Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

DOI Heft:
Chronik der ehemaligen Reichsstadt Offenburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Es ist zwar beut zu Tage nicht mehr bekannt, auf welchem Plaze das
offonische Schloß gestanden; doch ist es gewiß, daß im Jahre neunhundert
sechs und zwanzig B c r t h o ld, Graf im Breisgau und Horteugau, zu
KinzdorfG) öffentlich Gericht gehalten habe, daher auch wahrscheinlich,
daß dieser Ort der ordentliche Sitz der hortengauischen Grafen gewesen
seye. Offo aber, weil er die Grafschaft mit mehreren Vorrechten erhalten,
hat sich auch eine herrlichere Wohnung erbaut und zugleich eine Stadt an-
gelegt, mit welcher nachher Kinzdorf vereiniget worden, was leichtlich in
dem zwölften oder dreizehnten Jahrhundert geschehen seyn mag. Daß aber
Offo die Provinz Hortenau mit mehrerer Herrlichkeit erhalten und inne ge-
habt, erhellet daraus, weil er hier seiu eigen Geld von feinem Silber ge-
münzt hat, dessen Gepräge das Bildniß eines Engels verstellte, der mit
beioen Händen ein Kreuz trägt. Von solcher Münze wurde im Jahre fünf-
zehnhundert sechs und zwanzig, als das Frauenklofter Sankt Klara zu Straß-
burg zerstöret worden, eine große Anzahl aus der Erde gegraben, welche
Stücke man gewöhnlich „Engländer" oder „Altoffenburger" genennet
Aus Abgang der Urkunden rft zwar von ältern Zeiten her nicht bekannt,
was mancherlei Schicksalen und Umständen Offen b urg ausgesetzt gewe-
sen; doch ist sich's wohl einzubilden, daß zu Zeiten der hunnischen Ver¬

hoben soll svergl. Lessannat. viuci lit l, 17), so mußte man freilich den König
Offa von dem Klostergründer Offo trennen; da aber solche Aechtheit sehr zu
bezweifeln ist (die Urkunde, wenn sie anders wirklich existirt, liegt vielleicht in
Bamberg), so laßt sich gegen das Ansehen der S a g e nicht weiter zu Felde ziehen
— und wir wollen inzwischen getreulich glauben, daß die alten Plä'ze Offenwei-
ler, Offenzell und Offenburg nicht etwa einem unbekannten ortenauischen
Dynasten Offo, sondern dem heiligen Offo ihren Ursprung verdanken.
(1) „Kinzdo r f, sact der Verfasser der Chronik in einer Anmerkung, sind heut zu Tage
Felder und ist die Gegend außer dec Stadt, allwo das Wirthshaus zum Ochsen
stehet. Ich weiß mich gar wohl zu erinnern , daß , als ich in den Jahren 17'>9 und
1760 zu Offenburg meine stuciia pliilosopliica absolvirte, in dem s. g. Ochsen-
garten mehrere Ueberbleibsel von schönen alten Gebäuden sind ausgegraben wor-
den." Sicherlich waren diese Fundamente römischen Ursprungs; denn daß hier
die Römer eine Niederlassung hatten, bezeugen die Denksteine, welche man im BAte
der Kinzig, auf der Stelle des alten Kinzdorf, schon öfters vorfand. Der Fluß
scheint seinen Lauf verändert und einen Theil der römischen Anlagen überschwemmt
zu haben. Es war also hier, wie bei den meisten unserer alten Orte im Rhein-
thal — der erste Anbau stammt von den K elt en und R ö m e r n, und die D e u t-
sch en, als sie das Land eroberten, setzten sich auf den Trümmern ihrer Nieder-
lassungen fest und erhoben allmächtig neue Orte mit neuen Namen.
(5) Wir müßten zuvor eine dieser Münzen selbst gesehen haben, um an ihre Abkunft
aus der offonischen Zeit zu glauben. Die Prärogative Herrlichkeit des „Gräfin
O ffo" lassen wir also an<b dahin gestellt seyn
 
Annotationen