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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Aeltester Anbau unterer heimathlichen Gaue
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0143

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122

Deutschen namentlich stießen am Rheinstrom auf dieKeltcn, ein uraltes
Volk, welchem der ganze Westen Europa's seine erste Kultur verdankt.
Die Folge dieses Begegnens war ein blutiger Kampf um den Besiz des
schönen Nheinthalcs. Er mag Jahrhunderte lang gedauert haben; bevor
aber der Deutsche den Sieg errang, erschienen die Römer, ein Volk ge-
borner Eroberer, welches sich im Süden von Europa aus kleinen Stämmen
wunderbar herangebildet hatte; sie unterjochten den keltischen Westen. Iezt
erhob sich der Kampf zwischen den Ger m anen und N ömern, wobei das
Rheinthal abermals zum Schauplaz diente. Beinahe ein halbes Jahrtau-
send hindurch wechselte das Kricgsglük, bis das entnervte Rom der deutschen
Jugendkraft erlag
Die Wiedereroberer des Rheinthals nach dessen römischer Beherrschung
und Kultivirung waren die Franken und Alemannen, zwei der vor-
nehmsten deutschen Stämme. Als sich dieselben in den eroberten Landschaf-
ten ansiedelten, geschah es nicht, wie man lange Zeit geglaubt hat, durch
völlige Vertreibung der alten Bevölkerung und gänzliche Zerstörung ihrer
Kultur. Jene blieb theils an dem Erdreiche haften, welches sie bebaut
hatte, und diese wurde von den Eroberern vielfach benüzt; nur, was gegen
sie Partei genommen, floh oder wurde vertrieben, und nur was den Römern
zur Unterjochung gedient, wurde zerstört.
So ging also die keltisch-römische Kultur des Nheinthals in ihren Haupt-
bestandtheilen auf unsere Vorväter über. Schon die Namen, welche der
erste Ansiedler den Bergen, Flüssen, Fluren und Niederlassungen ertheilt
hatte, erhielten sich fort, wenn auch sonst die deutsche Sprache überall die
herrschende ward. Alsdann ihre Wein- und Obstkultur, theilweis selbst
ihr Getreidebau, endlich ihre Fleken, Märkte und Schlösser, woher hatten
dies die rheinthalischen Deutschen? Sie brachten es nicht mit aus ihrer
alten Heimath, oder gründeten cs erst in der neuen, sondern sie fanden es
schon in derselben. Welch' ein Unterschied war zwischen dieser Kultur und
derjenigen zum Beispiel in Sachsen, wo der Deutsche noch keine frühere
antraf, wo also Alles ursprünglich deutsch geblieben!
Wie aber sind unsere Urväter aus dem Morgenlande an den Rhein ge-
ommen, als Hirten oder als Krieger? Lange Zeit hat man sic in den
Geschichtbüchern als ein kriegerisches Hirten- und Jägervolk beschrieben,
und am allerwenigsten als ein akerb au end es. Dies waren sie aber von
Hause aus und blieben es ungeachtet ihrer langen Wanderung, wie sie es
noch heutzutage sind, nicht allein in Europa, sondern troz der neuen Wan-
derung, auch jenseits des Meeres. Vom Grund und Boden her stammen
die meisten Begriffe und Wörter der Deutschen; auf dem Gründbesiz
beruhte ihre Verfassung, ihre Ehre, ihre Freiheit und ihr Glück! Kri ege-
 
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