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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Markgraf Ernst, Stammherr von Baden-Durlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0114

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des Aufstandes gleichfalls hiureißen lassen und einige verhaßte Schlösser
niedergebrannt. Der Markgraf wollte nicht durch eine tyrannische Strenge
die empörten Gemächer noch mehr er-izen; er suchte sie durch Nachgiebig-
keit zu beruhigen, und sie erkannten dieses. Als seine Abgeordneten den
kaiserstuhler Haufen zur Niederlegung der Waffen aufforderten, antwortete
ihnen dessen Hauptmann: „Wir werden von unserer Sache nicht abfallen;
aber den Markgrafen wollen wir altweg schonen, weil er das Evangelium
begehrt zu fördern". Und so ist der Aufstand im Markgräsischen auch ohne
alles Blutvergießen G) wieder gestillt worden.
Leidenschaftliche Protestanten werden dem Markgrafen Ernst allezeit
vorwerfen, er habe sich in der heiligen Sache der Glaubensverbesserung
lau und feig benommen. Das ist wahr, er trat weder der augsburgischen
Confession bei, noch dem fchmalkaldischen Bunde, und diktirte seinen Unter-
thanen nicht Plözlich einen andern Glauben. Im Herzen aber war Ernst
ein aufrichtiger und warmer Freund der Verbesserung, nur wollte er sie
nicht durch gewaltsame Mittel erzielen G). Religiöse Ucberzeugung und
Gewalt — das wußte sein aufgeklärter, rechtlicher, humaner Sinn nicht zu
vereinigen. Er hatte die Ansicht, nur eine allgemeine Kirchen- oder National-
versammlung könne die große Frage entscheiden, und sein heißester Wunsch
war derselbe, womit der redliche Melanchthon seinen Geist aushauchte:
Frieden in der Kirche.
In diesem Sinne ließ Markgraf Ernst auf Reichstagen und bei Reli-
gionsgesprächen seine Abgeordneten sich erklären und einmischen G). Zu
Hause aber nahm er eine Sichtung der Geistlichkeit und der Klöster vor und
begünstigte die Verbreitung des Evangeliums durch Schriften und Prediger.

(Z) Ein altcr Bericht über das Johanniterstift Heitersheim (bei Pantaleon, Helden-
buch 165) lagt ausdrüklich: Narcbio opein et consilio Oeor^ii
rnLAni prioi-is orlliuis 8. üobannis in (Germania (ein Bombast von Hohenheim)
rusticorum tuikäs SKngmrH <-^L7r§ro7rs oompascuit."
(4) Ebenso wahr als bündig sagt Schopflin (Nist. baä. IV, 26) unter Anderm: ,Mo-
äeratio, guas Omnibus ejus praesellit aotionibus, in ne^otio reli^ionis, ubi
rara esse solet, pvaosertim apparuit. tVleüiam inArossus est viam. Zn aöo-
/encio r-e/err cnZ/n rn novo non
<5) Die Instruktion seines Gesandten zum Regensburger Reichstag im I. 1546, wovon
Sachs (IV, 46) einen Auszug mittheilt, bemüht sich zunächst den wesentlichen
Unterschied zwischen der geistlichen und weltlichen Herrschaft hervorzuheben,
wie zwischen der ewigen Kirche und ihren zeitlichen Dienern. Die Vermischung
dieser Begriffe sey der wahre Ursprung alles Zwiespaltes und Haders. Geduld
und Nachsicht übrigens lehre ja die Schrift selbst vor allem Andern, und es wäre
kein Heil zu erwarten, wo diese Lugenden nicht herrschten.
 
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