetrieb geben sollen, und sehr
bemerkenswerte Raumausstattungen, die ausschließlich
industriellen Ursprungs sind.
Besonderes Interesse erregt schließlich die von Preußen,
Sachsen, Württemberg und Baden beschickte Gruppe der
Kunstgewerbe-, Handwerker-, Fach- und Fortbildungs-
schulen, welche ein anschauliches Bild gibt, wie in diesen
Anstalten durch arbeiten unmittelbar im Material (und nach
der Natur) die aus der Technik sich ergebenden Überliefe-
rungen und Fertigkeiten weiter fortgepflanzt und die Kräfte
des kunstgewerblichen Nachwuchses geschult und zur Mit-
arbeit an den großen Aufgaben der Zukunft vorbereitet werden.
Dieser klaren, großzügigen Planung entspricht der Aus-
bau der Ausstellung in erfreulichster Weise. Die Künstler


Aus der Bremer Diele. Architekt: Emil Högg
(Tafel 78.) in Bremen.
Dritte Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906.
sind der an sie ergangenen Einladung bereitwilligst gefolgt
und haben ihre Aufgaben mit außerordentlicher Hingabe,
zum Teil unter recht bedeutenden Opfern durchgeführt. Alle
größeren und kleineren Kunstzentren Deutschlands sind durch
geschlossene Vorführungen vertreten und trotz der überaus
zahlreichen Beteiligung und der mancherlei äußeren und inne-
ren Verschiedenheiten ist alles durch die umsichtige und von
bestem künstlerischem Empfinden geleitete Tätigkeit der Aus-
stellungsleitung und ihrer Gruppenvorstände einheitlich ge-
ordnet und in wirkungsvoller Weise zur Schau gestellt.
So ist ein imposantes Gesamtbild deutscher künstlerischer
Kultur entstanden, das in seiner Vielseitigkeit, weit mehr aber
durch die vornehme Schlichtheit des Auftretens und den tief-
ernsten Geist, der die Schöpfungen durchweht, mit über-

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