DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Materialschönheit und Zweckformen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0107
1906
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Sammelschule an der Heusteigstraße
in Stuttgart.
Portal.
Architekt: Professor Theodor Fischer
in Stuttgart.
Wesentlich ernsthafter erscheinen die Bedenken, wenn
man sieht, daß ebenso wie diese Kleingeräte auch große Kamin-
mäntel und Gitterwerke behandelt werden, daß man ferner
dem durch die moderne Technik in vollendeter Ebenmäßigkeit
und Glätte gelieferten Blech- und Stangenmaterial nachträglich
und künstlich malerische Zufälligkeiten und Unebenheiten zu-
fügt, die früher aus Mängeln des Materials und der Arbeits-
mittel oder wohl gar aus dem langjährigen Gebrauch hervor-
gegangen sind. Gewiß ist nicht zu leugnen, daß unregelmäßig
gehämmertes Kupferblech eine prächtige malerische Wirkung
haben kann — aber allzu oft wird vergessen, daß die alten
Kupferschmiede ihre Kunst darin suchten, ihre Arbeiten, wenn
sie glatt blieben, beulenlos herzustellen und da, wo eine andre
Wirkung angebracht schien, das durch entsprechende Kunst-
formen zu erreichen wußten, nicht aber durch möglichst un-
regelmäßiges, vom technischen Standpunkte gesucht stümper-
haftes Verhämmern, das immer an die englischen Zuckerdosen
erinnert, für die es freilich eine zweckmäßige und wirkungs-
volle Behandlungsweise darstellt.
Das wird anders werden, wenn der Reiz der Neuheit
Sammelschule Architekt: Professor
an der Heusteigstraße Theodor Fischer
in Stuttgart. in Stuttgart.
Blick vom Fangelsbachfriedhof (Seitenansicht).
dieser Mode vorbei
ist und das wird
nicht länger dauern,
als die Übersätti-
gung an den alten
Zierformen, die jetzt
schon einem so
lebhaften Verlangen
nach neuen Formen
Platz macht,daß man
sich alle möglichen
Ungereimtheiten
willig gefallen läßt.
Dann wird man
wieder — hoffent-
lich in maßvollerer
und zweckbewuß-
terer Weise als zu
Zeiten der Stil-
hetze Schmuck-
formen verwen-
den, wo sie am
Platze sind, und
seine Freude an
kunstvoller Ar-
beit haben, die
wirkliche Kunst-
formen heraus-
zubringen ver-
mag. Dann wird
man die heuti-
gen Aufwendun-
gen gewiß nicht
mehr als im
Verhältnis zum
künstlerischen
Endergebnis ste-
hend betrachten.
Hoffentlich wird
man dann nicht
auch — wie es
jetzt leider schon
nach dem zuneh-
menden Mangel
an tüchtigen Ar-
beitern für kunst-
volle Schmiede-
arbeiten den An-
schein hat
den abermaligen
Verlust des vor
wenigen Jahren
so mühsam wie-
dererworbenen
technischen Kön-
nens durch die
Sammelschule Architekt: Professor
an der Heusteigstraße Theodor Fischer
in Stuttgart. in Stuttgart.
Detail von einem Brüstungsgitter.
Sammelschule Architekt: Professor
an der Heusteigstraße Theodor Fischer
in Stuttgart. in Stuttgart.
Blick vom Fangelsbachfriedhof (Hinteransicht).
jetzige Arbeitsweise zu beklagen haben. Z.
Sammelschule an der Heusteigstraße
in Stuttgart.
Portal.
Architekt: Professor Theodor Fischer
in Stuttgart.
95
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Sammelschule an der Heusteigstraße
in Stuttgart.
Portal.
Architekt: Professor Theodor Fischer
in Stuttgart.
Wesentlich ernsthafter erscheinen die Bedenken, wenn
man sieht, daß ebenso wie diese Kleingeräte auch große Kamin-
mäntel und Gitterwerke behandelt werden, daß man ferner
dem durch die moderne Technik in vollendeter Ebenmäßigkeit
und Glätte gelieferten Blech- und Stangenmaterial nachträglich
und künstlich malerische Zufälligkeiten und Unebenheiten zu-
fügt, die früher aus Mängeln des Materials und der Arbeits-
mittel oder wohl gar aus dem langjährigen Gebrauch hervor-
gegangen sind. Gewiß ist nicht zu leugnen, daß unregelmäßig
gehämmertes Kupferblech eine prächtige malerische Wirkung
haben kann — aber allzu oft wird vergessen, daß die alten
Kupferschmiede ihre Kunst darin suchten, ihre Arbeiten, wenn
sie glatt blieben, beulenlos herzustellen und da, wo eine andre
Wirkung angebracht schien, das durch entsprechende Kunst-
formen zu erreichen wußten, nicht aber durch möglichst un-
regelmäßiges, vom technischen Standpunkte gesucht stümper-
haftes Verhämmern, das immer an die englischen Zuckerdosen
erinnert, für die es freilich eine zweckmäßige und wirkungs-
volle Behandlungsweise darstellt.
Das wird anders werden, wenn der Reiz der Neuheit
Sammelschule Architekt: Professor
an der Heusteigstraße Theodor Fischer
in Stuttgart. in Stuttgart.
Blick vom Fangelsbachfriedhof (Seitenansicht).
dieser Mode vorbei
ist und das wird
nicht länger dauern,
als die Übersätti-
gung an den alten
Zierformen, die jetzt
schon einem so
lebhaften Verlangen
nach neuen Formen
Platz macht,daß man
sich alle möglichen
Ungereimtheiten
willig gefallen läßt.
Dann wird man
wieder — hoffent-
lich in maßvollerer
und zweckbewuß-
terer Weise als zu
Zeiten der Stil-
hetze Schmuck-
formen verwen-
den, wo sie am
Platze sind, und
seine Freude an
kunstvoller Ar-
beit haben, die
wirkliche Kunst-
formen heraus-
zubringen ver-
mag. Dann wird
man die heuti-
gen Aufwendun-
gen gewiß nicht
mehr als im
Verhältnis zum
künstlerischen
Endergebnis ste-
hend betrachten.
Hoffentlich wird
man dann nicht
auch — wie es
jetzt leider schon
nach dem zuneh-
menden Mangel
an tüchtigen Ar-
beitern für kunst-
volle Schmiede-
arbeiten den An-
schein hat
den abermaligen
Verlust des vor
wenigen Jahren
so mühsam wie-
dererworbenen
technischen Kön-
nens durch die
Sammelschule Architekt: Professor
an der Heusteigstraße Theodor Fischer
in Stuttgart. in Stuttgart.
Detail von einem Brüstungsgitter.
Sammelschule Architekt: Professor
an der Heusteigstraße Theodor Fischer
in Stuttgart. in Stuttgart.
Blick vom Fangelsbachfriedhof (Hinteransicht).
jetzige Arbeitsweise zu beklagen haben. Z.
Sammelschule an der Heusteigstraße
in Stuttgart.
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in Stuttgart.
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