Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

DOI Heft:
Berthold von Falkenstein, Abt zu Sankt Gallen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
60

schien, reichte dem Grafen die Hand zur Versöhnung, und ertheilte ihm eine
Anzahl Lehengüter, deren jährlicher Ertrag sich auf zehn Mark Silber be-
lief, wofür Rudolf dem Abte den Eid eines Vasallen des heiligen Gallus
leistete. Von dem an war Abt Berthold der eifrigste Bundesgenosse und
Helfer Graf Rudolfs. Er machte sofort den Feldzug mit, welchen dieser
gegen das Haus Montfort dem Grafen von Werdenberg zulieb unternahm.
Berthold hatte deswegen auch eine Fehde des montfortischen Hauses zu
befürchten, welches sein nächster Nachbar im Rheinlande war. Er ließ da-
her, zur Verhinderung eines Einfalles den Zugang durch drei feste Thürmc
sichern, und erwarb sich überdies in den beiden Schlössern Hausen und Ber-
nang das Besazungsrecht. In denselbigcn Tagen, am heiligen Pfingstfest,
veranstaltete Abt Berthold eine Versammlung befreundeter Edelleute,
deren Zahl sich wohl gegen tausend belief, und unter denen sich namentlich
Rudolf von Habsburg befand. Wahrscheinlich waren dabei auch Herr-
Heinrich von Hardek mit Konrad, seinem Bruder, und der Meier von Alt-
stetten mit andern Minnesängern, welche der Abt gerne um sich hatte, da er-
den Gesang besonders liebte. Der liberale Prälat war gewohnt, an sol-
chen Tagen seine Gäste mit den vorzüglichsten Weinen zu bewirthen, die er
aus verschiedenen Ländern zuführen ließ. Man erwartete diesmal eben
eine Fuhr, die über Basel kommen sollte. Sie blieb aber aus, und es er-
scholl bald die Nachricht, der Bischof habe sie aufgefangcn. Diesen Augen-
blik der Entrüstung des Abts benuzte Rudolf und gewann ihn für seinen
Zug wider den Bischof.
Berthold brachte dem Grafen nicht weniger als dreihundert Ritter
und Knechte zu, unter der Anführung Eberhards von Lupfen, des berühm-
testen Ritters weit und breit. Dem Bischof vou Basel, als er die Macht
von Habsburg sah, schien klüger, um Frieden zu bitten, als sein Glük auf
ein ungewisses Treffen zu sezen. Also geschah eine Zusammenkunft der drei
Herren zu Beuken am Rhein. Da sprach der Bischof: „Herr von Sankt
Gallen, wann verschuldete unser Frauen je den Unfug, den Ihr und Sankt
Gall ihr zugefügt?" Der Abt aber erwiderte: „Herr von Basel, wann
verschuldete Sankt Gall um unser Frauen, daß Ihr ihm seinen Wein hin-
weggenommen, der für Ritter und Knechte bestimmt war?" Hiermit
nahm die Tagfahrt ein Ende, und männiglich zog ruhig der Heimath zu.
Unlang nach diesem starb Abt Berthold, nämlich im Jahre zwölf-
hundert ein und siebzig, am zehnten Brachmonat. Seine Krankheit bestund
in einer Anfäulung des rechten Fußes, die der berühmte schwäbische Arzt,
Meister Michel, beim ersten Anblike für unheilbar erklärt hatte. Sie war
mit einem so üblen Gerüche verbunden, daß sich außer einigen armen Leu-
ten, Niemand der Bedienung des Abts unterziehen wollte. Das Volk sah
 
Annotationen