Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst (22.1906)

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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft II


Der Empfangsraum im Verwaltungsgebäude. Architekt: Wilhelm
Bayrische Jubiläums-Landesausstellung in Nürnberg 1906. Kintzinger in Nürnberg.


Türmen auf den Seiten. In der Längsachse bildet ein niedriger
Bau, der die Betriebsanlage der Fontäne enthält, den Abschluß
des vorderen Platzes. Zwei Freitreppen an den Seiten und in
weitem Bogen ansteigende Rampen führen hinauf zu seiner
Plattform, von der sich dem Zurückblickenden ein zweites im-
posantes Gesamtbild darbietet.
Der dahinterliegende kleinere Platz — in gleicher Höhe
mit der Plattform — ist ganz mit prächtigen Gartenanlagen
besetzt. Ihn umrahmen links das Gebäude der Staatsausstellung,


rechts die Maschinenhalle und die Kunsthalle, rückwärts das
Gebäude der Stadt Nürnberg; in den Ecken sind etwas zurück-
tretend in besonderen Gartenanlagen die Kunstgewerbehalle und
das Weinhaus sichtbar. So sind sämtliche Hauptgebäude gleich-
sam amphitheatralisch zu einem mit einem Blick zu umfassen-
den höchst wirkungsvollen Gesamtbilde vereinigt, das weit
mehr, als dies einzelne Gebäude vermöchten, sofort die Be-
deutung der Ausstellung erkennen läßt.
Gleichzeitig ist durch die nahe und doch nicht zu enge
Aneinanderreihung der Bauten rings um den großen Doppel-
platz ganz ungezwungen der große Vorteil erreicht, daß wie
bei den Hauptgebäuden der Nürnberger Ausstellung von 18Q6
im wesentlichen nur die Vorderfronten aller dieser Gebäude
durchzubilden und zu schmücken waren, während die Seiten
und Rückseiten als reine Nutzbauten behandelt werden konnten.
Der hintere, an den Dutzendteich und die dazugehörigen
Weiher angrenzende Teil des Ausstellungsgeländes ist vor-
nämlich der Erholung geweiht. Hinter dem Kunstgewerbe-
hause steht die für Festversammlungen, Kongresse u.s.w. be-
stimmte Festhalle. Daneben umschließen das Kaffeehaus, die
Münchener Bierhalle und die Ausstellung der Nürnberger Fleischer
einen von Föhren beschatteten Biergarten. Daran entlang führt
eine von zahlreichen kleinen Bauten einzelner Aussteller-nament-
lich von Baustoffen — umrahmte Straße zu der großen Wasser-

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Portal der Handwerkshalle. Architekt: Oberbaurat
Bayrische Jubiläums-Landesausstellung in Nürnberg 1906. Th. von Kramer in Nürnberg.


rutschbahn am Dutzendteich. Eine andre Seitenstraße führt
zwischen dem Weinhaus und dem Seitenflügel des Gebäudes der
Staatsausstellung hindurch zu mancherlei Einzelausstellungen, zu
den reizvollen Gebirgshäusern mit verschiedenen Erfrischungs-
stätten und schließlich zum Teichrestaurant mit dem in den
Dutzendteich hineingebauten Leuchtturm.
So ist auch der Verkehr auf der Ausstellung in einfachste
Bahnen geleitet und alles übersichtlich aneinandergeschlossen.
Weite Wege zwischen getrennt liegenden Baugruppen, wie sie
anderwärts bei Benutzung großer Gelände zurückzulegen waren,
sind vermieden. Zudem umschließt eine elektrische Rund-
bahn das ganze Gelände und verkürzt die immerhin nicht un-
beträchtliche Entfernung (1 km) der Vergnügungsstätten vom
Haupteingang. Sie dient allerdings ausschließlich dem schnelleren
Fortkommen: eine orientierende Übersicht vermag eine Fahrt auf
ihr nicht zu gewähren, da sie lediglich »außen herum« an den
belanglosen Rückseiten der Gebäude entlang führt und wirk-
lich nur das sehen läßt, was den Augen der Ausstellungs-
besucher sonst möglichst entzogen wird, leere Kisten, Ab-
raumhaufen u. dgl.
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Der erste flüchtige Rundgang hat uns über die Gesamt-
anlage und die Verteilung der Gebäude unterrichtet. Ganz
unwillkürlich versuchen wir uns zunächst — ohne auf die
Einzelheiten einzugehen — Rechenschaft zu geben über den
künstlerischen Gesamteindruck, den wir dabei empfingen. Ich

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