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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Markgraf Ernst, Stammherr von Baden-Durlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0115

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Sein Kanzler war Hieronymus Veh ns, ein gelehrter, frommer, der
protestantischen Sache geneigter Mann, und sein Hofprediger der Basler
Jakob Trokenbrod, ein Anhänger der lutherisch-evangelischen Lehre;
er beschirmte den Prädikanten I oh ann Ung er er zu Pforzheim und ver-
wendete sich eifrigst für die Kenziuger und Waldshuter, welche durch ihren
Glaubensabfall den ganzen Zorn des Kaisers auf sich geladen; zu Sulz-
burg, Nymburg und Pforzheim hob er die Frauenklöster auf, wegen Verar-
mung und ausschweifendem Leben; der Laudgeistlichkeit endlich befahl er,
das Wort Gotes frei von menschlichen Zusätzen vorzutragcn, die ärgerlichen
Haushälterinen zu entfernen und sich überhaupt mit mehrerem Eifer eines
christlichen Wandels zu befleißigen.
Nachdem der Markgraf auf diese Weise der Kirchenverbesserung ein
sicheres Fundament bereitet, und als er sähe, wie das Volk größtentheils für
sie empfänglich geworden, wollte er weiter gehen. Seine Absicht war, die
Geistlichen unter ihren Dekanen ordentliche Konvente und Kapitel halten zu
lassen, damit sie sich über die Grenzen und Mittel, über Art und Weise der
kirchlichen Neuerung berathen möchten. Alsdann wollte er ihnen einen
eigenen Bischof setzen, welcher unabhängig von jeglicher Kirche oder Pfründe
aus der Landeskasse besoldet und dessen Bestimmung es wäre, alljährlich die
verschiedenen Kirchensprengel zu bereisen, dort an Sonntagen zu predigen,
die Pfarrer und Pfarrgenossen zu beobachten, und in Beiseyn der Landvögte,
Amtleute und Geschwornen eine Synode abzuhalten, um das Leben und
Lehren der Geistlichkeit öffentlich zur Sprache zu bringen.
Das war im Allgemeinen der Reformationsplan Markgraf Ernsts von
Baden. In wieferne er den Unterschied von Lehre und Kultus zu wenig
beachtete, und auf welche Hindernisse er bei der Ausführung hätte stoßen
müssen, wollen wir nicht untersuchen.
 
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