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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Villingen kommt an das Haus Oestreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0055

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chen. Die Grafen veranstalteten ein Mittagmahl, um die Abgesandten
gastlich zu bewirthen. Die Bürger, von diesem Empfange freudig über-
rascht, nahmen die Einladung in Ehren an, legten ihre Waffen bei Seite
und sezten sich zu Tische. Da wurde munter gezecht, und vielleicht mancher
Trinkspruch auf künftiges freundnachbarliches Benehmen ausgebracht. Als
aber Wein und Gespräch die Bürger vollends vertraut und sorglos gemacht,
da änderte sich plözlich die Scene. Die Grafen entfernten sich, und ihre
Dienerschaft nahm die waffenlosen Gäste fest und brachte sie auf die Thürme
der Burg in Verwahrung (D- Diese Rache nahmen die Grafen an der
Stadt Vikling en unter dem Vorwande einer Geiselschaft für die noch
ausstehende Summe am Kaufschilling.
Mit der äußersten Bestürzung und Wuth vernahmen die Dillinger
das Schiksal ihrer Mitbürger. Was bisher als ein zahmes Feuer unter
der Asche fortgeglommen, brach jezt in eine wilde Flamme aus. Es lebe
Oestreich und Fürstenberg möge verderben! Dieser Ruf drang aus
allen Gemüthern und war das Signal zum Kampfe. Die bisher so oft im
Interesse der Grafen zu Felde gezogene Bürgerschaft ergriff die Waffen jezt
gegen dieselben. Man sandle Eilbothen an befreundete Städte und Her-
ren, verwahrte die Mauern und Thürme, trat unter die Banner und zog
aus im Vertrauen auf die gerechte Sache, auf die Macht und den Beistand
der neuen Herrschaft.
Mit aller Wuth rachedürftender Gemüther entbrannte die Fehde, und
mehrere Tage lang wurden die beiderseitigen Besizungen durch Feuer und
Schwert, Raub und Entführung grausam verwüstet (ff)- Da traten end-
lich die östreichischen Herren dazwischen, vermittelten einen Waffenstillstand
und leiteten eine Thädigung ein, welche allen Krieg und Unrath zwischen
der Stadt und den Grafen richten und abthun sollte. Hiezu wurde ein Tag
nach Offenburg bestimmt. Es war der drei und zwanzigste August,
Samstags vor Bartholomäus. Die Abgeordneten der Stadt und des Her-
zogs stellten sich getreulich ein, nur die Grafen wagten es nicht, persönlich
zu erscheinen; sie sandten in Bischof Johann von Straßburg, Herzog
Luzmann von Tek, Graf Rudolf von Hohenberg, Herrn Otto von
Ochsenstcin und Walther von Geroldsek ihre Stellvertreter. Dieser

(5) „Oul, Uum cletractls armis (damals ging auch der Bürger öffentlich nie ohne
Schwert) laute eum IP8I8 (den Grafen) eibo potu^ue reCeell Cuissent, mox
Uetenti et turri 8unt maneipati."
(6) „kropter proellum luter elve8 et comltes suscltatum terra tota circumposlta
per r'-raencii« et -clepopulata est, nam mutuo mala plurima multis Ule-
bus sibi intuleruut."
 
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