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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Der Schwarzwald und seine Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0109

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zu dieser Zeit in ihrer Fülle steht. In den engen Thälern glühet dann frei-
lich die Sonne, aber auf den freien Höhen wehet die frischeste Luft, welche
mit den Ausdünstungen der Haidekräuter und Nadelhölzer gewürzt ist und
unbeschreiblich angenehm auf die Sinne wirkt. Gewinnt man alsdann noch
eine schöne Umgebung oder Aussicht, so ist der Genuß vollkommen. Besteige
bei himmelreiner Julizeit um Mitternacht den F eldb erg, erwarte auf sei-
ner Kuppe das Schauspiel der ausgehenden Sonne; wie ihre gluhtrothe
Scheibe am Horizonte majestätisch emportaucht, wie ihre ersten Strahlen
den Schleier des Morgcnnebels durchbrechen und die höchsten Gebirgshäup-
ter mit ihrem Golde bedeken; wie am südlichen Horizonte die Kristallspizen
der hohen Alpenkettc im prachtvollsten Purpurglanze aus dem grauen Fern-
dunste hervortretcn, während der westliche und nördliche noch im Dunkel
der Dämmerung ruhet; wie alsdann die Nebeltrümmer allmählig ver-
schwinden, das geheimnißvolle Meer der Umgebung sich immer Heller und
freundlicher als ein grünes Bergmeer entfaltet — gewähre dir dieses Schau-
spiel, und deine Seele wird keinen Raum mehr haben für kleine Gedanken!
Wenn aber der Mittag gekommen ist und du auf den weiten Bcrgwiesen
hinschlenderft, wo hundert und hundert Quellen wie Diamantschnüre in der
Sonne flimmern, und das Geläute der Hecrden vernimmst oder das Echo
der Holzart durch die hohen Forste hin; wenn dein Ange bald in dem dun-
keln Blau des Himmels schwimmt, bald auf dem Teppiche der Erde ruht,
und der Geist der Berg-Einsamkeit über dein Herz kommt, dann wirst du
fühlen, was Ruhe, was Friede und seliges Genießen ist.
Weit weniger großartig, aber landschaftlich schöner, als auf dem Feld-
berge, sind die Aussichten auf dem Bölchen, Blauen, Kandel und Kniebis;
denn sie entfalten vor dem Blike nicht jenes ungeheure Panorama von Ber-
gen, sondern eröffnen ihm den mannigfaltigen Wechsel von Berg und Hü-
gel, Thal und Ebene, von Flüssen und Straßen, Dörfern und Städten.
Den Vorzug der Aussicht haben die südlichen Höhen wegen des imposanten
Hintergrundes der Alpenkette. Vom Hochblaucn an bis hinauf zur hohen
Alp bei Stühlingen findet man eine Menge von Punkten, wo sich das Rhein-
thal, der Jura, die Aargauer und Thurgauer Berge bis an die Alpen, in
bezaubernder Schönheit darstellen. So zum Beispiel erblikt man beim Neu-
haus unterhalb Uehlingen, wenn man aus dem Walde hervortritt, eine
Landschaft, welche Alles vereinigt, was großartig und reizend ist.
Steigen wir von den Bergen in die Thälcr — welch' ein mannigfaltiger
Wechsel von dem engen und schauerlichen Höllcnthal bis hinab in das breite,
üppige, herrliche Thal der Murg! Man hat beide mit den schönsten Thal-
partbiecn der Schwei; verglichen, und ich glaube, daß sie dieses Vergleiches
würdig sind. Etwas aber haben die meisten schwarzwäldischen Thäler, was
 
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