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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Villingen kommt an das Haus Oestreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0053

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tisch gesinnter Bürger mehr, welcher nicht alles daran gebothen hätte, den
Loskauf zu vollfuhren.
Neber diese Stimmung der Stadt Villingen war Niemand vergnügter
als jene Herren. Sie hatten das Terrain gewonnen und lenkten jezt
die Blike der Bürgerschaft auf ihren künftigen Fürsten. Er mußte ein Herr
sepn von Macht und Geld, er mußte der Stadt den Loskauf erleichtern und
sie kräftig bei ihrer Freiheit und Wohlfahrt schüzen können. Wer aber
konnte es besser, als der Herzog von Oestreich? Wo war in Weiter-
Umgebung ein Haus von solchem Reichthum, Ansehen und Einfluß, wie das
seinige? Kaum hatten sich die Villinger mit dem Gedanken an Oestreich
vertrauter gemacht, als schon eine Bothschaft dem Herzog die Bitte über-
gab, er möge der Stadt in ihrer dringenden Noth ein gnädiges Auge
schenken und ihr seinen mächtigen Schirm gewähren.
Herzog Albrecht hatte erst kürzlich durch den Tod seines Bruders
Leopold die Herrschaft der Vorlande erhalten. Er befand sich damals
auf einer Reife durch dieselben und versäumte nicht, seinen Weg über Vil-
lingen zu nehmen. Sein Einzug in die Stade geschah Samstags den
vierzehnten Juni, unter dem freudigsten Jubel der Bürgerschaft. Albrecht
stund noch im schönsten Mannesalter und hatte ein ritterliches Antliz, dessen
starke Züge durch ein großes, geistreiches Auge belebt wurden; in seinem
Benehmen vereinigte er diejenige Würde, Herablassung und Freigebigkeit,
welche am meisten geeignet sind, einem Fürsten die Herzen des Volkes zu
gewinnen.
Der Herzog nahm auf acht Tage Quartier zu Villingen; cs war
die leztc Woche des Termins für die Grafen. Die herzoglichen Nathc be-
eilten sich, das Geschäft des Loskaufs und der Erbhuldigung an Oestreich
in Kürze abzuthun. Man schoß der Stadt einstweilen tausend Mark Sil-
bers vor und versprach ihr die Uebernahme von einem Theile des Kauf-
schillings. Nach dieser Erleichterung der Hauptschwierigkeit, fanden die
Villinger kein Bedenken mehr in dem Abfälle vom Hause Fürstenberg,
und schon am nächsten Montage wurde die Urkuude ausgefcrtigt, wodurch
Herzog Albrecht „die weisen und bescheidenen Leute, die Bürger gemein-
lich von Villingen (?) mit Leib und Gut, mit ihrer Stadt und ihren
Nachkommen in seinen besondern Schirm, seine Gnade und Hilfe aufnahm,
und ihnen an Eides Statt gelobte, sie bei ihren hergebrachten Freiheiten und
Rechten getreulich und kräftiglich zu handhaben." Jezt erwartete man mit
größter Ungeduld den Ablauf der Woche, und als der Morgen von Sankt

caiamiMti et nnseiise wie Johann von Winterthur
meint.
 
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