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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Der Schwarzwald und seine Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0093

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voll von Granitblöken und Haidegras, mit finstern Tobeln oder Schluchten
und Moosgründen, ein höchst rauhes, wildes und trauriges Bild ge-
währen, — aber im Ganzen trägt der Schwarzwald jenes viel freund-
lichere und belebtere Gepräge. Einige Gegenden gegen die Vorhügel hin
sind sogar durch idyllische und romantische Schönheit ausgezeichnet, und auf
manchen Höhen eröffnen sich Aussichten, welche das Auge mit Entzüken und
Bewunderung erfüllen.
Und hat der Wanderer vollends die schwarzwäldi schen Bewohner
kennen gelernt, in ihren Hütten und Dorfschaftcn, wie sie leben und weben
in ihrer werktäglichen Arbeit und sonntäglichen Feier — wahrlich, er wird
mit vollem Herzen ausrufen: „Ein schönes, treffliches, glükliches Volk."
Es wird ihn Alles an,ziehen, die nüchterne Verständigkeit, die ernste Offen-
heit und gemächliche Munterkeit im Charakter, die Reinlichkeit, Genügsam-
keit und Ruhe in den Sitten, die Gemessenheit und Ordnung in Handel und
Wandel. Es wird ihm immer heimischer werden unter diesen einfachen
und kräftigen Menschen, in dieser starken und gesunden Natur, und er wird
gestehen müssen, so weit sein Fuß auch schon umhergekommen: „Hier läßt
sich's gut wohnen, hier könnte man glüklich sein Leben verbringen."
So findet der fremde Wanderer den schauerlichen k'orot-nolio und die
wilden Llüeli-korest-men; wir aber müssen uns wundern, daß manche
Merkwürdigkeit der Natur und Geschichte des Schwarzwald es noch
einer Menge unserer Landsleute und nächsten Nachbarn ungeahnt und un-
bekannt geblieben. Doch, es liegt ja schon im langgewöhnten Charakter
des Deutschen, sein Eigenes und Nächstes weniger zu kennen und zu schäzen
als Fremdes und Weitentlegencs. Dadurch hat er sein Selbstbewußtscyn
und Selbstvertrauen verlohren, und ist ein Spielball auswärtiger Mo-
den und Politik geworden. Dieses soll endlich aufhörcn, und es soll
besser kommen, so Gott will! Deutschland hat den ersten Aufblik seines
Erwachens gethan — es fängt an, das Vaterländische zu studieren und lieb
zu gewinnen. Fördern wir solche Studien und Liebe, wo sich eine Gelegen-
heit dazu ergibt — keine Abhandlung, kein Aufsaz ist zu klein, um als Bei-
trag zum großen Ganzen annehmbar und nüzlich zu scyn.
Es ist über den Schwarzwald schon Mehreres geschrieben worden.
Zuerst trat der Fürstabt Gerbert von Sankt Blasien mit seinem großen
Werke der schwarzwäldischen Geschichte auf(O- Das Verdienst dieser Ar-,
beit bleibt gesichert, nur athmet es zu sehr den mönchischen Geist und ver-


(2) „Historig orcünis 8uncki LenccNeli coloniae. 8-uwIa-
tiisnis. 1783/-
 
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