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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Markgraf Ernst, Stammherr von Baden-Durlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0112

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Lehre gesezlich in der Markgrafschaft cinführte, zwischen diesen beiden bil-
det er einerseits ein so nothwcndiges und andererseits ein so entsprechendes
harmonisches Mittelglied, daß die ganze Geschichte vielleicht kein Land auf-
zahlen kann, wo die Reformation mit mehr Vorbereitung, Umsicht und Ge-
rechtigkeit eingeführt wurde, als in der untern Markgrafschaft.
Markgraf Ernst ward im Oktober tausend vierhundert zwei und acht-
zig geboren, als siebter Sohn Christoph des Ersten und OttilicLs von Ka-
zenellenbogen. Seine Erziehung war nach der Sitte damaliger Zeit nicht
minder wissenschaftlich als militärisch, und im kräftigsten Jünglingsalter er-
lernte er den praktischen Kriegsdienst unter Kaiser Marimilian in der Lom-
bardei. Im Jahre fünfzehnhundert und fünfzehn aber trat er seine Negie-
rung an, welche in zwei Hauptabschnitte zerfällt, in die sulzburg isch e
und pforzheimisch e Zeit.
Nach der pragmatischen Sanktion seines Vaters erhielt Markgraf Ern st
bei derLandestheilung die breisgauischenLande, nämlich die Markgraftchaft
Hachberg, die Landgrafschaft Sausenberg und die Herrschaften Röteln, Ba-
denweiler und Usenberg. Ein Umstand dieser Theilung läßt den Charakter
des jungen Fürsten schon im schönsten Lichte erscheinen. Die breisgauischen
Lande waren ursprünglich seinem Bruder Philipp zugedacht; die dortigen
Unterthanen trugen aber eine solche Liebe zu Ernst, daß sie die Abände-
rung der ersten Bestimmung erwirkten. Er führte die Regierung anfangs
noch im Namen seines Vaters, und wohnte zu Sulzb urg, wo das fürst-
liche Schloß von ihm erbaut worden.
Viele Jahre lang verweilte Markgraf Ernst im Breisgau, seit dem
Tode Christophs als selbstständiger Fürst. Wie aber im Herbste tausend
vierhundert drei und dreißig auch Markgraf Philipp zu Grabe ging, theilte
er mit MarkgrafBernhard dessen Erbschaft, und zog sich hierauf in das Un-
terland. Denn es wurde ihm die untere Markgrafschaft zugethcilt, deren
Haupt die Stadt Pforzheim war, wo er sofort seinen Wohnsitz nahm.
Ein brüderlicher Abscheid sezte indessen fest, daß beide Markgrafschasten,
ohngeachtet ihrer zwei Negierungen, für ewige Zeiten ein unzertrennliches
Ganzes verbleiben sollen. Uebrigens wurden Bernhard und Ernst durch
ihre Nachkommenschaft die Stammväter der beiden Hauptlinien des badi-
schen Hauses, der baden-badischen und der baden - durlachL-
schen.
Markgraf Ernst hatte drei Gemahlinen, zuerst Frau Elsbeth, die Toch-
ter des Markgrafen von Brandenburg; alsdann Ursula von Rosenfeld, end-
lich Anna Bombast von Hohenheim. Zehn Kinder waren die Früchte dieser
drei Ehen; einen Nachfolger als Fortpflanzer des Hauses gewann er
aber nur aus der zweiten, jenen Karl, welchen wir als den Reformator der
 
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