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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Markgraf Ernst, Stammherr von Baden-Durlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0113

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92

Markgrafschaft bezeichnet haben. Nach acht und dreißigjährigen Mühen
und Arbeiten, da er bereits ein Greis von Siebzigen war, wollte Markgraf
Ernst die Regierung niederlegen, um den Rest seiner Tage in ungestörter
Privatruhe zu verleben. Solches gönnte ihm der Tod aber nicht — er ent-
schlief am sechsten Februar tausend vierhundert drei und fünfzig. Sein Leich-
nam ward im Chore der Schloßkirche zu Pforzheim zur Erde bestattet, wo
man ihm jenes herrliche Grabmahl zum dankbaren Gedächtnisse errichtet
hat (2).
Dieses ist der kurze Abriß von dem Leben Markgraf Ern st's. Be-
trachten wir ihn nunmehr etwas näher als Reichsfürst, als Landes-
herr und als Beförderer der Reformation. Denn in dieser dreifachen
Beziehung erscheint er als ein wahrer Held seiner Zeit und als ein nach-
ahmungswürdiges Vorbild für alle Zukunft.
Ernst regierte unter Kaiser Karl dem Fünften. Das Gemüth und
Bestreben dieses Herrn stund mit dem Charakter des Markgrafen im vollsten
Widerspruche, es hätte also zwischen ihnen leicht dasselbe Zerwürfniß statt-
finden können, wie es anderwärts auf eine so traurige Weise der Fall ge-
wesen. Ernst aber erwies dem Kaiser und dessen Bruder, dem römischen
Könige Ferdinand, stets die schuldige Hochachtung, ohne sich indessen das
Geringste zu vergeben; er besuchte die Reichstage, leistete die Reichsdienfte,
wie es einem pflichtgetreuen Neichsgliede gebührte, und nahm an allen Ver-
handlungen einen thätigen Antheil im Sinne des Friedens und eines ver-
nünftigen Fortschritts. Mit keinem seiner Mitfürsten lebte er in Krieg und
Zerwürfniß, mehrere aber nannten ihn gerne ihren Freund.
Für sein Land und Volk sorgte Markgraf Ernst mit väterlicher Um-
ficht und Thätigkeit. Um die vielfach unbestimmten und verwirrten Rechts-
verhältnisse der breisgauischen Lande zu berichtigen und festzuftelten, führte
er in den Herrschaften Sausenberg, Röteln und Badenweiter neue Land-
ordnung en ein; um den breisgauischen Bergbau zu heben, gab er eine
Bergordnung; um in Durlach das bürgerliche Gedeihen zu fördern,
veranlaßte er die Verbesserung der Stadtordnungen; zur Verbesserung
der Schulen und Armenhäuser aber ließ er unnüze Pfründen verwenden.
Am glänzendsten erscheint sein landesväterlicher Charakter in den Gefah-
ren des Bauernkriegs. Seine Unterthemen hatten sich von dem Strome

(2) Den Freunden vaterländischer Geschichte und altdeutscher Kunst müßte es willkom-
men seyn, wenn die Hand eines geübten Künstlers dieses schöne Monument durch
einen Kupfer- oder Stahlstich in entsprechender Größe besonders Herausgeber»
würde. Von Gustav Müller dahier besizen wir einen sehr gelungenen Stahl-
stich des ganzen Chors der Pforzheimer Stiftskirche.
 
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